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Ex-Bundespräsident Gauck

Ostdeutsche können Populisten zurückdrängen

Waren / Lesedauer: 2 min

Ex-Bundespräsident Joachim Gauck war am Dienstag in Waren zu Gast. 30 Jahre nach dem Mauerfall sieht er Ostdeutschland weiter in einem Transformationsprozess in Sachen Demokratie.
Veröffentlicht:22.10.2019, 21:10
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Die Ostdeutschen befinden sich nach Ansicht von Ex-Bundespräsident Joachim Gauck auch 30 Jahre nach dem Mauerfall noch in einem Transformationsprozess in Sachen Demokratie. „Wessis sind nicht charakterlich besser als Ossis”, sagte Gauck am Dienstag beim 20-jährigen Jubiläum der Regionalen Arbeitsstelle für Bildung, Integration und Demokratie (RAA) Mecklenburg-Vorpommern in Waren an der Müritz. Doch im Westen hätten die Menschen deutlich länger Zeit gehabt, Eigenverantwortung und demokratische Spielregeln zu lernen. Trotzdem würden auch die Ostdeutschen den Populismus zurückdrängen, zeigte sich Gauck optimistisch.

„In uns schlummern Möglichkeiten, die alles Destruktive überwinden können”, erklärte der ehemalige Rostocker Pastor vor rund 100 Gästen. Als Beispiel nannte Gauck die friedliche Revolution und die große Aufbauleistung seit 1989, deren Veränderungen er hautnah mitverfolgt habe. All das habe man im Osten mit im Verhältnis zum Westen deutlich weniger aktiven Bürgern geschafft.

„Das Allerwichtigste in Zeiten der Verunsicherung ist, nicht ängstlich zu den Populisten zu schielen”, sagte der Ex-Bundespräsident mit Blick auf die AfD, ohne die Partei zu nennen. Deren Slogans wie „Vollende die Wende” – wie in Brandenburg – nannte Gauck „Schwachsinn”. Aktive Demokratieverfechter, wie die RAA, seien enorm wichtig und müssten Menschen animieren, die Populisten zu stellen und immer mit Argumenten zu konfrontieren. „Wir sollten nicht in die Klagelieder der Verzagten einstimmen”, erklärte das ehemalige Staatsoberhaupt, Deutschland brauche „Ermutiger.”

Die RAA M-V hat 40 Mitarbeitern und wird zu den erfahrensten Demokratievermittlern im Osten Deutschlands gezählt. Sie betreibt mit Hilfe von Stiftungen, Bund und Ländern Regionalzentren für demokratische Kultur und gegen Extremismus in Anklam in Vorpommern und im westmecklenburgischen Ludwigslust, ein Projektbüro zum Zusammenleben von Polen und Deutschen in Löcknitz, ein Geschichtsprojekt in Neubrandenburg und eine Medienwerkstatt in Waren.