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Was ist da los in Friedland?

Ein paar Katzen halten alle in Atem

Friedland / Lesedauer: 3 min

Feuerwehr, Polizei, Tierheim Ordnungsamt und Veterinäramt: Eine Wohnung in Friedland hatte zuletzt häufig Besuch. Die Vermutung: ein ganzes Dutzend verhungernder Katzen.
Veröffentlicht:13.09.2019, 06:09

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Eine Frau geht am Mittwochnachmittag vor einem Neubaublock auf und ab. Immer wieder. Sie warte auf das Veterinäramt erzählt sie, während sie sich als ehrenamtliche Mitarbeiterin des Tierheims in Sadelkow zu erkennen gibt. 14 Trageboxen für Katzen habe sie dabei. Für den Fall, dass sich jener Verdacht bestätigt, wegen dem sie überhaupt da ist: Viele Katzen sollen seit Wochen verlassen in einer Wohnung des Neubaublocks leben. In der Quarantänestation des Tierheims würde es wohl ordentlich eng werden.

Kurz darauf ist die Amtsärztin da, um sich in der Wohnung von dem Zustand der Katzen zu überzeugen. Es ist der vorerst letzte Akt eines seit Wochen andauernden Theaters.

Anliegen direkt an das Veterinäramt weitergeleitet

Ende August meldeten sich Nachbarn bei der Friedländer Wohnungsgenossenschaft. Die Katzenhalterin sei schon länger nicht mehr gesehen worden, die Zeitung wurde nicht reingeholt. Doch ihre Katzen würden regelmäßig über die Fensterbank spazieren und am Fenster gesehen werden. Dieses habe immer auf Kipp gestanden. Bis zu 14 Katzen sollen angeblich in der verlassenen Wohnung umherstreunen. Der Vermieter gab das an das Friedländer Ordnungsamt weiter.

Doch die Stadt sei in einem solchen Fall nicht der Verfahrenführer, erklärt Amtsleiterin Anna Sehlke gegenüber dem Nordkurier. „Daher haben wir das Anliegen direkt an das Veterinäramt weitergeleitet.“ Das ist im Landkreis angesiedelt. Danach wurde es wohl erst einmal still um die potenzielle Katzenwohnung. Zu still für die besorgten Nachbarn. Die schrieben zu Beginn der Woche nicht nur der Redaktion des Nordkurier, sondern alarmierten auch das Tierheim in Sadelkow.

Bereits einen Tag zuvor war nach Angaben des Friedländer Polizeirevierleiters Jens Apelt die Feuerwehr in besagter Wohnung. Wegen des Verdachts einer hilfsbedürftigen Person, die sich im Inneren befinden soll. Das bestätigte sich nicht.

Statt erwarteter 14 Katzen nur zwei gefunden

Schon am Montag wurde die Wohnungstür erneut geöffnet. Die Polizei, die Wohnungsgesellschaft und das alarmierte Tierheim stiegen ein, um sich von den Katzen ein Bild zu machen. „Es haben sich zwei Katzen darin befunden“, so Apelt. Eine Mitarbeiterin des Tierheimes spricht gar von drei Tieren. Aber nicht von 14. Die Fenster wurden größtenteils erst einmal zugemacht. Die Katzen blieben an Ort und Stelle. Auch wenn ihre Anzahl nicht mit dem übereinstimmte, was ursprünglich angegeben war, erfolgte am Mittwoch dann die Überprüfung durch das Veterinäramt. Drei Wochen nach der ersten Meldung. Auf Anfrage erklärte das Amt am Mittwoch, dass es bis zu diesem Zeitpunkt die Frist gesetzt habe.

Wegen der ausbleibenden Reaktion wurde die Amtsärztin geschickt. Denn ob nun zwei oder 14 Katzen: Sollten die Tiere unterernährt und möglicherweise tatsächlich von ihrem Besitzer verlassen worden sein, müssten sie mitgenommen werden. Sonst wäre das Tierheim in Sadelkow nicht mit einbezogen worden. Denn dieses hat mit dem Kreis dem Vernehmen nach nur eine Vereinbarung zur Unterbringung beschlagnahmter Tiere. Nicht aber für Fundtiere.

Und so steht dessen Mitarbeiterin am Mittwoch vor dem Hausaufgang und wartet darauf, aktiv zu werden. Der Nordkurier darf mit Verweis auf die Persönlichkeitsrechte der Katzenbesitzerin nicht mit in die Wohnung. Am Donnerstag ist dann von unterschiedlichen Seiten zu hören, dass sich der anfängliche Verdacht der zahlreichen unterernährten zurückgelassenen Tiere nicht wirklich bestätigt hat. Doch die offiziellen Antworten vom Kreis stehen noch aus. Zum Beispiel auf die Frage, ob das Veterinäramt tatsächlich schon drei Wochen lang etwas von dem Vorfall wusste, ohne aktiv zu werden.

Denn beendet scheint die ganze Geschichte noch nicht. „Wir geben keine Auskunft zu noch laufenden Verfahren“, teilt eine Sprecherin am Donnerstag mit. Beinahe zeitgleich schreibt eine Nachbarin: „Und noch heute sitzt eine Katze am Fenster ...“