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Großeinsatz der Polizei

Zislow wegen Milzbrand-Alarm abgeriegelt

Zislow / Lesedauer: 4 min

Dutzende Spezialkräfte rückten nach Zislow am Plauer See aus. Dort wurde ein Brief mit einer unbekannten Substanz gefunden. War es Anthrax?
Veröffentlicht:07.02.2019, 17:10

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Gab es einen Anschlag auf den Zislower Bürgermeister Uwe Albrecht? Wie die Polizei am Donnerstagabend bestätigte, hatte die Ehefrau des Bürgermeisters am Donnerstagnachmittag den Briefkasten geleert und darin einen Briefumschlag ohne Absender aufgefunden. In dem Briefumschlag befand sich loses weißes Pulver und ein Zettel auf dem lediglich das Wort "Anthrax" und ein lachender Smiley standen. Daraufhin verständigte das Ehepaar die Rettungsleitstelle, die umgehend die Polizei, die Feuerwehr aus Neustrelitz mit ihrem Gefahrgutzug und die Freiwillige Feuerwehr aus Stavenhagen alarmierte.

Vorsorglich wurden zudem ein Rettungswagen und ein Notarztwagen nach Zislow geschickt. Zislow wurde daraufhin weiträumig abgesperrt. Die Feuerwehr konnte den verdächtigen Umschlag samt Pulver um 17.35 Uhr sichern.

Verdächtiges Pulver ist noch vor Ort

Keine Ruhe in Zislow. Es ist weiterhin noch nicht klar, ob es sich bei dem weißen Pulver, das in dem Briefumschlag war, tatsächlich um Anthrax handelt. Wie unsere Reporterin vor Ort berichtet, sind die Proben noch immer im Haus des Bürgermeisters Uwe Albrecht. Von dort aus sollen sie in den nächsten Stunden nach Berlin ins Robert Koch-Institut gebracht werden. Erst gegen Mitternacht könne man mit einem Ergebnis und möglicherweuise mit der erlösenden Botschaft rechnen, sagte Einsatzleiter René Boldt, Amtswehrführer in Malchow.

"Da gegenwärtig nicht ausgeschlossen werden kann, dass es sich tatsächlich um Anthrax handelt, wurden der Bürgermeister und seine Ehefrau in ihrem Haus unter Quarantäne gestellt", teilte Kathrin Jähner von der Polizeiinspektion Neubrandenburg mit.

18 Menschen unter Quarantäne

Noch sind der Bürgermeister, seine Familien und die Nachbarn in ihren Häusern in der Seestraße. Um die Häuser herum ist eine Schutzzone eingerichtet. Derzeit wird aber ein beheiztes Dekontaminationszelt aufgebaut. 18 Zislower befinden sich unter Quarantäne und können ihre Häuser nicht verlassen, weil eine Kontamination nicht ausgeschlossen werden kann. Für sie wird derzeit neue Schutzkleidung bereit gestellt.

"Es geht allen gut. Es gibt keine Anzeichen für Milzbrand", sagt der Einsatzleiter. Die stellvertretende Bürgermeisterin Angret Schubert ist mittlerweile auch eingetroffen, um sich ein Bild von der Situation zu machen.

Der Einsatz sei für die Kräfte vor Ort ein Novum und darum gehe man mit entsprechendem Respekt vor. "Bei einigen Helfern ist zu sehen, dass sie ein beklemmendes Gefühl haben", schildert Nordkurier-Reporterin Susan Salzman.

Von den Anwohnern gab es kritische Stimmen, dass sie vor Ort nicht über die Lage informiert wurden und nur über die Medien auf dem Laufenden gehalten werden.

Polizei hat die Straßen abgesperrt

Die Straßen im 200-Seelen-Ort am Plauer See, in dem übrigens auch Peter Michael Diestel wohnt, sind wie leer gefegt. Schon vor dem Ortseingangsschild hat die Polizei die Straßen abgesperrt. Niemand kommt rein und keiner darf raus. Hinter den Gardinen verfolgen die Anwohner neugierig, was sich auf der Straße abspielt. Einige Anwohner hätten aber auch Verpflegung für die Einsatzkräfte rausgebracht.

Bürgermeister erst neu gewählt

Der Nordkurier hat mit Uwe Albrecht gesprochen, der sich zum Zeitpunkt des Gesprächs zu Hause befand. "Wir wissen immer noch nicht, ob es sich um einen geschmacklosen, kriminellen Scherz oder etwas handelt, das unser Leben gefährden könnte", sagte er gefasst nach dem Schockmoment. Mit den Einsatzkräften sei es abgesprochen, dass er sich vorerst nicht intensiver zu den Vorfällen äußern soll. Bis zum Zeitpunkt des Gesprächs habe es weder bei ihm noch bei seinen Angehörigen Anzeichen für Milzbrand gegeben. "Meine Familie und ich fühle uns bei den Rettungskräften in guten Händen. Wir sind hier gut aufgehoben", sagte Albrecht. 

Erst im August des vergangenen Jahres wurde Uwe Albrecht mit einem deutlichen Ergebnis zum neuen Bürgermeister von Zislow gewählt. Notwendig wurde die Bürgermeister-Neuwahl, weil der bisherige Amtsinhaber Hartmut Kyek von der Wählergruppe Pro Zislow/Suckow im Februar 2018 nach dreieinhalb Jahren Amtszeit sein Mandat niedergelegt hatte, weil die Gemeindevertretung zerstritten war.