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Medizin

Dramatische Situation bei den Hautärzten in der Seenplatte

Seenplatte / Lesedauer: 3 min

Termine bei Dermatologen sind in der Seenplatte Goldstaub. In Neubrandenburg ist jetzt wieder einer in Rente gegangen – Nachfolger sind nicht in Sicht.
Veröffentlicht:18.01.2021, 06:31

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Ein Gerücht, wonach sich ein neuer Hautarzt in Neubrandenburg ansiedeln solle, weist die Kassenärztliche Vereinigung Mecklenburg-Vorpommern (KVMV) zurück. Es liege zumindest kein Antrag eines Dermatologen auf Zulassung vor, heißt es auf Nordkurier-Anfrage. Damit bleibt die Versorgungssituation mit Hautärzten in der gesamten Seenplatte weiterhin dramatisch.

Nur wenige Stunden

Im vergangenen Frühjahr war in Neubrandenburg Raimund Paech in den Ruhestand gegangen. Er konnte keinen Nachfolger finden. Verblieben sind Volkmar Wolf, dessen Leistungen privat gezahlt werden müssen, und Jana Laskowski, die nach Leseraussagen akute Fälle durchaus behandelt, aber neue Patienten schon lange nicht mehr aufnimmt.

In Neustrelitz hält Enka Sperling in ihrer Praxis die Stellung. Wie lange noch? Darüber gab sie keine Auskunft. Es sei jedoch nicht auszuschließen, dass es in fünf Jahren auch in Neustrelitz keinen Hautarzt mehr gibt, sagte sie. „Prenzlau, Malchow, Lychen, Templin – alle sind in Rente gegangen“, zählte die Neustrelitzerin auf. „Aus den Hautkliniken kommt kaum Nachwuchs.“

Für die Neubrandenburger könnte es noch dicker kommen. Laut Kerstin Alwardt, Pressesprecherin der KVMV, ist für Neubrandenburg und die Region Mecklenburg-Strelitz nur ein halber Arztsitz ausgeschrieben. 10 bis 20 Wochenstunden werden damit laut Bedarfsplanung veranschlagt. Für Patienten, die oft Stunden warten müssen trotz Termins, ist das unvorstellbar. Mitunter schafft ein Facharzt nur zwei bis drei Patienten die Stunde.

Es fehlen Interessenten

Angesprochen auf diese recht unattraktiven Umstände für die Neuansiedelung eines Dermatologen heißt es von der KVMV, dass halbe oder Viertel-Arztstellen nach der gesetzlichen Bedarfsplanung möglich seien. „Diese ergeben sich rechnerisch aus der für das Fachgebiet geltenden Arzt/Einwohner-Relation und der tatsächlichen Anzahl der in der Region tätigen Ärzte“ so die Sprecherin. Im Falle Neubrandenburgs und der geschilderten dramatischen Umstände in der Region sagt sie nach erneuter Anfrage: „Aufgrund der bestehenden tatsächlichen Versorgungssituation im Bereich Dermatologie in der genannten Region besteht die Möglichkeit eines Antrages auf Sonderbedarfszulassung. Insoweit ist das Fehlen eines Interessenten das eigentliche Problem.“

Die Sprecherin betont, dass die KVMV bereits mehrmals auf die Missstände in der Bedarfsplanung hingewiesen habe. Viel mehr sei ein noch größerer bürokratischer Aufwand für interessierte Ärzte herausgekommen. Dies führe im Ergebnis nicht zur Verbesserung der Attraktivität der ambulanten ärztlichen Tätigkeit in vielen Fachgebieten, heißt es.

Für Neubrandenburg und auch größtenteils fürs gesamte Bundesland ist derweil guter Rat teuer. Laut einer Statistik mit Stand September 2019 gibt es in Mecklenburg-Vorpommern 62 Hautärzte, mit einem Altersdurchschnitt von 54,6 Jahren. Damit gehören die Dermatologen im Schnitt zu den ältesten Fachärzten im Land. Nur die ärztlichen Psychotherapeuten, Nerven- und Laborärzte sowie Chirurgen sind geringfügig älter – in ihrer Anzahl – bis auf die Laborärzte – aber stärker vertreten.