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Seenplatte

AfD-Kreissprecher tritt aus – "Partei ist mir zu weit rechts"

Neubrandenburg / Lesedauer: 2 min

Mit der Entwicklung der „Alternative für Deutschland“ war Sven Günther immer weniger einverstanden. Jetzt hat er die Konsequenz gezogen.
Veröffentlicht:21.01.2019, 09:02

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Die Vorbereitungen auf die Kommunalwahlen im Mai nehmen allmählich Fahrt auf. So traf sich am Wochenende in Podewall bei Neubrandenburg die AfD zur Kreiswahlversammlung, um ihre Kandidaten in der Mecklenburgischen Seenplatte zu nominieren. Das muss bei der AfD der Kreisverband erledigen, weil sie bislang noch keine eigenen Ortsverbände hat. Das Zusammentreffen wurde allerdings überschattet von einer Personalie. Kurz vor der Versammlung hatte nämlich einer der beiden Kreissprecher, Sven Günther, das Amt niedergelegt und war aus der Partei ausgetreten.

Für diese Entscheidung gebe es vielerlei Gründe, sagte er am Sonntag auf Nachfrage des Nordkuriers. Ausschlaggebend war nach seinen Worten aber die Entwicklung der Partei. Sie stehe ihm inzwischen zu weit rechts. Sven Günther, der sich laut eigener Auskunft vor allem als Wirtschaftsliberaler und wertekonservativ versteht, war bereits 2013 in die von Bernd Lucke und anderen gegründete Partei eingetreten. Damals stand sie vor allem für ihre Kritik am Euro. Das sei auch sein Hauptthema gewesen, so Günther.

50 Bewerber um kommunale AfD-Mandate

Später entwickelte sie sich unter Führung von Frauke Petry und Jörg Meuthen stärker nach rechts. Viele in der Partei seien nicht so weit rechts, aber man lasse die Spitze gewähren. „Das ist nicht mehr die Partei, in die ich eingetreten bin“, sagte Sven Günter am Sonntag. Rechtspopulismus, die Beobachtung durch den Verfassungsschutz, bestimmte Aussagen in der Führungsspitze – das behagte ihm immer weniger. Zudem hat sich die Partei nach seiner Einschätzung in einer Sache an andere angenähert. „Die Partei war eine, die etwas bewegen will, und nicht nur Posten schaffen“, sagte Günther. In letzter Zeit sei ihm aber klar geworden, dass es nur noch ums Posten schaffen gegangen sei, nicht mehr darum, etwas zu bewirken.

Wie weit diese Kritik des ehemaligen Kreissprechers auf der Versammlung in Podewall eine Rolle spielte, ist nicht bekannt. Sie fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Bereits im Vorfeld hatte der Kreisverband auf seiner Homepage dazu aufgerufen, sich für die Kommunalwahlen auf den Listen der AfD aufstellen zu lassen. Wie groß die Resonanz darauf war und wie viele Kandidaten genau die Partei nun im Landkreis hat, wurde bis Redaktionsschluss nicht bekannt. Einer ersten, unbestätigten Information zufolge sollen es etwas mehr als 50 Bewerber um kommunale Mandate sein. Die Kommunalwahlen finden am Sonntag, 26. Mai, statt.