StartseiteRegionalNeubrandenburgErsehnter Zuwachs im Literaturhaus

Vorlass von Uwe Saeger erhalten

Ersehnter Zuwachs im Literaturhaus

Neubrandenburg / Lesedauer: 2 min

Als wichtige Bereicherung erlebt das Literaturzentrum die Übergabe umfangreicher Archivbestände des vorpommerschen Schriftstellers Uwe Saeger. Nun folgt die Herausforderung, die Bestände für die Nutzung zu erschließen.
Veröffentlicht:19.01.2018, 06:03

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Das fehlte noch – sonst oft als Stoßseufzer gebraucht, darf dieser Satz angesichts des jüngsten Zuwachses im Neubrandenburger Literaturzentrum wortwörtlich genommen werden: Mit dem Archiv des nahe Ueckermünde lebenden Schriftstellers Uwe Saeger hat die Einrichtung ihre Sammlung um einen wichtigen Bestand verstärken können. Und um einen lange ersehnten, bekennt Erika Becker, Leiterin des Literaturzentrums. Einen, der ihr besonders wichtig war – zumal
Saeger, geboren 1948, für einen anderen Ton, eine andere Literaturauffassung steht als Vertreter der vorherigen Generation wie etwa Helmut Sakowski oder auch Brigitte Reimann.

Unbeeindruckt von kulturpolitischen Einflüssen der DDR-Zeit habe er von Anfang an „illusionslos die Verhältnisse hinterfragt und die Beschädigungen des Individuums in dieser Gesellschaft deutlich gemacht“, erinnert sich Erika Becker. Während ihres Studiums sei Saegers Debüt-Band „Grüner Fisch mit gelben Augen“ von Hand zu Hand gegangen; bis heute stehe der Autor für „erzählerische Modernität und moralische Rigorosität“.

Bestände aus den Jahren 1966 bis 2016 sind nun als sogenannter Vorlass (so der Begriff für eine „Hinterlassenschaft“ zu Lebzeiten) in die Obhut des Literaturzentrums übergegangen: mehr als 2000 Dokumente mit insgesamt mehr als 30 000 Seiten; Manuskripte, Briefe, Interviews, Verträge, dazu Tonbänder, Videokassetten, E-Mail-Aufzeichnungen. „Eine Herausforderung für die Archivierung“, stellt Erika Becker fest und verweist mit Freuden auf die bevorzugte Methode des Autors: mit Kugelschreiber auf kleinkariertem Papier. Als indessen der „ästhetische Reiz der Handschrift“ gepriesen wird, wiegelt der 70-Jährige fast erschrocken ab.

Eine weitere Herausforderung übrigens bildet sicher die Erschließung des Bestandes. Schließlich geht es dem Literaturzentrum nicht allein darum, die Dokumente im Archiv ruhen zu lassen: Forscher sollen damit arbeiten können. Doch die personellen Möglichkeiten der Einrichtung sind – bei aller Unterstützung durch ehrenamtliche Literaturfreunde – begrenzt. Immerhin: Eine erste Bestandsaufnahme haben die Ostdeutsche Sparkassenstiftung und die Sparkasse Neubrandenburg-Demmin, die den Ankauf des Vorlasses förderten, gleich mit ermöglicht.

Uwe Saegers Archiv – „eingeweiht“ am Donnerstagnachmittag durch eine Synchronlesung des Autors mit dessen Künstler-Freund Otto Sander Tischbein über die erste schöpferische Begegnung vor mehr als 20 Jahren – komplettiert nun die regionale Sammlung in der Neubrandenburger Gartenstraße. Wunschlos glücklich muss sich Erika Becker deshalb nicht geben: Weitere Bücher etwa erhofft sie sich von dem unvermindert produktiven Uwe Saeger. Der jedenfalls stellt fest: „Am Schreiber liegt’s nicht.“