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Sorgen in Corona-Zeiten

Müritz-Firmen: Bangen um die Lieferketten

Müritzregion / Lesedauer: 3 min

Die Grenzen zum Ausland sind wegen Corona dicht und Lieferengpässe sind nicht auszuschließen. Wie es bei Müritzer Großunternehmen läuft, erfragte der Nordkurier.
Veröffentlicht:18.03.2020, 06:54

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Trotz der Corona-Krise läuft in vielen Unternehmen der Region der Betrieb weiter. Unter anderem im Warener Metallgusswerk, das insbesondere Schiffspropeller für die weite Welt produziert. Intern gebe es schon seit Wochen Vorsichtsmaßnahmen, um Corona-Infektionen zu vermeiden, erklärt der Geschäftsführer Lars Greitsch. Angefangen von der Möglichkeit, einen Teil des Personals von zu Hause arbeiten zu lassen bis hin zu räumlicher Trennung auf dem Firmengelände und Vermeiden von persönlichem Kontakt bei Schichtwechseln. Die Schichtübergaben etwa verlaufen telefonisch oder per Mail. Dienstreisen sind bis auf ganz wenige Ausnahmen abgesagt.

Bronze kommt noch

In manchen Abteilungen wurden sogenannte Funktionalgruppen gebildet. Diese arbeiten im Wechsel zwei Wochen im Home Office und zwei Wochen im Betrieb. Externe Besuche werden nochmals auf Notwendigkeit überprüft. Qualitätsprüfer etwa besuchen das Warener Metallgusswerk regelmäßig. Auch dafür wurden Sicherheitsvorkehrungen getroffen. „So fragen wir vor jedem Besuch, ob derjenige zu einer Risikogruppe gehört“, gibt Greitsch einen Einblick ins Geschehen.

Das Gute für das Warener Werk: Die Lieferkette mit wichtiger Bronze sei derzeit noch nicht eingeschränkt, so der MMG-Chef. Das könnte daran liegen, dass die Materiallieferungen gegenwärtig vornehmlich aus Indien und Bangladesch kommen. Sollten sich Lieferengpässe auftun, könnte dies das Unternehmen hart treffen, denn MMG produziert Propeller, für die jeweils zwischen 15 und 120 Tonnen Bronze benötigt werden.

Kurzarbeit ist noch kein Thema

Auftragseinbrüche sind laut Lars Greitsch bislang noch nicht zu verzeichnen. Bei den Propellern würden sich Einbrüche ohnehin erst in drei, vier Monaten – so lang ist der Vorlauf für einen Propeller – zeigen. Bei Gusswaren mit kürzeren Herstellzeiten wie etwa bei Rohrerzeugnissen im Schleudergussverfahren wären Einbrüche schon nach rund zwei Wochen bemerkbar. Im schlimmsten Fall könnte das zu Kurzarbeit führen. Diese ist im Moment jedoch noch gar nicht abzusehen.

Hörbar angespannt

Die Zu- und Belieferung bereitet dieser Tage unter anderem Jörg Hahn arges Kopfzerbrechen. Er ist der Geschäftsführer des 750 Mitarbeiter starken Unternehmens Optimal Media, das für die Produktion von CDs, DVDs, Blu-Rays und Schallplatten bekannt ist. Das Unternehmen ist international aufgestellt. Allein 65 Prozent der Produkte gehen in den EU-Raum. „Natürlich sind auch unsere Lieferketten unterbrochen“, reagiert er hörbar angespannt auf die Nachfrage zu Corona-Auswirkungen.

Die Mecklenburger Backstuben setzen derweil auf das Konzept „Gemeinsam backen wir das“. Die Versorgung mit frischen Backwaren wird auch künftig aufrechterhalten, informierte das Unternehmen seine Kunden. Öffnungszeiten werden geändert – etwa bei der Backstuben-Filiale im Warener Rewe-Markt. Dort wird die abendliche Öffnungszeit um zwei Stunden von 20 auf 18 Uhr verkürzt. Außerdem nimmt das Unternehmen vorerst keine mitgebrachten Mehrwegbecher zum Schutz vor Corona mehr an.

„Ostern, Weihnachten und Silvester an einem Tag“

Eine ins Leben gerufene „Task Force Corona-Virus“ des Deutschen Milchkontors (DMK) tauscht sich 24 Stunden an jedem Tag über neueste Corona-Entwicklungen aus, sagte Kommunikationschef Oliver Bartelt. In der Genossenschaft sind bundesweit über 6000 Landwirte organisiert und 7500 Mitarbeiter beschäftigt. Am Standort Waren sorgt die Müritz Milch mit ihren rund 80 Mitarbeitern für die Milchverarbeitung der Rohmilch. Durch die Kaufwut der letzten Tage aufgrund der Pandemie stieg die Nachfrage nach Molkereiprodukten um ein Vielfaches. „Das ist, was die Mengenplanung betrifft, so, als ob Ostern, Weihnachten und Silvester auf einen Tag fallen“, so Oliver Bartelt. Lieferketten würden mit größter Anstrengung aufrechterhalten. Dazu seien Aktionsteams rund um die Uhr im Einsatz. Die eigentlichen Helden aber stehen aus Sicht von Bartelt in den landwirtschaftlichen Betrieben. „Solange die Milch unserer Kühe in die Molkereien kommt, gibt es auch genug zu essen und trinken“, sagt Bartelt.