StartseiteRegionalNeubrandenburgFast 150 Autofahrer tappten zu unrecht in eine Blitzerfalle

Eingeständnis der Behörde

Fast 150 Autofahrer tappten zu unrecht in eine Blitzerfalle

Sandhagen / Lesedauer: 3 min

Der Landkreis wollte das Versprechen halten und in Sandhagen bei Friedland endlich aufs Tempo schauen. Doch bei der Messung lief es alles andere als reibungslos und bescherte dem Landkreis einen Eintrag in seine Geschichtsbücher.
Veröffentlicht:19.02.2018, 18:08

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Stellen Sie sich vor, Sie fahren in einem Dorf die vorgeschriebenen 50 Stundenkilometer und werden dennoch geblitzt – weil der mobile Blitzer statt auf 50 auf 30-km/h-Tempolimit eingestellt war. Undenkbar? Denkste! Genau das ist fast 150 Autofahrern passiert, die im vergangenen November durch Sandhagen bei Friedland gefahren sind. Der Landkreis Mecklenburgische Seenplatte hat diesen „Messfehler“ jetzt auf Nordkurier-Nachfrage eingeräumt.

Einer dieser vermeintlichen Temposünder hatte sich beim Nordkurier gemeldet, seine Beobachtungen geschildert und mit Schreiben vom Landkreis belegt. So war der Mann am frühen Morgen von Schwichtenberg in Richtung Friedland unterwegs. Dabei musste er den Ort Sandhagen passieren. Insbesondere Ortskundige wissen und auch Verkehrsschilder weisen darauf hin: Genau hinterm Ortseingang gilt Tempo 30, weil die Straße ein paar Meter verengt wird. Häuser ragen dort an die Fahrbahn heran. Obacht ist geboten.

Widerspruch zahlte sich letztendlich aus

Anwohner hatten sich im vergangenen Sommer darüber beschwert, dass speziell an dieser Stelle gerast werde. Damals sollten per Antrag Geschwindigkeitskontrollen angeschoben werden. Eine solche Kontrolle ist jetzt Realität geworden, wenn auch mit ungewöhnlichem Ergebnis. Auf dem Weg durch Sandhagen ist der besagte Autofahrer nach eigenen Angaben mit 46 Stundenkilometern geblitzt worden, sprich mit 16 km/h zuviel. Allerdings ist ihm das seltsam vorgekommen. „Eigentlich war die Schikane in der 30er-Zone schon vorbei. Das heißt, es war wieder Tempo 50 erlaubt“, erinnert sich der Mann, der in diesem Fall mit 46 Stundenkilometern mehr als vorschriftsmäßig gefahren wäre.

„Ich habe Widerspruch eingelegt“, so der Mann, der 35 Euro zahlen sollte. Im Januar sei ihm sogar eine Zahlungserinnerung vom Kreis ins Haus geflattert, sagt er. Erst durch Telefonate habe geklärt werden können, dass es sich dabei um eine Art Automatismus handelte. Der Widerspruch sei um Weihnachten noch nicht bearbeitet worden, daher war es zu einer Überschneidung gekommen, schließlich lief der Widerspruch noch.

Und siehe da: Laut Antwort des Landkreis ist dieses Verfahren laut Paragraf 47 (1) Ordnungswidrigkeitengesetz eingestellt worden. Im Wortlaut heißt es, dass „die Verfolgung von Ordnungswidrigkeiten im pflichtgemäßen Ermessen der Verfolgungsbehörde liegt. Solange das Verfahren bei ihr anhängig ist, kann sie es einstellen“. Von einem Fehler ist da nicht die Rede.

Bußgeldstelle gesteht Fehler ein

Dass es den aber gegeben hat, bestätigt Bodo Krumbholz, Leiter der Bußgeldstelle im Landkreis. Durch einen „Proteststurm“ der Betroffenen sei alles erst ans Tageslicht gekommen. Und richtig, eine Überprüfung der Kontrolle und aller Gegebenheiten habe ergeben, dass rund 20 Meter nach der 30er-Zone geblitzt worden ist. Das heißt, der 30er-Bereich und das verbundene Tempolimit waren bereits zu Ende. Die Messung an sich sei korrekt gewesen, nur der Standort verkehrt. Mit dieser Messung ist Bodo Krumbholz zufolge ein Privatunternehmen beauftragt worden.

146 Autofahrer waren vermeintlich in die Blitzerfalle getappt. Wie viele Leute letztlich allerdings Post bekommen haben, konnte der Leiter der Bußgeldstelle nicht sagen. Aber alle benachrichtigten Betroffenen hätten ihr Geld – sofern sie es bereits gezahlt hatten – zurückbekommen beziehungsweise sei dies veranlasst worden, versichert er. Er räumt ein, dass in der Geschichte des Landkreises Mecklenburgische Seenplatte zum ersten Mal ein solcher Messfehler passiert sei.