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Unterschriftensammlung

Tageseltern an der Seenplatte kämpfen um mehr Geld

Röbel / Lesedauer: 3 min

Mehr als 1600 Unterschriften haben Tageseltern aus dem Landkreis gesammelt, um eine auskömmliche Finanzierung durch den Landkreis zu fordern.
Veröffentlicht:26.11.2019, 05:58

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Die Tageseltern in der Seenplatte kämpfen für mehr Geld und diesbezüglich eine Gleichstellung mit den Kitas. Mario Radfeld, der mit seiner Frau Dörte die Kindertagespflege „Die Feldhasen“ in Röbel betreibt, hat dafür jetzt dem Chef des Jugendhilfeausschusses Peter Ritter (Die Linke) eine Liste mit 1622 Unterschriften übergeben.

Wegen der schlechten Rahmenbedingungen hat sich die Zahl der Tagesmütter und -väter bereits verringert. 2016 gab es im Landkreis noch 236 von ihnen, momentan sind es nur noch 173. Sie betreuen derzeit rund 730 Kinder.

„Wir fordern eine angemessene Vergütung unserer Arbeit“, sagt Mario Radfeld. Momentan erhalten Tageseltern pro Kind 550 Euro im Monat. Darin enthalten seien 100 Euro für Sachkosten. „Viele Kindertagespflegepersonen erhalten nur eine Pflegeerlaubnis für drei oder vier Kinder. Das heißt, die durchschnittliche Betreuung liegt bei vier Kindern und ist in der Regel nicht über das gesamte Jahr gegeben“, so Radfeld.

Eltern haben Recht auf Zehn-Stunden-Betreuung

Nur wenige Tageseltern haben über Zusatzqualifikationen die Erlaubnis, fünf Kinder zu betreuen. Aber nur dann und bei voller Auslastung könne man eine Vergütung erreichen, die dem Mindestlohn vergleichbar wäre, sagt Radfeld – sonst liege man darunter.

Mario Radfeld zählt auf, wofür das Geld genutzt wid: Miete, Instandhaltung, Reinigung, Versicherungen, Weiterbildungen und natürlich die eigenen Lebenshaltungskosten. Für die Tageseltern bedeutet ihr Job eine 50-Stunden-Woche, denn die Eltern haben bei einem Vollzeitplatz das Recht auf zehn Stunden Betreuung ihres Kindes.

Momentan gehen beim Jugendamt des Landkreises etliche Forderungen von Kindertagesstätten ein, die mehr Geld verlangen. Hintergrund sind Tarifanhebungen und andere gestiegene Kosten. Das Jugendamt plant dafür derzeit auch sieben bis acht Prozent an Mehrkosten ein. Die Tagespflegeeltern haben davon allerdings nichts.

Der zuständige Sozialdezernent Michael Löffler kennt die Situation, verweist aber darauf, dass man erst in diesem Jahr die Vergütung für Tageseltern pro Kind und Monat von 520 auf 550 Euro angehoben habe und dass man damit im Landesdurchschnitt liege. Zudem beteilige man sich auch an den Kosten für Versicherungen und Weiterbildungen.

Tagespflege laut Gesetz gleichberechtigt

Dass die Tagespflegeeltern finanziell schlechter gestellt seien als Kita-Betreiber, liege in ihrer Geschichte begründet. Ursprünglich waren sie nur zur Behebung von Notsituationen gedacht – wenn eine Mutter zusätzlich zu den eigenen Kindern weitere zur Betreuung in ihren eigenen vier Wänden übernommen habe, erhielt sie dafür eine finanzielle Anerkennung.

Die Situation hat sich aber geändert. „Wir haben verstanden, dass es in der Finanzierung ein Stück weit eine Ungerechtigkeit gibt“, sagt Michael Löffler. Ganz gleichziehen könne man aber nicht: In einer Kita gebe es andere Rahmenbedingungen in der Kostenstruktur und den baulichen Anforderungen. Momentan werde allerdings die Richtlinie für die Kindertagespflege überarbeitet und voraussichtlich in der ersten Sitzung des Jugendhilfeausschusses im kommenden Jahr behandelt. Ob zur Zufriedenheit der Tageseltern – das werde man dann sehen.

Der Ausschussvorsitzende Peter Ritter hat Verständnis für die Forderungen der Tagespflegeeltern. Deren Forderungen seien berechtigt. Immerhin sei die Tagespflege laut Kitaförderungsgesetz ein gleichberechtigtes Bestandteil der Kinderbetreuung. Er verlangt von der Verwaltung, dass der Entwurf der neuen Richtlinie vorab den Fraktionen zugestellt werde, damit die Parteien noch vor der Beratung im Januar Einfluss nehmen können.