StartseiteRegionalNeubrandenburgArzt macht sich stark für kompakten Lebensretter

Kompetenz für Notfälle

Arzt macht sich stark für kompakten Lebensretter

Trollenhagen / Lesedauer: 4 min

Im Notfall einem Menschen zu helfen ist wohl selbstverständlich. Herzdruckmassage und Mund-zu Mund-Beatmung können Leben retten - erst recht in Kombination mit einem Defibrilator. Thomas Hanff, viele Jahre Notarzt im Rettungsdienst macht sich für die Anschaffung solcher Geräte stark. Anke Brauns sprach mit ihm darüber.
Veröffentlicht:17.03.2018, 05:32

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Bei Ihnen an der Praxistür sieht man das Schild mit dem Herzen und dem zackenförmigen Stromzeichen drin. Das heißt, Sie haben einen „Automatisierten Externen Defibrilator“ – kurz AED – in der Praxis.

Ich habe sogar vier, zwei für die Ausbildung und zwei hoch professionelle Geräte – eines für die Praxis und eins für die Notarzt- und Notfallsanitäterausbildung. Eins habe ich immer im Auto.

Sie sind also gut gewappnet für den Notfall, aber das trifft sicher nicht für jede Arztpraxis zu. Halten Sie so eine Anschaffung denn für nötig?

Aus meiner Sicht sollte der AED zur Regelausstattung für alle Arztpraxen gehören. In Malchin und Stavenhagen, wo ich viele Jahre als Notarzt gearbeitet habe, sind fast alle Hausärzte damit ausgestattet, auch die großen Sporthallen, die Sparkasse in Malchin, das Rathaus, das Waldbad Stavenhagen, die Feuerwehr. Überall dort, wo der Rettungsdienst nicht innerhalb von drei Minuten hinkommt, ist es sinnvoll, einen Defibrilator in der Nähe zu haben. Dann ist die Chance der Wiederbelebung, effektiv helfen zu können und ein neurologisches Defizit zu verhindern, viel größer.

Sie haben sich ans Amt Neverin gewandt, bieten eine Informationsveranstaltung zum Thema an. Das ist ein sehr ländlicher Raum ohne Städte. Wo sind denn da solche Schockgeber sinnvoll?

Das Gerät sollte auf jeden Fall frei verfügbar sein. In der Sporthalle der Schule zum Beispiel wäre es gut, das ist ein sensibler Bereich, vor allem aber bei den größeren Feuerwehren auf dem Voraus-Fahrzeug. Dann kann die Leitstelle es dorthin lotsen, wo der Defibrilator gebraucht wird, denn der Rettungsdienst ist nicht immer so schnell da. Die Situation ist jetzt günstig, denn das Land hat ein Förderprogramm aufgelegt, mit dem die Anschaffung bis zu hundert Prozent gefördert wird.

Können denn Laien die Geräte bedienen? Kann man damit keinen Schaden anrichten?

Das Gerät löst keinen falschen Schock aus. Und die Piktogramme auf den Geräten sind so eindeutig, das kann jeder schnell begreifen. Feuerwehrleute lernen es ja sowieso in der Ausbildung. Ich bin zertifiziert für diese Ausbildung, wir sind zwei Notärzte und drei Notfallsanitäter für den Landkreis und werden schon von Feuerwehren für die Ersthelferausbildung in Anspruch genommen. Da wird der Umgang mit dem AED realistisch an einer Puppe geübt. Die Basis ist also da. Bleibt die Frage, ob die Kameraden bereit sind, diese zusätzliche Aufgabe zu übernehmen.

Woher wissen Sie denn, dass es tatsächlich sinnvoll ist, so ein Netz von Defibrilatoren aufzubauen.

Seit 2007 werden die Fälle wiederbelebter Menschen im Land in einem Register erfasst. Ich war damals ärztlicher Leiter des Rettungsdienstes im Landkreis Demmin und wir haben unsere Daten dort als erster Landkreis in MV eingepflegt und sie wurden auch regelmäßig beim Land vorgestellt. Die Ergebnisse waren so beeindruckend, dass seit 2011 alle Landkreise ihre Daten dort erfassen sollten und können. Daran kann man Schwachstellen gut erkennen. Unsere Reserven liegen insbesondere auch bei uns, den Einwohnern, den Erste Hilfe Leistenden. Gut ist es natürlich, wenn man eine aktuelle Erste-Hilfe-Ausbildung und ein AED hat. Das leitet den Helfer dann übrigens auch für die Herzdruckmassage an.

Sie wissen als Notarzt ja sicher auch aus eigener Erfahrung um den Wert eines solchen Gerätes.

Unsere rettungsdienstlichen Teams, die Rettungsassistenten, Notfallsanitäter, Notärztinnen und Notärzte konnten damit schon manchem Menschen das Leben retten und dabei haben wir auch außergewöhnliche Fälle erlebt. Zum Beispiel haben wir einen Mann einmal über zwei Stunden reanimiert, bis er transportfähig war, oder einen fünfjährigen Jungen, der ertrunken und dadurch 20 Minuten ohne Sauerstoff war. Wir alle sind glücklich, dass wir solche Momente erleben dürfen und ich danke noch heute allen Mitarbeitern der Rettungsdienste und natürlich auch unseren Kliniken für ihr tägliches selbstloses Engagement. Es war für mich einfach eine tolle Zeit.