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Eine Leidenschaft für die Modelleisenbahn

Neubrandenburg / Lesedauer: 3 min

Der Neubrandenburger Mister Modelleisenbahn feiert in diesem Jahr seinen 80. Geburtstag. Es gibt keinen Aufbau, an dem der Maschinenbau-Ingenieur mit ruhiger Hand nicht seine beweglichen Spielzeuge untergebracht hat.
Veröffentlicht:22.02.2019, 16:49

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Das Kissen ist ausgesessen wie die Polster in Zügen, in denen es noch Abteile mit Türen gab. Ein alter Mann sitzt auf dem Kissen, auf der Bank, in einem Keller unter der Neubrandenburger Platte. Er sitzt hier und dreht Kupfer zwischen seinen steinernen Fingern. Winzige Bewegungen, langsam, fest und ohne Zweifel. Wenn Hans Brüsch seiner Leidenschaft nachgeht, wird das Große verkleinert und das Reglose bewegt. Der Neubrandenburger feiert in diesem Jahr seinen 80. Geburtstag und dieses Jubiläum mit den Jungs vom Eisenbahnclub, zu denen er seit Urzeiten gehört.

Die Fingernägel greifen wie langsame Zangen nach dickem Kupferdraht, ziehen und drehen das Metall. Wache Augen in einem faltigen Gesicht blicken ruhig, während die Hände winzige Bewegungen ausführen. Langsam entsteht aus den Drähten ein Geflecht. Es sieht aus wie eine kupferne Waffe mit gefährlichen Spitzen an den Seiten. Asymmetrisch und das mit voller Absicht. „Ich mag die Modellbäume, die es zu kaufen gibt, nicht so gern“, sagt er. „Die sind alle so gleich. Da sieht alles aus wie Forstwald.“ Weil er keine artigen Wäldchen auf seinen Anlagen sehen will, bastelt er eigene Bäumchen.

Urgestein der Modellbauer

Besonders stolz ist Hans Brüsch auf seine Karussells. Ein großes Kettenkarussell lässt sich mit Dioden beleuchten und dreht sich knirschend im Kreis. Ein Riesenrad, angemalt als wäre es in die Jahre gekommen, verstaubt schon ohne Landschaft auf einem hohen Regal in den Vereinsräumen. „Es gibt halt nichts, was Hans nicht bewegen kann“, scherzt ein Hobbykollege. Das 79-jährige Urgestein der Modellbauer nickt. Es scheint nicht nur mit Bewegungen, sondern auch mit Worten sparsam umzugehen, dieser in Teterow geborene Mecklenburger. „Meine Schwäche ist die Elektronik“, meint er. Die Dioden am Kettenkarussell waren das höchste der Gefühle.

Seine erste Modelleisenbahn hat Hans Brüsch vor fast 70 Jahren aufgebaut, eine Lok der Baureihe 23 im Maßstab 1:120 (TT). Das einzige Geschäft habe es in den Fünfzigern in Rostock gegeben. Der kleine Hans hat sich dort an der Scheibe ordentlich die Nase platt gedrückt. Die 60  Kilometer von Teterow zu dem Laden hat er mit dem Fahrrad, so oft es ging, auf sich genommen.

Trabant war die zweite Leidenschaft

Die Faszination der Eisenbahn kommt durch die Reinheit der Technik. „Eine Dampflok, das ist doch wahre Kraft. Eine Diesel- oder E-Lok, das sind nur Blechkästen mit Motoren drin.“ Es kam dann ein anderer Kasten mit Motor, der den Jugendlichen aus dem Modellbaukeller trieb. Der Trabant war Hans Brüsch’ zweite Leidenschaft und erst, als dieser aus der Mode kam, vertiefte sich der hochbetagte Bastler wieder in seine Miniaturwelten.

Seinen Geburtstag wird er bei einer gemeinsamen Ausstellung mit dem Karow-Lübzer-Modellbahnclub und den Warener Eisenbahnfreunden feiern. Die drei Vereine füllen die Feldsteinscheune Bollewick vom 12. bis zum 14. Juli mit ihren atemberaubenden Miniaturlandschaften.