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Katze als Fußball

Friedländer wehren sich gegen Tierquäler-Vorwurf aus Neustrelitz

Friedland / Lesedauer: 4 min

Der Fall der Katze „Greta“, die in Friedland von Jugendlichen als Fußball missbraucht worden sein soll, hat für viel Empörung gesorgt. Doch so einfach ist es nicht.
Veröffentlicht:09.06.2020, 15:37

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Heiko Böhnke, Leiter der Neuen Friedländer Gesamtschule (NFG), ist sauer. Er ärgert sich über einen schrecklichen Fall von Tierquälerei, der sich in Friedland ereignet haben soll. Die Katze – die mittlerweile auf den Namen „Greta“ hört – wurde von Jugendlichen als Fußball missbraucht, wurde von Anwohnern eingesammelt und mit Prellungen nach Neustrelitz verbracht. Mittlerweile hat sie glücklicherweise ein neues Zuhause in der Gemeinde Blumenholz südlich von Neubrandenburg gefunden. Doch nicht nur der Fall selbst, sondern auch der Umgang damit ärgert ihn.

Regelmäßige Tierquälerei in Friedland?

Denn das glückliche Ende für die Samtpfote war zugleich der Beginn von jeder Menge Ärger für die Friedländer. Wenig zimperlich wurde die Stadt von einer Vertreterin des Tierheims kritisiert. Regelmäßig komme es in Friedland und Umgebung zu schweren Fällen von Tierquälerei, in Neustrelitz sei das freilich anders.

Der Vorwurf sorgte in der Stadt für einige Diskussionen. Ob Lehrer, Stadtvertreter oder Marktplatzbesucher. Beinahe jeder zeigte sich ob der Kritik zumindest entrüstet, meistens ziemlich verärgert. „Es ist gut, dass das Thema mal zur Sprache kommt, aber derart pauschalisiert bringt das wenig“, sagte exemplarisch Stadtpräsident Ralf Pedd. Und drückte sich damit noch am gewähltesten aus.

Die Kritik ließ nicht nur einige Friedländer vor Wut kochen, sondern bei Schulleiter Böhnke vor allem die Leitungen glühen. Das Schulamt aus Neubrandenburg hatte sich gemeldet, selbst beim Bildungsministerium in Schwerin griffen sie zum Hörer, um über den Vorfall zu sprechen. „Es kamen aber auch sehr unschöne E-Mails von Privatpersonen“, sagt der Schulleiter.

Peta mischte sich ebenfalls ein

Die selbst ernannte Tierschutzorganisation „PETA“ griff den Vorfall ebenfalls auf und bat in einer Pressemitteilung die NFG öffentlich darum, das Thema Tierschutz in den Lehrplan zu integrieren „und jungen Menschen dadurch Mitgefühl für alle Lebewesen zu vermitteln“, so die Organisation, die zu diesem Zweck auch Unterrichtsmaterial bereitstellen würde.

„Mich ärgert an dieser ganzen Geschichte, dass so getan wird, als würde die Schule gar nichts dagegen machen, wenn so etwas rauskommt“, sagt der langjährige Katzenhalter Böhnke. Dabei wäre der Schulleiter der erste, der den Verantwortlichen „die Ohren langzieht“. Doch das Problem: Solche Geschichten kommen nicht raus.

Vorfall liegt schon ein Jahr zurück

Oder wie im Fall der Katze Greta erst über ein Jahr später. Denn wie der Nordkurier auf Nachfrage beim Tierheim Pfötchenhilfe erfuhr, wurde die Katze bereits im April vergangenen Jahres in Neustrelitz von engagierten Friedländern abgegeben. Das mache das Ganze nicht weniger grausam, sagt auch Schulleiter Böhnke, nur wie er jetzt noch die Verantwortlichen finden solle, verstehe er nicht. Zumal die Schule vor einem Jahr nicht informiert worden sei. Ebenso wenig das Ordnungsamt Friedland.

„Die Ordnungsämter verständigen wir schon lange nicht mehr“, sagt Angelika Brüsch. Sie ist beim Neustrelitzer Verein „Pfötchenhilfe“ die stellvertretende Vorsitzende. Ob nun Neustrelitz, Friedland oder anderswo, in den Ordnungsämtern würden die ehrenamtlichen Tierretter der Erfahrung nach viel zu wenig Hilfe erhalten. Doch selbst Polizei und Landkreis verneinen auf Nordkurier-Anfrage, dass der Vorfall vor einem Jahr bei ihnen angezeigt wurde. Friedlands Ordnungsamtsleiterin Anna Enenkel verweist aber auch auf die aktuelle Gesetzeslage, die Tierschützern schon so lange ein Dorn im Auge ist. Die von ihnen geforderte Katzenschutzverordnung gibt es nicht. „Katzen haben immer einen Besitzer“, sagt Anna Enenkel daher im Einklang mit dem Gesetz. Sie einfach mitzunehmen, wenn sie gefunden werden, sei daher ohnehin nicht okay. „Es könnte sich ja auch um Streuner handeln“, sagt sie.

Der Vorfall der gequälten Katze Greta liege da natürlich anders. Und der Verein Pfötchenhilfe bleibt seinerseits bei dem Vorwurf, in Friedland und Umgebung hätten es die Tiere besonders schwer. Die zahlreichen Dokumentationen im Katzenbuch würden das zeigen, sagt Angelika Brüsch. Auch wenn sich 2020 da noch kein Fall dazugesellt hätte.

Amtlich belegen lässt sich der Vorwurf nicht. Eine Statistik, wie oft das Veterinäramt in den verschiedenen Amtsbereichen des Landkreises unterwegs ist, werde nicht geführt, schreibt der Landkreis. Für eine derartige Datenrecherche gebe es im Veterinäramt zudem keine freien Kapazitäten.