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Neujahrsfrühschoppen in der Stadthalle

▶ Abschied zum Jahresbeginn

Neubrandenburg / Lesedauer: 4 min

Tränen flossen beim vorerst letzten Neujahrs-frühschoppen in der Stadthalle nicht. Doch zwischen alkoholischen Getränken und ausgelassener Stimmung mischte sich auch ein wenig Wehmut.
Veröffentlicht:02.01.2020, 17:10

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„Tradition!“, „Freundschaft!“, „Prost Neujahr!“ Es waren immer dieselben Wortfetzen zu hören, die die Gäste in der Stadthalle am 1. Januar von sich gaben. Über 800 kamen von ihnen über den Tag verteilt, um sich vorerst von der Stadthalle zu verabschieden. Deren Sanierung wird die Veranstaltung in den nächsten Jahren unmöglich machen. Wo es stattdessen stattfindet, ist noch nicht geklärt.

Die Gäste selbst waren sich indes schnell einig, dass eine Rückkehr Pflicht ist. „Die Blaskapelle, die Menschen und die Halle gehören am Neujahrstag einfach dazu“, äußerte sich beispielsweise Thomas Kirchner, der schon seit 20 Jahren im Kulturpark ins neue Jahr startet. Marie Assmann, erst zum vierten Mal dabei, aber auch 16 Jahre jünger als Kirchner, betont, dass das Gelage ein feststehender Termin ist. Jahr für Jahr. „Die Stadthalle ist ganz eng mit den Freundschaften verbunden, mit denen man hier zusammen feiert“, sagte sie.

So wie Assmann und Kirchner sahen es viele. Während das Ducherower Duo „Ragadingdong“ am Nachmittag Unzählige auf die Tanzfläche lockte, standen noch einmal mehr von ihnen in Grüppchen, durchsetzt von allen Altersstufen, um die Tische zum Klönen und Wiedersehen. Neubrandenburger, die ihre Heimatstadt verließen, kommen über die Weihnachtstage zurück, besuchen die Familien und am 1. Januar kommen sie alle in der Stadthalle zusammen. So simpel lässt sich die Erfolgsformel des Konzeptes wohl zusammenfassen.

Das Neujahrsfrühschoppen im Kulturpark hatte aber auch genug Zeit, sich in den Köpfen der Neubrandenburger festzusetzen. Bereits 1973, zum 725-jährigen Bestehen der Stadt Neubrandenburg wurde das neue Jahr via Jugendtanz begonnen, wie damals die Zeitung „Freie Erde“ titelte.

Für zwei Jahre ist Sanierung der Stadthalle geplant

Dass die erste Party des Jahres künftig nicht mehr an ihrem angestammten Platz sein soll, löst bei Martina und Dirk Jacob Wehmut aus. Auch sie kommen schon Jahrzehnte hierher. „Es gibt doch kaum einen anderen Ort in der Stadt, wo sich das machen lässt“, sagte Dirk Jacob. Und seine Frau Martina überlegte laut: „Es müsste schon das HKB sein.“ Der Meinung war auch Thomas Kirchner. „Aber die Tradition kann nur weiterleben, wenn klar ist, dass der Frühschoppen auch auf jeden Fall wieder zurückkommt“, so der 38-Jährige, der sich nur allzu gut daran erinnern kann, wie er 1999 erst durchgemacht hat und dann gemeinsam mit seinen Freunden und einer pfandlosen Bierdose vor der Stadthalle aufschlug. „Damals mussten wir noch warten, bis die endlich aufmacht“, blickt er scherzhaft empört zurück.

Ob sie denn tatsächlich je wieder zum beseelten Bechern am Neujahrstag aufmacht, bleibt ungewiss. Im März sollen die Sanierungsarbeiten beginnen, zwei Jahre sind eingeplant. „Es bleibt abzuwarten, ob die Stadthalle nach der Pause die Menschen noch immer so anzieht“, sagt Felix Voigt vom Veranstaltungszentrum Neubrandenburg. Man könne es aber ausprobieren. Weiter ließ sich das VZN bislang noch nicht in die Karten schauen, allerdings weiß auch Veranstaltungsleiter Alexander Bahr, was er an der Stadthalle hat. „Wir können wieder sehr zufrieden mit dem Tag sein“, sagte im Nachklang des Neujahrsfrühschoppens.

Neujahrstag trieb viele in diverse Lokalitäten

Doch auch andernorts in Neubrandenburg spülte der 1. Januar wieder zahlreiche Gäste in die Lokalitäten. „Die Gäste feiern am 31. Dezember lieber etwas entspannter mit ihren Familien und kommen dann ausgeschlafen hierher“, sagte Volker Griebenow grinsend, der an der Vierrademühle zum Frühschoppen in „Konsulat, „Irish Corner“ und „Sackrutsche“ einlud. Auch hier wird der erste Tag des Jahres schon einige Zeit ausgelassen begangen, die Räumlichkeiten waren wieder brechend voll. Ob es in den kommenden Jahren wegen der Schließung der Stadthalle noch einmal mehr Zulauf gibt, kann Griebenow nicht sagen. Nur so viel: „Es wird auf jeden Fall noch weit über 1 Uhr hinaus geöffnet sein“, mutmaßt er. Denn 2021 erwartet die feierwütigen Neubrandenburger infolge des Neujahrtages erst einmal das Wochenende.