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Umweltverband lehnt Lachszucht in Malchow ab

Malchow / Lesedauer: 3 min

In einer Urlaubsregion soll eine Anlage zur Aufzucht von Atlantischen Lachsen entstehen. Für den BUND ein Unding.
Veröffentlicht:29.03.2022, 17:22

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Naturschützer wie Walter Tinnacher sehen im Millionenprojekt um die geplante Lachsfarm gleich mehrere Haken. Tinnacher, seines Zeichens Mitglied der Warener Ortsgruppe des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) lehnt die Aufzucht von Atlantischem Lachs an Land kategorisch ab. Als Gründe führte er unter anderem eine massive Flächenversiegelung und Profitdenken an. „Das Projekt ist im ökologischen Sinne nicht nachhaltig“, sagte Tinnacher.

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Verband: Zu viel Boden versiegelt

Geben die Abgeordneten des staatlich anerkannten Kurortes mindestens ihr mehrheitliches Okay für weitere Planungsschritte einer Anlage mit Zehn- und Hunderttausenden Fischen, müsste dafür auch reichlich Boden versiegelt werden. Der brandenburgische Investor Patrick von Hertzberg und sein Planer Frank Wiegandt sprachen bei Vorstellungsrunden des Projektes im Kreise der Politiker von einer Zuchthalle mit den Maßen von etwa 350 mal 100 Metern. Insgesamt 35 000 Quadratmeter müssten dann also versiegelt werden. Das entspräche 3,5 Hektar. In dieser geplanten Dimension wäre sie laut Planer die größte Aquakultur an Land, die es in ganz Europa gebe. Als „überdimensioniert“ bezeichnete Tinnacher das Vorhaben. Drei Punkte kritisierte das BUND-Mitglied besonders: Neben dem übermäßigen Verbrauch natürlicher Ressourcen und Energie stimme außerdem der hohe Flächenbedarf – für die allererste von drei Ausbaustufen, in der zunächst jährlich bis zu 5000 Tonnen Lachs produziert werden sollen – skeptisch. Allein der tägliche Frischwasserbedarf in der ersten Ausbaustufe liege laut des Investors bei 650 Kubikmeter. Dieses Wasser müsse nach herausfordernden Dürrejahren und einem längst noch nicht erholten Grundwasserspiegel erst einmal zur Verfügung stehen, zweifelt der Müritzer an der Anlagengröße.

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Neue Arbeitsplätze als Argument für die Anlage

Befürworter des Projektes sehen die Fischzucht an Land als Impuls, das städtische Energiesystem auf bessere Beine zu stellen. Den Strombedarf schätzte der Investor in der Vergangenheit auf etwa 3,8 Megawatt. Durch Photovoltaikanlagen auf dem Dach könnte sich der benötigte Strom um bis zu 1,5 Megawatt verringern, hieß es auf Planerseite.

Schon jetzt habe die Gesellschaft ein Problem mit Artensterben und Biodiversität, argumentiert Walter Tinnacher für die Position der Ortsgruppe. Durch die riesige Anlage könnten sich diese Problemfelder noch vergrößern, spricht der Müritzer. „Atlantischer Lachs ist ein Luxusprodukt, das aus Bedarfsgründen nicht gezüchtet werden muss“, macht der BUND-Vertreter im Gespräch mit dem Nordkurier klar. Statistiken zeigen dagegen seit Jahren, dass der Lachskonsum steigt. Nur weil die Nachfrage groß ist, müsse man darauf nicht mit Massentierhaltung angesichts klimakritischer Zeiten reagieren, stellt Tinnacher klar. Vielmehr müsse ein Unterschied zwischen dem tatsächlichen Bedarf und der Nachfrage gemacht werden. Auseinandergesetzt mit dieser Sichtweise kommt der Warener Umweltverband nicht zum Schluss eines notwendigen Baus.

Befürworter führten bei abendfüllenden Diskussionen um den Standort Malchow als Lachsfarm immer wieder Arbeitsplätze für die Stadt, Steuereinnahmen und energiepolitische Gründe an, die für die Ansiedlung sprechen. Am 7. April findet die nächste Malchower Stadtvertretung statt. Dann könnte über die nächsten Planungsschritte abgestimmt werden. Die Ortsgruppe verfolgt das Projekt weiterhin mit Argusaugen. Kommt es zur Beteiligung öffentlicher Belange, wird der BUND-Landesverband in Schwerin eine entsprechende Stellungnahme abgeben.