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Naturschutz

Bedrohte Schwalbenart legt Wasserfontäne auf Tollensesee trocken

Neubrandenburg / Lesedauer: 3 min

Flussseeschwalben brüten auf der Plattform der Fontäne auf dem Neubrandenburger Tollensesee. Solange darf die kein Wasser spucken - es soll aber bald noch andere Fontänen geben.
Veröffentlicht:28.05.2020, 14:23

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Wer gehofft hat, dass vielleicht zu Pfingsten oder in nächster Zeit die Fontäne auf Höhe des Badehauses in Neubrandenburg wieder sprudelt, der muss sich eines Besseren belehren lassen. Ornithologen aus der Region haben genau hingeschaut und sind ziemlich aus dem Häuschen. Es sollen sich auf der Plattform der Fontäne vier bis fünf Brutpaare der Flussseeschwalbe niedergelassen haben. Und damit muss die Fontäne erst einmal trocken bleiben. Und das, wo Innenminister Lorenz Caffier (CDU) am Mittwoch 30.000 Euro für weitere Fontänen übergeben hat.

Flussseeschwalbe ist eine bedrohte Art

Die Flussseeschwalbe gehört zu den bedrohten Arten, steht gar auf der Roten Liste. Extra für sie gibt es drei künstliche Inseln, Pontons, die jedes Jahr ins Wasser gelassen werden. „Normalerweise bevorzugt die Flussseeschwalbe Kiesinseln oder Sandbänke, die entstehen, wenn Wasserstände sich ändern“, so Axel Griesau. Der vom Landkreis Mecklenburgische Seenplatte als ehrenamtlicher Gebietsbetreuer für das Naturschutzgebiet „Nonnenhof“ beauftragte Griesau meint damit die Dynamik durch Hoch- und Niedrigwasserstände. Aber der Tollensesee sei durch Wehre reguliert, Wasserstände ändern sich kaum. Damit würde aber der Seeschwalbe – und nicht nur dieser Art – der Lebensraum genommen.

Die Stadt Neubrandenburg und die örtlichen Ornithologen sind aber nach eigenen Angaben im Gespräch, und es steht fest: Die Fontäne bleibt still. Denn nicht nur die Flussseeschwalben brüten derzeit dort, sondern auch Lachmöwen. Beide Arten dürfen laut Bundesartenschutzverordnung nicht gestört werden. Somit wird dann wohl auch die Reparatur der Pumpe in die Zukunft verlegt.

Axel Griesau schätzt, dass die Jungvögel erst Mitte oder Ende Juli flügge sind. Er regt an, dass neben der Plattform eine Kunstinsel für Flussseeschwalben und Lachmöwen installiert werden könnte, da die Vögel diesen Ort als geeignet auserkoren hätten, „oder aber die Trümmerinsel wird wieder für sie optimiert“, überlegt er.

Neue Fontänen geplant

Die sprudelnde Fontäne soll indessen Gesellschaft bekommen. Die Installation zweier weiterer Fontänen wird vom Land mit 30.000 Euro gefördert, für die Innenminister Lorenz Caffier am Mittwoch den Bewilligungsbescheid nach Neubrandenburg brachte. Damit übernimmt das Land einen Großteil der auf rund 35.000 Euro veranschlagten Investition. Die Fontäne sei "zum Kulturobjekt geworden", befand der Minister. Dafür sorgten vor allem die zunächst als "Nordlichtzauber", inzwischen unter neuer Ägide als "Fontänen in Flammen" berühmten Licht-, Laser- und Feuerwerksshows, die in den vergangenen Jahren jeweils mehrere tausend Zuschauer ans Ufer lockten. 

Auch wenn eine solche Großveranstaltung in diesem Jahr nicht stattfinden kann, soll aber der See-Blick durch die geplante Erweiterung noch aufgewertet werden. Die sprudelnden Wasserspiele sollen auch noch Beleuchtungsmodule bekommen, kündigt Oberbürgermeister Silvio Witt an. Im Gespräch seien auch Handy-Apps, mit denen Spaziergänger die Wassersäulen beeinflussen können.

Wann die Erweiterung der Fontäne vonstattengehen soll, solle entschieden werden, wenn die Flussseeschwalben fertig gebrütet haben, so Stadtsprecherin Anett Seidel. Für die Stadt passe beides wunderbar zusammen, so Seidel. Sowohl den dann drei Fontänen als auch den womöglich wieder dort brütenden Vögeln soll dann in Zukunft gebührend Platz eingeräumt werden.