Nach Milzbrand-Alarm
Rund 20 Zislower von Kripo vorgeladen
Zislow / Lesedauer: 2 min
Rund 20 Bewohner des Dorfes Zislow haben in dieser Woche Vorladungen der Kriminalpolizei erhalten. Die Beamten wollen mit den Vorgeladenen im „Heimathaus” Zislow ins Gespräch kommen, hieß es in einer Mitteilung der Polizeiinspektion Neubrandenburg. Im „Heimathaus” werden Vernehmungen durchgeführt, Speichel- und auch Schriftproben genommen. Diese polizeilichen Maßnahmen erfolgen auf freiwilliger Basis, betonte Polizeipressesprecherin Diana Mehlberg. „In diesem Zusammenhang haben die Beamten auch mit der Abnahme von freiwilligen DNA-Proben begonnen, um dadurch den Absender des Briefes an Hand von Spuren ermitteln zu können”, erklärte sie weiter. Die Kripo-Beamten haben zudem mit Bürgermeister Uwe Albrecht (parteilos) gesprochen, um sich ein Bild über die allgemeine Lage in Zislow zu verschaffen, hieß es aus der Polizei-Inspektion Neubrandenburg.
Seit gut zwei Wochen wird ermittelt
Die Kriminalpolizei ermittelt seit gut zwei Wochen in Zislow, nachdem am 7. Februar in den Briefkasten des Zislower Bürgermeisters ein anonymer Briefumschlag eingeworfen wurde. Der Umschlag enthielt einen Zettel mit den Worten „Anthrax” sowie eine pulvrige Substanz. Das Pulver wurde durch das Robert-Koch-Institut Berlin untersucht: Es handelte sich dabei nicht um Anthrax, also nicht um Milzbrand-Erreger. Der Brief hatte einen Großeinsatz von Polizei und Rettungskräften ausgelöst. Der Bürgermeister und seine Frau sowie weitere Zislower standen unter Quarantäne, bis klar war, dass das Pulver zum Glück harmlos war.
Die Tat selber ist nicht harmlos: Die Kriminalpolizei ermittelt wegen der Störung des öffentlichen Friedens durch Androhung von Straftaten. Das „Treffen”, wie die Polizei die laufenden Vernehmungen im Zislower „Heimathaus” nennt, soll ausgewertet werden. Anschließend werden, so Pressesprecherin Mehlberg, weitere polizeilichen Maßnahmen geplant.
Welle der Solidarität
In Zislow, im Amtsbereich Malchow und weit darüber hinaus hat der „Anthrax”-Brief Entsetzen, aber auch eine Welle der Solidarität ausgelöst. Im Dorf selbst formiert sich eine Wählergemeinschaft, die unter dem Namen „Ortsfrieden für Zislow” mit eigenen Kandidaten zur Kommunalwahl im Mai antreten möchte. Bürgermeister Uwe Albrecht hatte in einem Nordkurier-Interview öffentlich gemacht, dass er und andere Bürger Briefe, anonyme, aber auch mit Absender versehen, bekommen hatte, die auch Drohungen enthielten, vor allem im Zuge der Bürgermeisterwahl im August 2018. Die konnte Uwe Albrecht mit rund 90 Prozent aller Wählerstimmen in dem 200-Einwohner-Ort für sich entscheiden. Der Zislower hat inzwischen signalisiert, dass er zur bevorstehenden Kommunalwahl wieder für den Gemeinderat antreten will.