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Brüdgam und Koplin

Erste linke Doppelspitze in Mecklenburg-Vorpommern

Neubrandenburg / Lesedauer: 3 min

Nun hat auch die Linke eine Doppelspitze: In Mecklenburg-Vorpommern führen jetzt der Neubrandenburger Torsten Koplin und Wenke Brüdgam aus Tribsees die Partei.
Veröffentlicht:18.11.2017, 20:09
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Die Linke in Mecklenburg-Vorpommern wird erstmals von einer Doppelspitze geführt. Die neuen Vorsitzenden sind die Politikwissenschaftlerin Wenke Brüdgam aus Tribsees und der Neubrandenburger Landtagsabgeordnete Torsten Koplin.

Auf einem Landesparteitag am Samstag in Neubrandenburg erhielt Brüdgam, die am Sonntag ihren 33. Geburtstag feiert, 75 Prozent der Stimmen. Der 55-jährige Koplin wurde mit 76,6 Prozent der Stimmen gewählt. Auf seinen Herausforderer Horst Krumpen (51) aus Wismar, einem früheren FDP-Politiker, entfielen 20,6 Prozent der 107 gültigen Stimmen.

Reaktion auf Wahlschlappen

Zu den Stellvertretern wurden Dirk Bruhn, Susanne Krone und Björn Griese gewählt. Griese, der bereits in dieser Funktion war, hatte sich spontan zur erneuten Kandidatur entschlossen. Die bisherige Landesparteichefin und Bundestagsabgeordnete Heidrun Bluhm war nach fünf Jahren im Amt nicht erneut angetreten. Die Führung der Landespartei von Berlin aus sei schwer machbar, sagte sie.

Die Erneuerung des Landesvorstands war auch eine Reaktion auf die Wahlschlappen der vergangenen beiden Jahre: Bei der Landtagswahl 2016 hatten die Linken 13,2 Prozent der Stimmen erhalten und damit weniger als 1990. Bei der Bundestagswahl Ende September blieb die Linke hinter der AfD zurück.

„Keine Herrschaft der weißen Männer”

Brüdgam, die beim Landesfrauenrat in Rostock arbeitet, sieht ihr Thema in der Gleichstellung. „Wir wollen eine Gesellschaft der Gleichberechtigung, keine Herrschaft der weißen Männer”, erklärte sie. Koplin sagte, obwohl ein Großteil der Bevölkerung die Ziele der Partei wie Frieden und soziale Gerechtigkeit teile, würde sich dies nicht in den Wahlergebnissen niederschlagen. Die Linken wollten künftig näher an die Menschen herantreten, etwa mit einem Infomobil, das nicht nur zu Wahlzeiten durchs Land toure.

Der Delegierte und Linksfraktionsvorsitzende im Bundestag, Dietmar Bartsch, ermunterte die Linken zu einer anderen Sicht auf die eigene Partei. Bei der Bundestagswahl 2017 habe die Linke eine halbe Million Stimmen dazugewonnen: „Es gibt nirgendwo sonst eine so erfolgreiche linke Partei in Europa.” Mecklenburg-Vorpommern sei das Bundesland mit dem besten Wahlergebnis der Linken. „Das ist nicht nichts.”

Kritik an Jamaika-Koalition

In der möglichen Jamaika-Koalition sieht Bartsch eine „Zwangsgemeinschaft aus Angst vor Neuwahlen”. Die „schwarze Ampel”, wie er CDU/CSU, FDP und Grüne bezeichnet, werde ein gewaltiger Unterschied zur bisherigen Bundesregierung sein. Die große Koalition sei ein Kompromiss aus zwei Gesellschaftsgruppen gewesen, die neue Koalition werde von drei bürgerlichen Parteien gestellt. „Die großen sozialen und arbeitsmarktpolitischen Themen werden keine große Rolle spielen”, sagte der Politiker.

Jamaika nannte er ein westdeutsches Elitenprojekt. Die Interessen der neuen Länder würden nach Ansicht von Bartsch nicht berücksichtigt werden. Eine Chance sieht er für ein entkrampfteres Verhältnis von Linken und SPD: Keine der Oppositionsfraktionen im Bundestag könne allein einen Untersuchungsausschuss einberufen, sie müssten zusammenarbeiten. Die Linken würden im neuen Bundestag die soziale Opposition sein, sagte Bartsch.