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Fritz-Reuter-Haus

Altentreptower Musikschulleiter tritt aus Protest zurück

Altentreptow / Lesedauer: 3 min

Der eventuelle Verkauf des Fritz-Reuter-Hauses hat in Altentreptow eine erste personelle Konsequenz nach sich gezogen. Musikschulleiter Gerd Rohde tritt aus Protest gegen das städtische Vorhaben ab.
Veröffentlicht:30.10.2020, 06:05

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Der Streit um das Fritz-Reuter-Haus und die darin ansässige Musikschule Altentreptow-Demmin hat einen unschönen Höhepunkt erreicht. Musikschulleiter Gerd Rohde ist nach 30 Jahren und mit sofortiger Wirkung zurückgetreten. Das hat er nach eigenen Worten dem Vorstand und der Stadt Altentreptow auch bereits mitgeteilt. „Ich mache das natürlich aus Protest, und weil ich nicht glaube, dass es für die Musikschule eine Perspektive oder einen zufriedenstellenden Kompromiss geben wird“, sagte Rohde dem Nordkurier.

Die Verabschiedung des Haushaltssicherungskonzepts durch die Stadtvertretung hat den langjährigen Leiter schwer getroffen. Darin war auch der Verkauf des bislang stadteigenen Fritz-Reuter-Hauses als Möglichkeit angegeben. Die Musikschule unterrichtet ihre rund 150 Schüler in dem Gebäude mietfrei. Im Rathaus beharren die Verantwortlichen darauf, dass ein Verkauf nur geprüft werden soll, da Altentreptow jede Möglichkeit der Einnahmensteigerung verfolgen müsse.

„Niemand hatte mit mir im Vorfeld darüber geredet“

Doch Rohde, der von dem Vorhaben vorher nichts wusste, fühlt sich „trotz aller warmen Worte“, übergangen. „Niemand hatte mit mir im Vorfeld darüber geredet.“ Er sei enttäuscht und entsetzt, wie mit einer Einrichtung, die von Land, Landkreis und den Städten Demmin und Altentreptow sonst immer unterstützt wird, so verfahren werden kann. Denn erste Eltern hätten bereits davor zurückgeschreckt, ihre Kinder in Altentreptow anzumelden, da die Zukunft der Schule unklar sei. „Da prallen auch wirklich mit Blick auf die Wertschätzung zwei Welten aufeinander. Hier wird das Haus verkauft, in Demmin baut die Stadt bei uns für 100 000 Euro die Sanitärräume um“, klagt Rohde weiter.

Im Musikschulverein Altentreptow-Demmin versucht die Vorsitzende Sabine Marzak, die Wogen etwas zu glätten. „Wir merken durchaus, dass die Stadt Altentreptow an der Musikschule interessiert ist“, lobte sie nach einem Treffen zwischen den Vertretern von Stadt und Verein diese Woche, an dem auch Rohde teilnahm. Noch habe sie die Hoffnung, dass sich der Schulleiter seine Entscheidung überlegt. „Wir werden uns als Vorstand noch beraten“, sagte Marzak.

Bürgermeister kann sich Musikschule ohne Rohde nicht vorstellen

Bedauernde Worte zum „Rücktritt mit sofortiger Wirkung“, wie ihn Rohde ankündigte, fand auch Altentreptows Bürgermeister Volker Bartl (parteilos). „Das wäre ein riesiger Verlust für die Schule und die Stadt“, sagte der Rathauschef. Das Haushaltssicherungskonzept sei nur ein Positionspapier, bis zu einem tatsächlichen Verkauf sei es noch ein weiter Weg. „Wenn sich überhaupt ein Käufer findet“, gab Bartl zu bedenken. Er hofft sehr, dass sich Gerd Rohde seinen Rücktritt noch mal überlegt. „Ich kann mir die Musikschule ohne ihn nicht vorstellen.“ Und die Stadt Altentreptow habe in den vergangenen Jahren immer wieder bewiesen, wie sehr sie die Musikschule schätze. Ob durch die kostenlosen Räume oder direkte finanzielle Unterstützung.

Einen Streit wegen „ungelegter Eier“ – wie des Verkaufs des Fritz-Reuter-Hauses – würde der Rathauschef lieber heute als morgen beilegen. „Wir werden mit Sicherheit noch mal in aller Ruhe mit allen Beteiligten sprechen“, kündigte Bartl an.