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Polizei warnt

Drogen per Visitenkarte in Neubrandenburg bestellen?

Neubrandenburg / Lesedauer: 3 min

Kann man sich Gras, Speed und andere illegale Drogen mit der Post zusenden lassen? Unbekannte in Neubrandenburg werben mit Visitenkarten genau damit.
Veröffentlicht:01.06.2022, 11:15

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Drogendealer haben nun auch in Neubrandenburg eine ganz neue Masche gefunden, um ihre illegale Ware an den Mann zu bringen: per Post. Damit wird sogar ganz offen mit scheinbar seriösen Visitenkarten geworben. Am Dienstag fanden viele Bürger der Ihlenfelder Vorstadt genau so eine Visitenkarte in ihrem Briefkasten. „Keine Lust auf Abzocke? Auf der Suche nach Qualität?“, so lockt der zwielichtige Anbieter seine Kunden mit dem Vertrieb von Cannabis und Amphetaminen, Letzteres im Drogenjargon auch als Pep oder Speed bekannt, per Postversand.

Die Bestellung soll über die App „Teleguard“ erfolgen. Dabei handelt es sich um einen verschlüsselten Nachrichtendienst aus der Schweiz, ähnlich wie Whatsapp. Der unbekannte Drogendealer verspricht bis zu 25 Gramm der illegalen Substanzen pro Kauf. Preise werden nicht genannt, doch die Visitenkarte wirbt mit „über 15 Jahren Erfahrung“.

10 Gramm Gras für 100 Euro – Vorkasse

Der auf der Visitenkarte beworbene Telguard-Account war am Mittwochmorgen aktiv und reagierte auf Anfrage. Laut dem dort per Chat schreibenden „Don Opinel” könne momentan „Gras” bei ihm bestellt werden – 10 Gramm für den Preis von 100 Euro. Amphetamine erst in einer paar Tagen. Die Bezahlung per Vorkasse und Echtzeitüberweisung wurden gefordert, alternativ sei aber auch eine Paypal-Zahlung möglich. Ein Paypal-Konto sowie eine IBA-Nummer der Rostocker Deutschen Bank folgten im Chat mit „Don Opinel”. Einer Abzocke wurde von dem anonymen Schreiber widersprochen. Auf weitere Fragen ging der unbekannte Drogendealer nicht ein.

Diese Visitenkarte lag zum Wochenbeginn in vielen Neubrandenburger Briefkästen. Sie wirbt mit Drogenversand per Post und
Diese Visitenkarte lag zum Wochenbeginn in vielen Neubrandenburger Briefkästen. Sie wirbt mit Drogenversand per Post und (Foto: NK-Montage/© New Africa – stock.adobe.com/Felix Gadewolz/)

Zoll: Drogenhandel per Post nimmt zu

Von dem scheinbar seriösen Angebot rät die Polizei allerdings dringend ab. „Der Kauf von Betäubungsmitteln ist selbstverständlich illegal“, sagt eine Neubrandenburger Polizeisprecherin. Von der dreisten Werbung solle man sich nicht täuschen lassen. Ob auch in anderen Vierteln als in der Ihlenfelder Vorstadt noch Visitenkarten in Briefkästen gesteckt wurden, ist bislang nicht bekannt.

Der Drogenhandel per Postversand ist ein Problem, das deutschlandweit immer mehr an Fahrt aufnimmt. Seit Jahren würden die Schmuggelversuche hier anwachsen, hieß es vom Zoll auf Anfrage. „Erfolgten im Jahr 2019 noch 988 Sicherstellungen auf dem Postweg, betrug die Anzahl in 2020 bereits 3083 Sicherstellungen“, teilte ein Sprecher mit. In der Regel würden solche Bestellungen jedoch nicht per App, sondern im nicht offen zugänglichen Bereich des Internets (Darknet) aufgegeben, heißt es weiter.

Hanf ist nicht mehr gleich Hanf

Doch gerade bei Lieferungen von Hanf sollte man besonders aufpassen, warnt das Zollamt. Seit geraumer Zeit wird wirkstofffreier Hanf zu verbotenen, chemischen Drogen zubereitet. Von der Schweiz wird der legale Hanf in die Niederlande gebracht, dort mit psychoaktiven Substanzen versetzt und nun als chemisches Rauschmittel zurücktransportiert, berichtet der Zoll.

„Weder Art noch Konzentration noch Wirkungsweise dieser gefährlichen chemischen Zusatzstoffe seien für die Cannabis-Konsumenten hierbei erkennbar, kontrollierbar oder abschätzbar. Die Gefahr für Konsumenten besteht darin, ohne es zu wollen, einen gefährlichen Chemiecocktail zu erhalten“, warnt der Zollsprecher.

Die Polizei rät Bürgern, diese Art der Werbung zu ignorieren und die Karten zu vernichten. Sie schließt nicht aus, dass hinter der Werbung bloß eine reine Betrugsmasche stecken könnte und nach der Bezahlung gar keine Ware verschickt wird. Aufgrund der Nordkurier-Anfrage sei mittlerweile die Staatsanwaltschaft über die Visitenkarte informiert. Sie prüfe nun, ob eine Ermittlung eingeleitet wird.

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