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„Netto-Krimi” – Supermarkt-Streit in Möllenhagen schlägt hohe Wellen

Möllenhagen / Lesedauer: 3 min

In Möllenhagen ist die Beziehung zwischen einem Investor und der Gemeindevertretung wegen eines Standorts schwierig. Und der Bürgermeister sieht eine „Schmutzkampagne”.
Veröffentlicht:07.09.2022, 11:59

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Als langjähriger Kommunalpolitiker ist Landwirt Thomas Diener (CDU) viel Kritik gewohnt. Doch die „Schmutzkampagne“, die derzeit in Möllenhagen gegen ihn und andere Gemeindevertreter betrieben werde, mache ihn sprachlos, sagt der Bürgermeister, Kreistagspräsident und Landtagsabgeordnete. „Das nimmt Ausmaßen an. Meine Familie kann nicht mehr im Ort einkaufen gehen, ohne beleidigt zu werden, und auch Angehörige von Gemeindevertretern werden angerufen und unter Druck gesetzt. Die haben zum Teil wirklich Angst“, sagt Diener. Grund ist der Streit um einen Supermarkt-Standort

Neuer Standort wurden zweimal von Gemeindevertretung abgelehnt

Neben dem Hoyer-Autohof hat die rote Netto-Kette, die zur Edeka-Gruppe gehört, ein Grundstück gekauft, um dort einen neuen Markt zu bauen. Doch dieses Vorhaben wurde von der Gemeindevertretung zweimal abgelehnt. Auch das Amt für Raumordnung und Landesplanung in Neubrandenburg spricht sich gegen einen neuen Markt im Gewerbegebiet aus, weil der dann den bestehenden Edeka-Markt im Ortszentrum kaputt machen würde.

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Für den ist laut Thomas Diener mit dem Cap Markt ein neuer Betreiber gefunden. Wenn der Edeka zum Jahresende schließt, übernimmt der Cap Markt mit einem Zwischenangebot, bevor es ab März richtig weitergehen kann am Standort. „Was uns an dem Markt, der im übrigen auch zur Edeka-Gruppe gehört, besonders gut gefällt, ist der integrative Gedanke. Dort arbeiten nämlich auch Menschen mit Beeinträchtigungen“, sagt Thomas Diener.

Doch die Freude über eine Lösung und damit den Erhalt des Standorts, der für viele Möllenhagener gut zu Fuß zu erreichen ist, ist getrübt. Denn die von Netto beauftragte Projektentwicklungsgesellschaft Newtown macht gegen die Gemeindevertretung mobil. In sozialen Netzwerken wurde ein Flugblatt verschickt, das dazu aufrief, dass die Bürger ihre Gemeindevertreter eindringlich anrufen oder sich „anderweitig bemerkbar“ machen sollen.

Auch der Landkreis spricht sich gegen neuen Markt aus

Unterzeichnet wurde der Aufruf vom Newtown-Geschäftsführer und Investor Heiko Ankers sowie dem Gebietsleiter Expansion-Ost von der Netto Marken-Discount Stiftung & Co.KG, Patrick Muranko. In dem Schreiben wird der Gemeindevertretersitzung und besonders Thomas Diener vorgeworfen, dass man das Vorhaben nicht unterstütze.

Das zeigte Wirkung. So erreichten auch die Redaktion Mails von Bürgern wie Franziska Brunnckow. „Zur Zeit läuft eine Unterschriftenaktion. Wir kämpfen weiter und geben nicht auf“, schreibt sie an die Redaktion. Ob dieser Kampf aussichtsreich ist?

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„Wir haben das gar nicht in der Hand. Selbst wenn sich die Gemeindevertretung für den zweiten Markt entscheiden sollte, würde das mit Sicherheit vom Kreis geblockt werden“, sagt Thomas Diener. Zum Bauantrag wolle er nichts sagen. „Leider kommunizieren wir mittlerweile nur noch über Anwälte. Das habe ich in der Form auch noch nicht erlebt“, sagt Diener. In der Gemeinde seien auch an ihn persönlich adressierte Briefe im Umlauf. „Das ist eine Verletzung des Post-und Briefgeheimnisses“, so Diener.