StartseiteRegionalNeubrandenburgEin Pastor sagt der Liebe wegen der Seenplatte Ade

Abschied

Ein Pastor sagt der Liebe wegen der Seenplatte Ade

Altenhagen / Lesedauer: 4 min

Im September 2021 bekam die Kirchengemeinde Altenhagen-Gültz einen neuen Pastor. Martin Haasler wollte hier einige Jahre wirken, doch nun verabschiedet er sich schon wieder.
Veröffentlicht:24.12.2022, 10:23

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„Viele Menschen in der Kirchengemeinde Altenhagen-Gültz haben mir die Häuser und die Herzen geöffnet“, sagt Pastor Martin Haasler. „Bei den vielen Besuchen und Gesprächen habe ich viel darüber gelernt, wie geschichtliche Einschnitte das Leben oft über Generationen hinweg geprägt haben. Ich bin Menschen begegnet, die infolge des Zweiten Weltkriegs in den Tollensewinkel fliehen mussten. Ich habe Leute getroffen, denen die Folgen der Bodenreform zu schaffen gemacht haben oder auch die Um- und Abbrüche der Wendejahre.“

Letzter Gottesdienst am zweiten Weihnachtstag

Diese Worte klingen nicht nur nach Abschied. Pastor Haasler wird die Kirchengemeinde zum Jahresende verlassen und in die Kirchengemeinde Stockelsdorf im Kirchenkreis Ostholstein wechseln. Bereits am 4.  Advent wurde er durch den Propst Haerter in einem Gottesdienst aus der Kirchengemeinde verabschiedet. Den letzten Gottesdienst mit Pastor Haasler wird es am Zweiten Weihnachtstag um 15  Uhr in Röckwitz geben. Ab Januar 2023 übernimmt Pastor Andreas Zander die Vakanzvertretung in der Kirchengemeinde. „Am 5.  September 2021 habe ich meinen ersten Gottesdienst in der Röckwitzer Kirche geleitet, dort werde ich mich dann auch von den tollen Menschen hier verabschieden“, sagt Martin Haasler.

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Er kam in diese Gemeinde, nachdem Pastor Georg Hildebrandt im Frühjahr 2021 in Rente gegangen war. Mitte Januar wurde Haasler von Propst Gerd Panknin bei einem Gottesdienst in Reinberg feierlich in sein Amt eingeführt. Doch nun kommt der überraschend schnelle Abschied. „Als ich hier angefangen habe, da hatte ich damit gerechnet, dass ich dieses Amt bis zur Rente ausfüllen werde“, so der 56-Jährige.

Ehefrau fand in der Region keine Anstellung

Doch das Leben und vor allem die Liebe zeigten einen anderen Weg auf. Als Haasler nach Altenhagen kam, war geplant, dass seine Frau Ulrike mit hierher zieht. Sie arbeitet als Diakonin und Diplom-Sozialpädagogin in Eutin beim Kirchenkreis Ostholstein, wo sie auch ihr gemeinsames Haus haben. „Sie wäre gerne zu mir nach Altenhagen gekommen, doch Ulrike fand hier keine Anstellung“, berichtet Martin Haasler. Dabei heißt es doch, dass Fachkräfte gesucht werden. „Wir kennen uns seit 35 Jahren und sind seit 28 Jahren verheiratet. In all diesen Jahren haben wir uns nie so wenig gesehen wie in meiner Altenhagener Zeit. Das hat uns beiden weder gefallen noch gutgetan“, berichtet Haasler. „Deshalb habe ich mich in Schleswig-Holstein beworben und ziehe mit meiner Frau nach Stockelsdorf.“

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Gerade weil er in seiner Kirchengemeinde so gut aufgenommen wurde, fällt Pastor Haasler der Abschied nun schwer. Dabei war sein Anfang in der Kirchengemeinde nicht ganz leicht, denn die Corona-Regeln schränkten das Leben stark ein. Gottesdienste ja, dafür aber Gruppentreffen und Jugendarbeit nein. Dann gab es aber doch noch einen sehr schönen Gemeindeabend, der ihm in ständiger Erinnerung bleiben wird. Ein Ärzte-Ehepaar aus Papua-Neuguinea berichtete über seine Arbeit. Die dunklen Stunden beschreibt Martin Haasler so: „Manchmal ist Gott verborgen, so wie die Sonne in der Nacht. Nur weil meine Augen sie nicht sehen können, bedeutet das nicht, dass die Sonne nicht mehr da ist. Mit Gott kann es manchmal genauso sein.“

Große Hilfsbereitschaft hinterlässt bleibenden Eindruck

Einen breiten Platz in seinen Erinnerungen wird die Hilfsbereitschaft der Menschen hier für die ukrainischen Flüchtlinge einnehmen. Aus der Bevölkerung gab es viel tatkräftige Unterstützung. Zugleich versuchten die ukrainischen Flüchtlinge, den Menschen hier etwas zurück zu geben. Da fällt Haasler besonders die Grafikerin Irina Lisaschenko ein, die mit ihrer 20-jährigen Tochter Lisa nach Altentreptow floh. Beide gestalteten die Gottesdienste mit. Dabei fiel besonders Lisa Lisaschenko mit ihrer tollen Stimme auf, die gerne Sängerin werden möchte. „So wurden Gottesdienste zu unvergesslichen Ereignissen. Obwohl die beiden Frauen inzwischen wieder nach Kiew zurückgegangen sind, besteht noch ein enger Kontakt. So wie Irina und Lisa Lisaschenko hoffe auch ich, mit den Menschen in Altenhagen und Umgebung verbunden bleiben und eines Tages zum Besuch zurückkehren zu können.“