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Chinesische Mondmission

Burg Stargard kann auf eine Portion Mondstaub hoffen

Burg Stargard / Lesedauer: 3 min

Burg Stargarder Softeis und die mittelalterliche Burg sind überregional berühmt, aber in China wohl weniger bekannt. Doch vielleicht wird die kleine Stadt zum Pilgerort vieler Asiaten.
Veröffentlicht:29.11.2020, 07:05
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Ob chinesische Touristen das 5000-Einwohner-Städtchen Burg Stargard bei Neubrandenburg demnächst für sich entdecken, hängt auch vom Erfolg der in dieser Woche gestarteten chinesischen Mondmission Chang’e-5 ab. Benannt nach der chinesischen Mondgöttin Chang’e, soll der Landeapparat zwei Kilogramm lunares Gestein und Bodenproben auf der Mondvorderseite aufnehmen und zur Erde zurück bringen – zum ersten Mal seit der letzten lunaren Probenrückholmission der sowjetischen Mondsonde Luna 24 im Jahr 1976.

Interessantes Detail dabei: Im Juni 2017 gab China bekannt, dass Chang’e-5 in der Region von Mons Rümker landen wird – der Region, die nach dem am 18. Mai 1788 in Burg Stargard geborenen Astronomen Carl Rümker benannt wurde. Ursprünglich war der Start von Chang’e-5 für November 2017 geplant gewesen und wäre so mit den Neubrandenburger Raumfahrttagen zusammengefallen.

Besonderer Wunsch an chinesischen Astronauten

Ein guter Anlass um eine Verbindung nach China aufzubauen, dachte man in der Stadt Burg Stargard und im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte und hieß den chinesischen Astronauten Chen Dong am 17. November 2017 willkommen. Gemeinsam mit dem Burg Stargarder Bürgermeister Tilo Lorenz weihte Chen Dong eine Gedenktafel für Carl Rümker in Burg Stargard ein. Bei dieser Gelegenheit merkte Bürgermeister Lorenz an, dass es doch eine große Ehre wäre, ein paar Körnchen Mondstaub von Mons Rümker für das Museum in Burg Stargard zu bekommen. Er würde für die Abholung gern nach China reisen, aber Chen Dong sei auch jederzeit ein gern gesehener Gast in Burg Stargard.

Vulkanische Aktivität auf dem Mond

Mitte Dezember wird Chang’e-5 nun zurück erwartet. Das Material aus der weitläufigen, vulkanischen Region von Mons Rümker wird vor allem von der Wissenschaftsgemeinde mit Begierde erwartet. Es wird vermutet, dass das Basaltmaterial in der östlichen Region von Mons Rümker von junger, vulkanischer Aktivität stammen könnte. Das Gestein der Apollo- und Luna-Missionen ist bedeutend älter und lässt den Schluss zu, dass die vulkanische Aktivität auf dem Mond vor 3 bis 4 Milliarden Jahren stoppte. Mons Rümker könnte jüngeres Magma beherbergen, etwa 1 bis 2 Milliarden Jahre alt, und somit Lücken in den bestehenden Theorien über die Evolution des Mondes füllen.

Chang’e-5 könnte weltweit Aufsehen erregen und der Name Rümker dauerhaft damit verbunden bleiben. Vielleicht fällt dann auch ein wenig Ruhm auf seine Heimatstadt Burg Stargard.

Die Neubrandenburger Raumfahrtjournalistin Jacqueline Myrrhe hat sich auf die Raumfahrt Chinas spezialisiert. Seit 2001 arbeitet sie für die Europäische Raumfahrtorganisation ESA.