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Müritz rundum: Waren will neuen Weg gehen

Waren / Lesedauer: 4 min

Rundum zufrieden sind die Mitglieder des Warener Finanzausschusses mit dem Beförderungskonzept für die Müritz-Region nicht. Ganz im Gegenteil: Sie fordern deutliche Veränderungen in der Struktur. Klappt das bis zum 10. Juni nicht, steht die Kündigung im Raum.
Veröffentlicht:15.05.2020, 07:53

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Verträge macht man in der Zeit, wo man sich einig ist, für die Zeit, wenn man nicht mehr einer Meinung ist. An diesen Grundsatz erinnerten die Vertreter der Fraktionen CDU und FDP/MUG bei der Diskussion über das Beförderungskonzept Müritz rundum am Mittwochabend beim Finanz- und Grundstücksausschuss. Während die Warener Stadtverwaltung, der Landkreis Seenplatte und der Tourismusverband Mecklenburgische Seenplatte das Projekt als Erfolgsstory verkaufen, sind die Stadtpolitiker alles andere als rundum zufrieden und fordern deutliche Veränderungen in kürzester Zeit.

Bis zum 10. Juni soll Warens Bürgermeister Norbert Möller (SPD) den beteiligten Gemeinden Röbel, Rechlin und Klink die Pläne der Warener Finanzpolitiker mitteilen und eine schriftliche Stellungnahme einholen. So wurde es mit den sechs Stimmen von CDU, FDP/MUG, AfD und Bündnis 90/Die Grünen mehrheitlich beschlossen. Norbert Dahlheim (SPD) enthielt sich, Heiko Seifert (Die Linke) und Petra Klebba (SPD) stimmten gegen den Vorschlag.

Konkret fordern Warens Finanzer, dass ein Zweckverband gegründet werden soll, bei dem die Stadt Waren als Motor des Projektes ein entsprechendes Stimmgewicht hätte. Kann Möller die anderen nicht überzeugen, droht eine vorsorgliche Kündigung des Kooperationsvertrages zum 30. Juni, wenn die Stadtvertretung auf einer möglichen Sondersitzung dies mehrheitlich beschließen sollte.

Waren trägt die finanzielle Hauptlast

Aktuell werden die Entscheidungen in einer Lenkungsgruppe getroffen, bei der die vier Gemeinden, der Tourismusverband Mecklenburgische Seenplatte und die MVVG jeweils eine Stimme haben. Bisher sei es so praktiziert worden, dass Entscheidungen stets einstimmig getroffen wurden, sagte der Geschäftsführer des Tourismusverbands, Bert Balke. Im Kooperationsvertrag von Müritz rundum findet sich dazu aber keine Regelung. Die Fraktionsvorsitzenden Toralf Schnur (FDP/MUG) und Ralf Spohr (CDU) wollen zudem nicht, dass Leistungsempfänger abstimmen dürfen und so sollen die MVVG und der Tourismusverband zukünftig keine Stimme mehr haben. „Es darf keine Denkverbote über andere Strukturen geben“, sagte Ralf Spohr. Dass sie mit der jetzigen Struktur nicht zufrieden sind, hätten sie der Warener Stadtverwaltung schon länger signalisiert und darum auch auf einen Vorschlag gewartet, wie das Projekt für die Zukunft aufgestellt wird.

Übernachtungsgäste füllen den Topf

„Waren ist ein Profiteur. Aber profitieren wir auch zu 70 Prozent und ziehen so viel Leistung raus, wie wir finanziell reinstecken?“, fragte Schnur. Denn die Hauptlast trägt die Stadt Waren. Jeder Übernachtungsgast zahlt knapp 40 Cent pro Tag ein, ganz gleich, ob er das Angebot nutzt oder nicht. So kamen im Vorjahr bei 623 055 Übernachtungen in der Hauptsaison 260 000 Euro zusammen. Für das touristische Zusatzpaket mit der City-Linie, die die beiden Zeltplätze in Kamerun und Ecktannen verbindet, flossen 104 000 Euro in den Topf Zudem schießt die Stadt Geld in die qualitative Aufwertung des Stadtverkehrs, der eigentlich Aufgabe des Landkreises ist. Das sind weitere 54 473 Euro, sodass Waren 2019 insgesamt 418 000 Euro für die Mobilität ausgegeben hat.

Sind andere Ziele weniger attraktiv?

Die große Masse der Warener Übernachtungsgäste finanziert die Mobilität der Übernachtungsgäste aus den kleineren Urlaubsorten. Denn die meisten Gäste steigen zwischendurch nicht aus, sondern fahren direkt nach Waren durch, wie eine Auswertung ergab. „Was bieten die anderen Orte an, damit die Warener Urlauber dort hinfahren?“, fragte Ralf Spohr und regte an, Müritz rundum so zu entwickeln, dass andere Urlauber-Hotspots wie Göhren-Lebbin angeschlossen werden.

Versuche, das Müritz rundum-Netz zu erweitern, gab es bereits mit überschaubarem Erfolg. So nutzten lediglich 595 Gäste die kostenlose Busverbindung zwischen Röbel und Wittstock, wo vom 18. April bis zum 6. Oktober die Landesgartenschau lockte. Erstmals konnten Übernachtungsgäste mit ihrer Kurkarte im Juli auch kostenlos in die Kreisstadt Neubrandenburg fahren, was 393 Gäste taten.

Deutlich positiv fallen die Zahlen des Nationalparktickets aus. 2018 fuhren 37 000 Gäste auf der Linie. 2019 waren es schon 43 000.