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Kreisverband Seenplatte

Will denn hier niemand mehr Feuerwehr-Chef werden?

Seenplatte / Lesedauer: 3 min

Ein Nachfolger für Norbert Rieger, den obersten Brandschützer im Seenplatte-Kreis, muss her. Doch bislang sind keine Bewerbungen eingegangen.
Veröffentlicht:17.01.2020, 05:58

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Das Leben ist kein Wunschkonzert. Diese Erfahrung dürfte nun auch der oberste Feuerwehrmann der Mecklenburgischen Seenplatte, Norbert Rieger, machen. Nach Ankündigung seines Rücktrittes haben wohl große Teile der über 7300 Verbandsmitglieder aus knapp 185 Wehren gehofft, dass seine Nachfolge einer seiner drei offiziell benannten Stellvertreter übernimmt. Doch das wird wohl nicht passieren.

In zwei Sachen stimmen alle drei Vize-Vorsitzenden überein. Erstens: Wer die Nachfolge als Kreisbrandmeister und zugleich als Vorsitzender einer der deutschlandweit größten Kreisverbände übernimmt, bürdet sich damit einen Fulltime-Job auf. Zweitens: Beruflich und zeitlich wäre solch ein aufgabenreiches Ehrenamt in den momentanen Lebenssituationen nicht stemmbar. Scheinbar sehen das nicht nur die drei Stellvertreter so, sondern auch andere, denn auf den offenen Posten gibt es lautRieger noch keine einzige Bewerbung.

Oberster Brandschützer im Kreis ist ein Ehrenamt

Ein Nachrücken aus dem Stellvertreterkreis wäre dem Verband zu wünschen. Das sieht auch Riegers erster Stellvertreter Wilfried Affeldt so. Der 60-Jährige geht in Demmin noch einem Vollzeitjob nach und schon jetzt beansprucht das Ehrenamt als Vize viel Zeit. Nicht immer, aber manchmal rund zwölf Wochenstunden. Hinzu kämen die langen Wege durch den Landkreis. „Der ist immerhin fast zweimal so groß wie das gesamte Saarland“, vergleicht er. Für den Chefposten fehle ihm die Zeit, antwortet der Mitarbeiter im öffentlichen Dienst auf Nordkurier-Nachfrage.

Vor Jahren, erinnert er sich, habe der Verband auf Landesebene angeregt, eine hauptamtliche Stelle zu schaffen, damit die umfangreichen Aufgaben als oberster Feuerwehrmann im Kreis nicht allein am Ehrenamt hängen bleiben. Ein Vorschlag, der auf höherer Ebene abgelehnt worden war, bedauert Wilfried Affeldt. Findet sich kein Nachfolger bis zum Februar, obliegt Affeldt ab März/April die kommissarische Leitung.

Chefposten nimmt viel Zeit in Anspruch

Stephan Drews ist der zweite Stellvertreter und wohl auch ein Kandidat, den andere Brandbekämpfer für fähig und willens halten, Riegers Erbe anzutreten. „Das Telefon lief die letzten Wochen schon heiß“, erzählt der 40-Jährige. Als zweiter Stellvertreter bislang unter anderem Ansprechpartner für Katastrophenschutz, Digitalfunk und technische Einsatzleitung im südlichen Bereich, wünscht sich Drews eine „vernünftige Führung“. Ob er selbst einmal an der Spitze stehen wird, schließt er nicht gänzlich aus. „Zum jetzigen Zeitpunkt aber nicht“, sagt der 40-Jährige, der vor Kurzem zum zweiten Mal Vater geworden ist. Familiäre Verpflichtungen hätten für ihn zunächst Priorität.

Und später einmal? „Dafür müsste meine Familie komplett hinter mir stehen“, weiß Drews um das kräfte- und nervenzehrende Ehrenamt. Und selbst dann sei immer noch fraglich, ob der Feuerwehr-Chefposten mit seinem Zwölf-Stunden-Dienst in der Rettungsleitstelle vereinbar wäre. Eine Überlegung sei das Amt aber wert.

Thomas Kahle, Riegers dritter Stellvertreter, würde die Nachfolge aus beruflichen Gründen auf jeden Fall ablehnen, wie der Verantwortliche für die Kreisausbildung erklärt. Seine Arbeit bei der Feuerwehr der Bundeswehr ließe solch ein Engagement, wie es Norbert Rieger vormachte, einfach nicht zu.