StartseiteRegionalNeubrandenburg„Auch ein CAP-Markt lebt vom Umsatz“

Einkauf ohne Sozialbonus

„Auch ein CAP-Markt lebt vom Umsatz“

Neubrandenburg / Lesedauer: 2 min

Das deutschlandweit 100. Einkaufszentrum öffnet seine Türen in der Oststadt. In ihm arbeiten Menschen mit und ohne Behinderung – was auf den ersten Blick niemandem auffallen wird.
Veröffentlicht:10.10.2013, 15:08

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In Neubrandenburg hat  ein so genannter CAP-Markt eröffnet. In den Räumen einer früheren Kaufhalle in der Koszaliner Straße arbeiten von den 14 Angestellten sieben Menschen, die ein Handicap haben. Das ist Teil des Konzepts der CAP-Märkte. In Neubrandenburg ist die Integra Güstrow zuständig, die bereits drei weitere CAP-Märkte in Rohstock und Güstrow betreibt. Die GDW Süd – die Genossenschaft der Werkstätten für behinderte Menschen – koordiniert die CAP-Idee.

„Dass manche meiner Kollegen eine Behinderung haben, fällt überhaupt nicht auf“, sagt Bettina Gorgs. „Das sind ganz normale Menschen. Vor Arbeitsbeginn stellten wir uns alle einander vor. Uns wurde gesagt, auf was wir besonders achten, wie wir mit den gehandicapten Mitarbeitern umgehen sollen.“ Das klingt nach einer respektvollen, sozialen Arbeitsatmosphäre, die Helga Groß, auch eine neue Mitarbeiterin, bestätigt. „Während des Tages fragen die Kollegen häufig nach, wie es uns geht, ob alles in Ordnung ist. Und abends gibt es Feedback-Runden, in denen wir die Zusammenarbeit besprechen.“ Christina Kollmass betont, wie sehr sie die Geduld der Menschen ohne Handicap schätzt.

Was in den CAP-Märkten passiert, bezeichnet Fritz Baur, Vorstand der BAG Integrationsfirmen, als Inklusion in Reinform. Menschen mit und ohne Behinderung arbeiten völlig selbstverständlich nebeneinander, teilen sich Schichten und lernen voneinander. Was als Projekt begann, um behinderte Menschen für den ersten Arbeitsmarkt zu qualifizieren, soll zu einer Dauerbeschäftigung werden. Ein bisschen aufgeregt ist Annette Schlaaf-Koll dabei schon, denn für sie ist die Arbeit als Verkäuferin neu. Doch sie kann sich auf ein respektvolles Arbeitsklima und das Verständnis der Kollegen verlassen - auch wenn sie nicht als „voll leistungsfähig“ eingestuft wird. Idealerweise steht der menschliche Umgang miteinander im Vordergrund, nicht der Leistungsdruck.

Diese positive Stimmung soll auch die Oststadt neu beleben. Die Kunden sollen sich wohl fühlen. Aber auch, wenn Inklusion ein wichtiges Ziel der Idee sei, gebe es keinen „Sozialbonus“, so Thomas Heckmann von der GDW Süd. „Die Kunden erwarten gleiche Preise wie in „normal“ geführten Supermärkten und ein großes Sortiment. Auch ein CAP-Markt lebt nicht vom guten Willen, sondern vom Umsatz.“