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Corona-Demonstration

AfD-Landeschef soll Hitler-Gruß gezeigt haben

Neubrandenburg / Lesedauer: 3 min

Ausgerechnet bei einer Demonstration zum Tag des Grundgesetzes soll der Co-Vorsitzende der AfD MV den Arm zum Hitler-Gruß gereckt haben. Die Polizei hat Anzeige erstattet. Der Verdächtige weist den Vorwurf vehement zurück.
Veröffentlicht:25.05.2020, 16:59

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„Mut zur Demokratie“ prangte am Wochenende groß auf der Bühne am Neubrandenburger Marktplatz, auf der sich zum Tag des Grundgesetzes die komplette Landesspitze sowie der AfD-Bundesvorsitzende Tino Chrupalla den Wählern präsentierte – unter dem Motto „Freiheit statt Überwachungsstaat! Lockdown sofort beenden“. Für einen hochrangigen AfD-Funktionär endete die Kundgebung mit 80 Teilnehmern sowie 120 Gegendemonstranten allerdings mit einer Anzeige ausgerechnet wegen der Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen.

Wie gut informierte Sicherheitskreise sowie Parteikreise dem Nordkurier zunächst bestätigten, handelt es sich bei dem 65-Jährigen, gegen den wegen des Verdachts des Zeigens des sogenannten Hitler-Grußes Anzeige gestellt wurde, um den Sprecher des AfD-Landesverbands, Dr. Hagen Brauer. Der offenbar von einem Polizisten zur Anzeige gebrachte Zwischenfall soll sich im Vorfeld der Kundgebung ereignet haben.

Politiker zeigt sich verwundert

Der Co-Sprecher des AfD-Landesverbands bestätigte dem Nordkurier auf Anfrage die Anzeigenerstattung, wies die Anschuldigung aber zurück. Er sagte, noch nie in seinem Leben sei er mit einem solchen Vorwurf konfrontiert worden. Er habe für technische Absprachen bereits auf der Bühne gestanden, als er von mehreren Beamten angesprochen und mitgenommen worden sei. Ein junger Polizist wolle gesehen haben, wie er etwa 20 Minuten zuvor auf dem Weg zu der Versammlung eine solche Armbewegung in Richtung eines Ordners gemacht haben soll.

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Der AfD-Politiker zeigte sich verwundert darüber, dass die anwesenden Polizisten ihn nicht gleich mit dem Vorwurf konfrontiert hätten, sondern erst später auf ihn zugekommen seien. Brauer betonte zudem, er habe in keinster Weise Sympathien mit dem „Verbrechersystem“ des NS-Regimes. Auch habe er kein Interesse daran, durch Provokation eine Veranstaltung „zu versauen“, die man selbst organisiert habe. Hagen Brauer kündigte an, er werde sich rechtlich zur Wehr setzen, sollten juristische Schritte gegen ihn eingeleitet werden.

Wunschkandidat vom Bundestagsabgeordnetet Holm

Der 1954 in Schwerin geborene Kommunalpolitiker bildet seit November vergangenen Jahres zusammen mit dem Bundestagsabgeordneten Leif-Erik Holm die Doppelspitze der AfD Mecklenburg-Vorpommern. Die Neuwahl war notwendig geworden, weil der vorangegangenen Co-Vorsitzende Dennis Augustin wegen dessen Mitgliedschaft in der Jugendorganisation der rechtsextremen NPD aus der Partei ausgeschlossen wurde.

Brauer war der Wunschkandidat des Bundestagsabgeordneten Leif-Erik Holm. Der Kommunalpolitiker, der von der CDU zur AfD gewechselt war, setzte sich in einer Stichwahl mit 156 zu 125 Stimmen gegen den Parlamentarischen Geschäftsführer der Landtagsfraktion, Ralph Weber, durch.

Der AfD-Landesverband MV hatte zu der Veranstaltung auf dem Marktplatz aufgerufen – auch um an die „Spaziergänge“ in der Vier-Tore-Stadt gegen die Corona-Beschränkungen mit bis zu 300 Teilnehmern anzuknüpfen. Gegen die AfD-Kundgebung hatten Linke, SPD und Grüne Gegenkundgebungen angemeldet. Auch das Bündnis „Neubrandenburg nazifrei“ demonstrierte.