StartseiteRegionalMüritz▶ Zweiter Peta-Protest an der Müritz gegen Fischzucht

Gegen Massentierhaltung

▶ Zweiter Peta-Protest an der Müritz gegen Fischzucht

Malchow / Lesedauer: 4 min

Die Pläne, in Malchow eine Fischzucht an Land zu etablieren, riefen zum zweiten Mal Protestler auf den Plan. Sie diskutierten mit dem Planer der Anlage.
Veröffentlicht:23.03.2022, 18:38

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Für Jens Vogt und Ash Frowein ist die Gleichung klar: „Aquakultur=Blutbad für Fische”. Die beiden Vertreter der Tierrechtsorganisation Peta brachten ihre Abneigung für die geplante Fischfabrik in Malchow zum Ausdruck.

Die Worte, die Vogt dabei in den Mund nahm, waren nicht weniger drastisch als das Motiv, das sie unmittelbar vor der Tür zum Malchower Rathaus aufbauten: Die 21-jährige Frowein lag im hautengen Fisch-Anzug auf einem schwarzen Tuch. Über ihr schwang Jens Vogt die symbolische Klinge – aus Pappe. Auf Vogts Metzgerkittel sah man einen symbolisch blutigen Handabdruck. Er soll das Tierleid symbolisieren, erklärte Vogt.

Rückblick: Peta demonstriert gegen Malchower Fischfabrik

Peta plädiert für tierleidfreie Produktionen

„Was hier entstehen soll, gleicht einer marinen Massentierhaltungsanalage von Lachsen, die genauso empfindungsfähige, soziale Wesen sind wie Menschen und andere Tiere auch”, so der 35-Jährige. Er selbst ernährt sich vegan und plädierte auf der Linie von Peta für Alternativen zu Fisch und Fleisch wie etwa Algen und Soja.

Schicksalstag für Investor womöglich im April

Am 7. April könnte in der Inselstadt die nächste Entscheidung in Sachen Lachsfarm fallen. Dann nämlich ist die nächste Stadtvertretung angesetzt. Das Stadtparlament könnte dort ihren Segen für weitere Planungsschritte einer Anlage erteilen. Die geplante 35.000 Quadratmeter große Halle, in der in der ersten Ausbaustufe 5000 Tonnen Lachs jährlich gezüchtet werden soll, wäre dann laut Planer Frank Wiegandt die größte in ganz Europa.

Fragen: Passt eine Lachsfarm zum Tourismus in Malchow, Herr Bürgermeister?

Konträre Ansichten zwischen Anlagenplaner und Peta

Planer Wiegandt ließ es sich übrigens nicht nehmen, sich mit den Peta-Vertretern lebhaft auseinander zu setzen. Auf einen Nenner kamen beide Parteien nicht. Vereinzelt liefen Passanten an dem Treiben dabei. Ein älterer Mann blieb stehen und befürwortete den geplanten Bau sogar, weil der Investor Patrick von Hertzberg auf ein israelisches Kreislaufsystem mit biologischem Filter zurückgreifen will. Eine ökologisch sinnvollere Alternative zu den Aufzuchtbedingungen in Seegehegen, fand der Mann.

Für die geplante Fischzucht sei derzeit ein rund sechs Hektar großes Grundstück in Malchow reserviert, so Wiegandt weiter. Eine Eigentumsübertragung fand noch nicht statt. Das ist nicht weiter verwunderlich, denn der Investor, der inzwischen die Firma „MAK Malchower Aquakultur GmbH und Co. KG” gründete, möchte sich erst sicher sein, das Projekt in Malchow umsetzen zu können. Ein gekauftes Grundstück, auf dem letztlich keine Lachsanlage gebaut werden könnte, wäre dann nur der sprichwörtliche Klotz am Bein.

Planer: Keine Schlachtung in Malchow

Für Malchow als Standort der Lachszucht spreche unter anderem die Nähe zur A19. „Die Verarbeitung findet nicht in Malchow statt”, stellte er klar. Heißt: Atlantischer Lachs würde in Malchow gezüchtet, aber nicht geschlachtet. Potenzielle Weiterverarbeitungsbetriebe wurden bereits ausfindig gemacht – etwa in Schleswig-Holstein. „Für die in dieser Region bleibenden Fische streben wir eine Kooperation zur Verarbeitung mit den Müritzfischern an”, so der Planer weiter. Wie die Müritzfischer dazu stehen, blieb am Mittwoch ungeklärt.

Malchow bietet dreifache Produktionskapazität als Brandenburg

Für kritische Stimmen zur Lachsfarm sorgte in der Vergangenheit auch der tägliche Frischwasserbedarf von 650 Kubikmetern – und das im ersten Ausbaustandard mit einer 5000 Tonnen Produktion. Befürworter sehen mit der Fischfarm jedoch einen Impuls, Malchows Wasser- und Stromsystem unter teilweiser Beteiligung des Investors auszubauen. Schon jetzt plant man vonseiten des Investors aber nicht nur mit bis zu 5000 Tonnen Lachs pro Jahr, sondern mit bis zu 15.000 Tonnen jährlich in Ausbaustufe 3.

Auch hier zeigte Malchow laut Wiegandt höheres Potenzial als der zuerst gewählte Standort im brandenburgischen Eberswalde. In Brandenburg sei aufgrund der Grundstücksgröße von Anfang an klar gewesen, dass mehr als 5000 Tonnen im Jahr nicht hätten produziert werden können. Außerdem hätten Wasserrohre mit geringerem Durchmesser für den ersten Ausbaustandard erweitert werden müssen. Das zöge Planfeststellungsverfahren nach sich – und damit laut Planer auch mehrere Jahre des Wartens.

Noch aber macht Malchow maximal den Weg für die 5000 Tonnen-Produktion an Atlantischem Lachs frei. „Für jede Erweiterung müssen wir den Weg der Beantragung von vorn gehen”, sagte Frank Wiegandt.

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