Ne doch, sehr schön sei das hier, betonen die Frauen, die vor der Wassermühle in Friedland setzen. „Wir Friedländer kennen die ja alle”, sagt Birte Jandt und erntet das Nicken ihrer Begleiterinnen Erika Westphal und Gisela Zuch.
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Heiraten in der alten Mühle
Doch die wenigsten kennen der Mühle neues Antlitz. Für rund 600 000 Euro hat die Eigentümerin, die GEW Energie GmbH, das historische Gebäude saniert. Im Dezember konnte dann endlich das Standesamt in die Räumlichkeiten ziehen – lange hatte sich die Stadt danach gesehnt.
Bereits 18 Ehen seien hier seitdem geschlossen worden, sagt Standesbeamtin Carolin Ehlert. Das historische Ambiente erfreute sich offenbar von Beginn an einer gewissen Beliebtheit. Denn im kleinen Friedland gebe es durchschnittlich „nur” 25 bis 30 Eheschließungen.
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Mühle, Krankenhaus, Hochzeitssaal
„Wir hatten aber auch ganz viele Anfragen, ob man nicht mal so in die Wassermühle schauen dürfte”, ergänzt die Standesbeamtin. Denn wer keiner Hochzeit beiwohnt, hat dafür kaum eine Möglichkeit. Mit dem Tag der offenen Tür sollte dieses Verlangen gestillt werden. „Aus dem Dornröschenschlaf” sei es erweckt worden, sagt Carolin Ehlert den rund 40 Besuchern, die nur in der ersten von insgesamt vier Stunden kamen.
Etwa 1250, somit nur wenige Jahre nach Friedland erstmaliger urkundlicher Erwähnung, war die Mühle gebaut worden. Wie die Stadt selbst hat sie eine bewegt Geschichte, wurde zum Ende des Zweiten Weltkrieges etwa zum Notkrankenhaus umfunktioniert. Seit 1985 steht sie unter Denkmalschutz. Ausnahmsweise konnten die Besucher sogar in den Keller, der sonst der Öffentlichkeit verborgen bleibt und die großen Mahlräder samt dem noch von 1250 stammenden gotischen Mauerwerk bestaunen.
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Gespielte Hochzeit in der Mühle
Im Standesamt selbst war alles ganz auf das Motto eingerichtet, mit dem die Stadt seit einigen Monaten hausieren geht. „Wo früher gemahlen wurde, wird heute vermählt. Mit Dekoration vom Lübbersdorfer Scheunenlädchen, einer „Candy-Bar” von der Altentreptower Bäckerei „Storchennest” und Blumen vom „Blumenhaus Peters” war alles für die Traumhochzeit ausgerichtet.
Um die Illusion zu komplettieren war sogar ein frisch getrautes Paar geladen worden, dass sich unter den Augen des Publikums noch einmal präsentieren konnte, ehe es mit der Hochzeitskutsche wieder von dannen zog. Keine echte Heirat und dennoch blieb nicht jedes Auge trocken.
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Für die Freundinnen Birte Jandt, Erika Westphal und Gisela Zuch stand am Ende jedenfalls fest, dass man hier wohl doch ganz gut heiraten könnte. „Aber wir suchen noch!”, feixen die Seniorinnen lachend.