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Corona-Krise

Mecklenburger Backstuben brauchen eine Landesbürgschaft

Waren / Lesedauer: 3 min

Die gute Nachricht: keine betriebsbedingten Kündigungen. Die schlechte Nachricht: große Umsatzeinbrüche. Dafür braucht die Firma nun Hilfe aus Schwerin.
Veröffentlicht:07.04.2020, 06:30

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Soforthilfen oder nicht-rückzahlbare Zuschüsse für Unternehmer – das hört sich in Krisenzeiten mit immensen Einnahmeverlusten zunächst gut an. Die Mecklenburger Backstuben profitieren von diesen Unterstützungsprogrammen allerdings nicht. „Aus jeglicher Zahlung von Soforthilfen fallen wir heraus“, sagt Kathrin Rossa, die Geschäftsführerin der Mecklenburger Backstuben. Zuschüsse für Corona geschädigte Unternehmen fließen laut Landesförderinstitut maximal in Höhe von 60.000 Euro – für Unternehmen mit bis zu 100 Beschäftigten.

Das Geld würde den Backstuben helfen, denn durch die Pandemie ist die Lage in der Großbäckerei prekär. Gerade jetzt, gut eine Woche vor Ostern, sind die weggebrochenen Einnahmen durch fehlende Café-Verkäufe katastrophal. Das Ostergeschäft beschert dem knapp 600 Mitarbeiter zählenden Unternehmen große Einnahmen.

Denn nicht etwa in der Woche vor Weihnachten oder zwischen den Feiertagen geht es sonst in den Verkaufsstellen der Backstuben richtig heiß her. „Die Woche vor Ostern ist die umsatzstärkste Woche des gesamten Jahres für uns“, erklärte die Backstuben-Chefin. Ein Viertel aller Verkaufs-Filialen mussten durch die Corona-Krise jedoch komplett geschlossen werden, unter anderem das Café am Warener Neuen Markt.

Die Umsätze dort haben eine fortlaufende Öffnung nicht gerechtfertigt, erklärte Rossa. Zurückzuführen ist der Umsatzeinbruch nicht nur auf das geltende Einreiseverbot für Touristen und Tagesausflügler, sondern auch auf ein geringeres und bewussteres Einkaufsverhalten der Kundschaft. Beim Großteil der Filialen wurden zudem Öffnungszeiten verkürzt.

60 Prozent weniger Umsatz im Vergleich zum Vorjahr

Mit Zuversicht und Optimismus will Kathrin Rossa die Großbäckerei durch die Krise führen. Das bedingt Einschnitte: zum Beispiel Kurzarbeit in jeglichen Unternehmensbereichen, angefangen von der Produktion über den Verkauf bis hin zur Verwaltung. Durch die kostensenkende Wirkung werde Schlimmeres verhindert. „Denn es wird keine betriebsbedingten Kündigungen geben“, versicherte die Geschäftsführerin im Gespräch mit dem Nordkurier.

Zugleich braucht es in Zeiten von Corona mit Umsatzverlusten von 60 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auch externe Hilfe. Dazu hat sich die Backstuben-Chefin vergangene Woche mit dem Wirtschaftsministerium MV beraten. Zusätzlich suche man mit den Hausbanken nach Lösungen.

Um etwa die Liquidität weiterhin zu gewährleisten, hat sich das Unternehmen zur Aufnahme eines Betriebsmittelkredites mit einer Bürgschaft des Landes entschlossen – in sechsstelliger Höhe. Die konkrete Summe wurde nicht genannt. Aber das Geld, hofft die Geschäftsführung, werde in vier bis fünf Wochen ausgezahlt.

Um die Liquiditätshilfe zu bekommen, sind laut Rossa allein 10 000 Euro an Bearbeitungsgebühr fällig. Hinzu kommen Bürgschaftsentgelte des Landes.

Lösungen für Großunternehmen, wie es die Mecklenburger Backstuben sind, gibt es – „doch diese Lösungen kosten uns viel Geld“, betonte die Geschäftsführerin. Für die Zukunft sollte neben unkomplizierten Soforthilfen für Kleinbetriebe auch über nicht-rückzahlbare Hilfen für größere Unternehmen mit mehreren Hunderten Mitarbeitern nachgedacht werden, regte Rossa an.

Neben diesem Kredit schloss das Unternehmen zahlreiche Individualvereinbarungen, um Kosten in der momentanen Situation zu reduzieren. Zu diesen Absprachen zählen etwa die Stundung von Gewerbesteuer sowie Kontrakte über ausgesetzte Mietzahlungen.