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Nach Verfolgungsjagd

Video zeigt "Reichsbürger"-Festnahme – Polizei sauer

Waren / Lesedauer: 3 min

Ein Facebook-Video von der Festnahme zweier „Reichsbürger” in Jabel bei Waren macht Furore. Die Polizei nimmt nun Stellung.
Veröffentlicht:23.02.2018, 13:17

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Ein „Reichsbürger” entzog sich am Donnerstag einer Polizeikontrolle und lieferte sich im Anschluss eine Verfolgungsjagd mit der Polizei durch Waren bis in das gut zwölf Kilometer entfernte Jabel – und brachte dabei andere Autofahrer in Gefahr. Schließlich wurde er gestellt und gemeinsam mit seinem Bruder festgenommen – nicht ohne erheblichen Widerstand zu leisten.

Auf Facebook wurde daraufhin mit dem Kommentar „Das ist Willkür vom feinsten !!!!!!!!!!! 2018-02-21 Polizeigewalt o Haftbefehl” ein rund zehnminütiges Video von der Festnahme der 29 und 32 Jahre alten Brüder veröffentlicht. Bis Freitagmittag sahen es mehr als 500.000 Facebook-Nutzer.

Auf den Bildern ist zu unter anderem zu sehen, wie Polizisten einen der Männer, der erheblichen Widerstand leistet, aus einem Auto holen und in den Polizeiwagen tragen. Die Mutter des Mannes, die lautstark Erklärungen von den Beamten verlangt, wird zu Beginn des Videos von einem Polizisten weggestoßen. Schließlich wird auch der zweite Bruder abgeführt.

Gegen den 29-Jährigen lag ein Haftbefehl vor

Nun nahm die Polizei Stellung zu dem Video. Das Video sei ohne Zustimmung der Polizei von einer privaten Person veröffentlicht worden, teilte eine Sprecherin der Polizeiinspektion Neubrandenburg am Freitag mit. Hintergründe zu dem polizeilichen Einsatz fehlten.

Sowohl das Fahrzeug als auch das Vorliegen eines Haftbefehls gegen den als „Reichsbürger” bekannten Fahrzeughalter seien den Einsatzkräften bekannt gewesen. Deshalb habe man in Waren eine Verkehrskontrolle durchführen wollen. Der Fahrer des Wagens sei jedoch geflüchtet und habe bei der anschließenden Verfolgungsjagd zahlreiche Verkehrsverstöße – darunter Missachtung von Vorfahrtsregeln, Missachtung des Rechtsfahrgebotes und zahlreiche erhebliche Geschwindigkeitsüberschreitungen – begangen.

Erst an der Wohnanschrift des Flüchtigen in Jabel endete die Verfolgung: Dabei stellte sich heraus, dass es sich bei dem 32 Jahre alte Fahrer nicht um den Fahrzeughalter, sondern um dessen Bruder handelte, der der Polizei ebenfalls als "Reichsbürger" bekannt ist und keine gültige Fahrerlaubnis hat, teilten die Beamten weiter mit.

Polizist an der Hand verletzt

Bei der Kontrolle in Jabel, die auch auf dem Facebook-Video zu sehen ist, wehrte sich der 32-Jährige laut Polizei heftig gegen die Kontrollmaßnahmen, in dem er zum Beispiel die Fahrertür wieder schließen wollte. Dabei sei ein Beamter an der Hand leicht verletzt worden, als er das Schließen der Fahrzeugtür verhindern wollte. Da sich der 32-Jährige nicht ausweisen konnte, sollte er zur zweifelsfreien Klärung der Identität zum Polizeihauptrevier verbracht werden.

Auch hierbei habe er heftigen Widerstand gegen die Polizisten geleistet. Dieses hätten der 29-jährige Bruder und die Mutter des 32-Jährigen bemerkt. Beide gehören den Beamten zufolge ebenfalls der sogenannten „Reichsbürger”-Szene an. Dem 29-Jährigen sei der offene Haftbefehl erläutert worden. Gegen die Festnahme habe der 29-Jährige ebenfalls Widerstand geleistet.

Nach Eintreffen der Verstärkung wurden der 29-Jährige und der 32-Jährige zum Revier gebracht. Da beide keine Ausweispapiere bei sich trugen und auch keine Angaben zu ihren Personalien machten, wurden sie in Gewahrsam genommen, um dort ihre Identität zu prüfen. Inzwischen wurde der 32-Jährige wieder entlassen.

Polizei prüft Ermittlungen wegen Video-Veröffentlichung

Der 29-Jährige wurde nach der erkennungsdienstlichen Behandlung und nach der Zahlung der fälligen Geldstrafe entlassen, da so der Haftbefehl aufgehoben wurde. Die Ermittlungen wegen gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr, Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte und Fahren ohne Fahrerlaubnis wurden aufgenommen.

Auf Grund der Veröffentlichung des Videos prüft die Kriminalpolizeiinspektion Neubrandenburg derzeit, ob strafrechtliche Verstöße vorliegen. Sollte dies der Fall sein, werden entsprechende Strafanzeigen aufgenommen und Ermittlungen eingeleitet.

Update (16 Uhr): Inzwischen sind sowohl das Video, als auch das Facebook-Profil des Veröffentlichers, nicht mehr zu finden.