StartseiteRegionalMüritzMehr Geld vom Landkreis für einen ungeliebten Kompromiss

Südbahn und Kleinseenbahn

Mehr Geld vom Landkreis für einen ungeliebten Kompromiss

Neustrelitz / Lesedauer: 3 min

Rund 100.000 Euro mehr fließen künftig in den Betrieb der regionalen Bahnstrecken bei Waren und Neustrelitz – für alle Beteiligten ist das aber allenfalls ein Teilerfolg.
Veröffentlicht:22.04.2020, 20:18

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Für die regionalen Bahnstrecken „Südbahn“ und „Kleinseenbahn“ soll in den nächsten Jahren tatsächlich deutlich mehr Geld zur Verfügung gestellt werden. Das haben die Kreistagsmitglieder der Mecklenburgischen Seenplatte kürzlich einstimmig abgesegnet. Insgesamt erhält die beauftragte Hanseatische Eisenbahn GmbH damit rund 900.000 Euro für den regionalen Schienenverkehr zwischen Waren und Malchow sowie Mirow und Neustrelitz – statt wie bisher rund 790 000 Euro.

Doch damit sei allenfalls ein Teilerfolg erzielt, argumentieren diejenigen, die seit Jahren um den Erhalt der beiden Strecken im Süden und Westen des Landkreises kämpfen. Gänzlich zufrieden zeigt sich Monika Göpper keineswegs. Die Malchowerin ist nicht nur Kreistagsabgeordnete der Grünen, sondern ebenso Sprecherin der Bürgerinitiative „Pro Schiene“, deren Mitglieder seit geraumer Zeit vehement für den Ausbau der Strecke, eine bessere Taktung und die Wiederinbetriebnahme des Südbahn-Teilstückes nach Parchim kämpfen.

„Das ist nur eine Zwischenlösung“, so Göpper. Schließlich sei es eigentlich gar nicht die Aufgabe des Landkreises, für den Betrieb der Bahnstrecken zu zahlen. Dieser habe die Trägerschaft nur vom Land Mecklenburg-Vorpommern übernommen, damit die Strecke nicht vollends eingestampft wird. Die „Pro-Schiene“-Sprecherin wünscht sich endlich ein Einsehen in Schwerin, dass an der Strecke viele Menschen leben, die gerne ein besseres Nahverkehrsangebot in Anspruch nehmen würden. Soll auch heißen: Bei den Bahnprojekten gehe es eben nicht nur um touristische Angebote, wie manche politische Aussage aus Schwerin und auch der Fahrplan suggerieren. Göpper spannte ihre Argumentation noch weiter – zur derzeitigen Corona-Pandemie. Gerade ein solches Szenario, sagte sie, lege offen, dass es sinnvoll sei, wenn nicht alle Bewohner des Landes auf einem einzigen Fleck wohnen, sondern sich auf der Fläche verteilen.

Kreistagsmitglied kritisiert unzureichende Fahrpläne

Der nun abgesegnete Finanz-Zuschuss decke gerade einmal die Minimalkosten ab: „Es reicht nur, um die Strecke in derzeitiger Form zu erhalten“, kritisiert Göpper. Das bedeutet im Fall der Südbahn beispielsweise, dass bestimmte Abschnitte nur in der Tourismus-Saison oder an Wochenenden befahren werden. Erstrebenswert sei aber ein durchgehender Verkehr, so Göpper. „Die Bahnstrecke fährt momentan nur, wer keine Wahl hat.“ Der Großteil der Menschen weiche notgedrungen auf das Auto aus.

Zur Wahrheit gehört allerdings auch: Der finanzielle Zuschuss wird letztlich vom Land getragen – und vom Landkreis lediglich an das Eisenbahnunternehmen weitergeleitet. Denn immerhin erstattet das Land die entsprechenden, von der Bundesnetzagentur genehmigten Trassenentgelte. Die bisherige Finanzierung entsprach laut Verwaltung des Landkreises nur nicht den aktuellen Betreiber-Kosten. Denn vor etwa drei Jahren wurden Zuschüsse in Höhe von 300.000 Euro für die Strecke zwischen Mirow und Wesenberg sowie 489 000 Euro für die Südbahn zwischen Waren und Malchow ausgehandelt. Mit der Aufstockung des Betrages soll die erhebliche Finanzierungslücke laut Kreisverwaltung endlich geschlossen werden.

Dennoch: „Das Geld ist mehr als knapp“, erklärt Ralf Boehme, Geschäftsführer der Hanseatischen Eisenbahn GmbH. Vor allem müsse das Eisenbahnunternehmen den Erhalt der teuren Infrastruktur schultern. Dazu zähle nicht nur die Instandhaltung der Schienenstrecke. Unter anderem müssten Bahnübergänge, Signalanlagen und Sicherungstechnik unterhalten werden.

Die Hanseatische Eisenbahn fährt sowohl auf der Strecke von Neustrelitz über Wesenberg nach Mirow als auch zwischen Waren und Malchow. Der Abschnitt bis nach Parchim wurde im Jahr 2014 wegen angeblich mangelnder Auslastung zunächst eingestellt. Ein endgültiger Abbau der Schienen wurde aber nach Protesten der Bürgerinitiative und zähen Verhandlungen mit dem MV-Verkehrsministerium abgewendet.