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Ausgerottete Wildrinder

WWF will Wisente an der Müritz auswildern

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Kehrt nach Elch, Wolf, Biber und Kegelrobbe nun auch das Wisent zurück? Der Müritz-Nationalpark wäre ein geeignetes Gebiet für die Auswilderung einer Herde, empfiehlt der WWF.
Veröffentlicht:24.11.2017, 05:00

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Mitte September war nach 250 Jahren zum ersten Mal wieder ein wildes Wisent nach Deutschland zurückgekehrt. Der 900 Kilo schwere Bulle aus Polen war durch die Oder geschwommen, stand auf dem Flussdeich bei Lebus und wurde auf behördliche Anordnung abgeschossen. Der World Wide Fund For Nature (WWF) erstattete Strafanzeige.

Nun plädiert die Umweltstiftung für die Auswilderung mehrerer Wisent-Herden in Deutschland. Als besonders geeignet für die Wiederansiedlung der zotteligen Wildrinder gilt der Müritz-Nationalpark. Auch die Region Cottbus-Spreewald-Guben, den Harz und den Pfälzerwald halten die Umweltschützer für ideale Rückzugsgebiete der hierzulande ausgerotteten größten europäischen Landsäugetiere.

Müritz-Region besonders geeignet

In einer Studie, die heute in Berlin vorgestellt werden soll, hatten Wissenschaftler insgesamt zehn großräumige Waldgebiete auf eine mögliche Eignung als Lebensraum für die Wiederkäuer untersucht, darunter auch die Mittelgebirge, den Schwarzwald, den Spessart sowie den Bayrischen und den Thüringer Wald. Dabei sei geprüft worden, wie stark zerschnitten die jeweiligen bewaldeten Regionen durch Straßen und Siedlungen seien, ob bereits Schutzgebiete existierten und wie hoch der Besiedlungsgrad sei, sagt ein WWF-Sprecher.

Ihr Fazit: Die Müritz-Region bietet mit 260 Quadratkilometern Flächen mit höchster Habitatqualität, ähnlich groß wie jene Gebiete, in denen heute polnischen Wildherden leben. Unter ökologischen Gesichtspunkten gibt es in Deutschland genügend Platz für den Wisent, sagt WWF-Naturschutzexpertin Dr. Diana Pretzell. Jetzt komme es darauf an, ob die Bevölkerung in den potenziellen Wisent-Regionen sowie die Politik eine Rückkehr der einst ausgerotteten Wildrinder wollen.

Skepsis bei Backhaus und Vogelsänger

Die Politik ist vorerst skeptisch, ob solche Pläne umgesetzt werden können. Umweltminister Till Backhaus (SPD) reagierte überrascht über die ihm noch nicht bekannte Studie. Laut Nationalparkverordnung sei eine Neu- oder Wiederansiedlung von Tieren im Nationalpark ausgeschlossen, sagte er dem Nordkurier.

Auch sein Amtskollege in Brandenburg, Jörg Vogelsänger (SPD), sieht derzeit keine Möglichkeiten für ein aktives Ansiedlungsprogramm. Die Mittel für den Naturschutz seien auch angesichts des aktuellen Wolfsmanagements begrenzt, betonte er. Sollten allerdings wildlebende Wisente nach Brandenburg einwandern, werde man – anders als im jüngsten Abschuss-Fall Lebus – in Kooperation mit erfahrenen Rangern aus Polen Vorkehrungen für den Erhalt der Wildtiere treffen.