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Vereinsleben

Streit um ausstehende Arbeitsstunden im Wassersportverein

Waren / Lesedauer: 3 min

Ein Mann ist empört, dass ihn sein Verein, in dem er fast 30 Jahre lang Mitglied war, zur Kasse bittet. Das sei jedoch alles rechtens, sagt der Vorsitzende.
Veröffentlicht:19.02.2020, 15:38

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„Ich dachte, ich könnte meine letzten Tage im Verein verbringen“, erzählt Friedrich Meier*. Doch schließlich sah er sich gezwungen, aus dem Verein auszutreten, den er selbst vor 29 Jahren mitgegründet hatte. Nach zwei Bandscheibenvorfällen und einer Hüftoperation, hat der 84-Jährige die vom Verein geforderten Arbeitsstunden körperlich nicht mehr leisten können, wie er sagt. Als Kompensation sollte er zahlen, was er nicht einsah. „Anfang 2018 bin ich aus finanziellen Gründen und wegen des veränderten Klimas aus dem Verein ‚Stille Bucht von Kamerun‘ ausgestiegen“, berichtet Meier.

Abgeschlossen war das lange Kapitel „Stille Bucht“ für ihn damit noch lange nicht. Meier erhielt einen gerichtlichen Bescheid über die ausstehenden Zahlungen – ein niedriger vierstelliger Betrag für die nicht geleisteten Arbeitsstunden. Das langjährige Mitglied ist enttäuscht. „Ich habe so viele Jahre in dem Verein mitgewirkt“, erzählt Meier. „Ich habe, als ich noch konnte, oft auch Arbeitsstunden über die geforderte Norm hinaus geleistet und dem Verein kostenlos private Arbeitsgeräte zur Verfügung gestellt.“ So gehe man mit Kollegen nicht um, ärgert er sich.

Feste Regelung in der Vereinssatzung

„Es stimmt, dass wir mit Herrn Meier nicht im Guten auseinandergegangen sind“, bestätigt der Vereinsvorsitzende Kai Seiferth. Doch er will sich an die festgelegten Regeln halten: „Sonst fragen sich die anderen: Wieso muss er nicht zahlen, aber ich schon. Wir müssen gerecht bleiben.“

Die Neuregelung, auf die er sich bezieht, sei vor zwei Jahren bei einer Vollversammlung fast einstimmig beschlossen worden: „Jeder kann jetzt frei entscheiden, ob er die Arbeitsstunden leistet oder nicht. Leiste ich die Stunden nicht, muss ich bezahlen.“ Dabei sei es egal, ob das Vereinsmitglied keine Zeit oder keine Lust habe oder eben alt und krank sei. Seit dem Beschluss sei Entspannung eingetreten, so Seiferth.

Denn bis dahin mussten Vereinsmitglieder, die nicht arbeiten konnten, dies vor dem Vorstand begründen. „Ich möchte aber nicht, dass die Mitglieder die Verpflichtung spüren, uns Rechenschaft über ihren Gesundheitszustand abzulegen“, erklärt Seiferth. Diese Informationen seien zu intim und privat. Zudem stehe es ihm nicht zu, Entscheidungen darüber zu treffen, wer arbeiten kann und wer nicht. „Wir wollten eine Regelung, bei der das nicht von der Einschätzung des Vorstandes abhängig ist“, so Seiferth.

Neun Stunden Arbeit im Jahr vorgesehen

Dass ältere und kranke Mitglieder in dem alternden Verein für nicht geleistete Arbeitsstunden zahlen müssen, hat aber auch einen finanziellen Hintergrund. Denn damit die Anlage betrieben werden könne, müssten die Arbeiten gemacht werden, erklärt Seiferth. Wenn nicht von Vereinsmitgliedern, dann von externen Firmen, die bezahlt werden müssen.

Der Vorsitzende und stellvertretende Landrat weist aber darauf hin, dass die Zahl der Arbeitsstunden altersabhängig gestaffelt sei. Rentner müssten acht oder neun Stunden im Jahr arbeiten. Die Art der Arbeit könne dabei im Gespräch individuell geregelt werden: „Eines unserer Mitglieder war Seemann. Er leistet seine Arbeitsstunden ab, indem er Knoten spleißt.“

Doch nicht jeder kann Knoten spleißen. Als Meier noch im Vorstand war, habe man alles nicht so streng genommen, sagt er. „Wer ausgestiegen ist, ist ausgestiegen. Jetzt ist der Verein nur noch an zahlungsfähigen Mitgliedern interessiert.“ Gegen die Zahlungsaufforderung hat er Widerspruch eingelegt.

* Name von der Redaktion geändert