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Proteste

Warener Demo-Organisator bei rechtsextremem Szene-Treffen

Waren / Lesedauer: 4 min

Handwerker Holger Anton ist eines der bekannteren Gesichter der Energie-Proteste in Waren. Rechtsextreme Kontakte streitet er ab. Fotos zeigen ein anderes Bild.
Veröffentlicht:05.11.2022, 13:22

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Wohl in keiner Stadt in MV sind die Proteste gegen die Energiepolitik derzeit so erfolgreich wie in Waren. Gemessen an der Größe der Kleinstadt gehen hier jede Woche auffällig viele Menschen auf die Straßen. Und auch politisch gewinnen die Organisatoren an Einfluss.

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Warens Bürgermeister sprach auf einer Demo, mit den Stadtvertretern wurde gemeinsam ein offener Brief formuliert, zuletzt folgten mehrere Abgeordnete der Einladung zu einer Debatte, zu der 400 Besucher in den Warener Bürgersaal kamen (Nordkurier berichtete).

Politiker distanzieren sich nicht von Protesten

Die Distanz, die viele Politiker zu den Protestbewegungen der vergangenen Jahre hielten, scheint hier vorbei. Ein möglicher Grund: An der Organisation der Aktionen beteiligen sich zahlreiche Unternehmer, die öffentliches Ansehen genießen. Doch der Vorwurf, auf Demos und anderen Veranstaltungen grenze man sich nicht ausreichend gegen politisch radikale Kräfte ab, wurde an der Müritz zuletzt wieder lauter.

Zwar hatten die Veranstalter mehrfach auf den Demos erklärt, dass sie politischen Extremismus ablehnen und wenig Handhabe dagegen haben, dass Rechtsextreme als normale Teilnehmer zu den Protesten kommen. Auch vom rhetorischen NS-Vergleich einer Rednerin hatte sich die Initiative distanziert – wenngleich eher halbherzig.

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Zuletzt rückte aber der Unternehmer Holger Anton in den Fokus, der in Schloen bei Waren einen Handwerksbetrieb führt und immer wieder als „Sprecher der Initiative“ und Redner auf Kundgebungen auftritt. Antons Vergangenheit in den rechtsextremen Strukturen der Region war dabei nie ein Geheimnis. Direkt darauf angesprochen, gab er sich stets geläutert – sprach von Jugendsünden und einem Sinneswandel mit gestiegenem Alter, Familie und eigenem Betrieb. Er, so Anton, lehne jede Form von Extremismus ab.

Doch Veröffentlichungen einer Rostockerin aus dem linksextremen Milieu auf dem Kurznachrichtendienst Twitter ließen zuletzt Zweifel daran aufkommen, dass Anton mit seiner Vergangenheit gebrochen hat.

Auch 2019 nahm Anton noch an rechtem Treffen teil

Mehrere Fotos zeigen den Unternehmer im Jahr 2019 auf einem Treffen im mecklenburgischen Jamel beim sogenannten „Tanz in den Mai“. Der Ort gilt als Prestige-Projekt sogenannter „völkischer Siedler“ um den NPD-Aktivisten Sven Krüger, der als führende Figur der Vereinigung „Hammerskins“ in Deutschland gilt.

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Entsprechend überrascht nicht, wer sonst noch auf Fotos der Veranstaltung zu erkennen ist. Zwischen Kleidungsstücken in Reichsfarben, Tracht, Runen und Hammerskin-Logos sind auch bekannte Rechtsextreme wie die NPD-Vorstandsmitglieder Enrico Hamisch und David Petereit zu sehen. Mittendrin und gut gelaunt zwischen Hüpfburg und Tänzchen um den Maibaum: Holger Anton.

Anton bestätigt Teilnahme

Auf Nachfrage des Nordkurier bestätigt der seine Teilnahme und die Echtheit der Bilder, zu Einzelheiten wolle er sich aber nicht äußern. Nach Veröffentlichung der Fotos sei das Thema innerhalb der Warener Unternehmerinitiative besprochen worden. „Damit ist alles gesagt“, so Anton. Ungeachtet seiner Teilnahme in Jamel fügt er noch an, keinerlei Kontakte in die rechtsextreme Szene zu pflegen.

Und auch zu einem anderen Vorwurf aus seiner jüngeren Vergangenheit will Anton sich nicht näher einlassen. 2015 musste sich Anton vor dem Warener Amtsgericht wegen Körperverletzung verantworten. Der Vorwurf: Er soll den einstigen Lebensgefährten seiner Mutter bedroht und dann im Beisein mehrerer Freunde mit einem Baseballschläger ins Krankenhaus geprügelt haben.

Es war ein komplizierter Prozess mit vielen unterschiedlichen Zeugenaussagen und angeblich alkoholbedingten Gedächtnislücken bei den Beschuldigten. „Ja, ich war verurteilt“, bestätigt Anton auf konkrete Nachfrage gegenüber dem Nordkurier. Auch dazu sei damit alles gesagt. Laut Staatsanwaltschaft erhielt er damals acht Monate auf Bewährung. Die Strafe sei mittlerweile erlassen, hieß es auf Anfrage.