Mitglieder von Motorradclubs gelten in der Regel nicht als Wohltäter. Auf viele wirken sie in ihren Leder-Kutten wohl eher Furcht einflößend. Die Biker Friends MV helfen jedoch auch gern anderenMenschen. In dieser Woche nun übergaben die Biker 1600 Euro an die Frühchen-Station des Neubrandenburger Dietrich Bonhoeffer-Klinikums. „Wir wollen damit den Erhalt der Station unterstützen“, sagte Motorradfahrer Klaus Gryzbeck, der in seinem Alltag selbst Pfleger im Klinikum ist. Das Geld haben er und seine Freunde im Rahmen eines Biker-Gottesdienstes gesammelt.
Fallzahlen festgelegt
Denn der Frühchen-Station droht die Schließung. Genauer gesagt dem Level-1-Perinatalzentrum. Dort werden Neugeborene mit einem Gewicht von unter 1250 Gramm behandelt. Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hatte 2020 beschlossen, dass die Station ab 2024 nur noch betrieben werden solle, wenn es mindestens 25 Fälle pro Jahr gibt. Die Mitarbeiter-Vertretung des Klinikums ist gegen diese Regelung. „Das ist auf dem Land schwer umsetzbar. Dann müssen die Leute von hier nach Rostock oder Schwerin fahren“, sagt Pfleger Steven Kossel.
Golfclub und Unternehmen ebenfalls aktiv
Neben den Bikern haben sich auch Golfer für den Erhalt der Frühchen-Station eingesetzt. Bereits im vergangenen Jahr hatten Udo Kuhn vom Golfclub Mecklenburg-Strelitz und René Müller, Leiter des Neubrandenburger Elektronikfachmarkts Expert, 2500 Euro an den „Förderverein Kind im Krankenhaus“ überreicht. Vor wenigen Tagen trugen die beiden sogar 3000 Euro auf dem symbolischen Scheck ein. Ein Großteil des Geldes haben die Teilnehmer eines vom Elektronikmarkt organisierten Golfturniers gespendet. René Müller rundete die Summe schließlich auf.
Signal gegen die Schließung
Er freue sich, dass das Geld allen Patienten im Kinderhaus des Dietrich-Bonhoeffer-Klinikums zu Gute kommen kann – angefangen bei den Kleinsten, den Frühgeborenen auf der neonatologischen Station. „Wir wollen damit auch einen unterstützenden Beitrag zum Erhalt der Frühchen-Station leisten und ein deutliches Signal gegen eine Schließung setzen“, so René Müller.
Jährlicher Ausnahmeantrag
Als zu früh Geborene gelten Neugeborene unter 1250 Gramm Gewicht. Die Mindestzahl von 25 Fällen pro Jahr kann das Bonhoeffer-Klinikum wahrscheinlich nicht erreichen, weshalb eine Teilschließung befürchtet wird. Das geänderte Gesundheitsversorgungs-Weiterentwicklungsgesetz (GVWG) sieht aber die Möglichkeit von Ausnahmegenehmigungen vor. Diese sind allerdings auf jeweils ein Jahr befristet und bedürfen der Zustimmung der Kranken- und der Ersatzkassen. Hierauf wollen Kreis und Stadt hinwirken.