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Volkstrauertag

Gedenken der Opfer von Krieg und Gewalt

Neubrandenburg / Lesedauer: 3 min

Der Volkstrauertag wurde auch in diesem besonderen Jahr in Neubrandenburg und Altentreptow genutzt, um Kriegsopfern zu gedenken. Auch ein Jahrestag wurde zum Aufruf für Versöhnung genutzt.
Veröffentlicht:15.11.2020, 20:26

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Ein Gedenken trotz der Corona-Maßnahmen? Am Volkstrauertag sind überall im Land Menschen zusammen gekommen, um für die Opfer von Krieg und Gewalt Kränze niederzulegen und an sie zu erinnern. So auch in Neubrandenburg und Altentreptow. Den Umständen entsprechend gestaltete sich das stille Gedenken lediglich anders.

Gedenken in Fünfeichen

Die Kranzniederlegung an der Mahn- und Gedenkstätte Fünfeichen konnte nur in kleinem Kreis stattfinden. Obwohl nicht in dem Sinne dazu geladen worden war, fanden sich trotzdem einige Menschen zusammen, mit Maske und Abstand zueinander, mit Vertretern unter anderem von Militär, der AG Fünfeichen, Stadt undr THW. „Es ist ein ungewöhnliches Jahr“, sagte Oberbürgermeister Silvio Witt. Für ihn sei es ein wichtiges Zeichen, dass der Volkstrauertag 2020 trotz allem begangen wird, wenn auch ganz still. Besonders bedankte er sich bei den Anwesenden, die extra gekommen waren, um dem Gedenken beizuwohnen.

Ganz kurz war das Zusammentreffen, ohne Live-Musik, mit knappen Reden von Silvio Witt, Neubrandenburgs erstem stellvertretenden Oberbürgermeister Peter Modemann als Vertreter des Volksbunds und Brigadegeneral Andreas Durst, einer Schweigeminute vor den niedergelegten Kränzen und einer Andacht von Militärkaplan Stephan Lorek. „Schenke dieser Welt Heilung“, sprach der Geistliche im Gebet und erinnerte ebenfalls an Versöhnung.

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Flüchtlingen gedacht

Auch anderswo in der Region wurden am Volkstrauertag Gestecke nieder gelegt. Etwa am Gedenkstein für die Opfer von Flucht und Vertreibung auf dem Neuen Friedhof der Vier-Tore-Stadt, wo Peter Modemann den Flüchtlingen gedachte, die infolge der Auswirkungen des zweiten Weltkrieges ihr Leben verloren haben. In Burg Stargard legten Vertreter von Stadt, Stadtvertretung und Kirche am Grabfeld deutscher Soldaten ebenfalls Kränze nieder.

„Jedes Jahr ziehen wir schreckliche Bilanz”

Im großen Raum der Altentreptower Sankt-Petri-Kirche senkten Anwohner, Kirchmitglieder, zahlreiche Mitglieder der Stadtvertretung sowie Bürgermeister Volker Bartl ihre Häupter im Gebet. „Trauer braucht Erinnerung, Erinnerung braucht Geschichte“, gab Reinhard Röske, Mitglied des Kirchenrats, den Anwesenden mit auf den Weg. Die hatten sich in der Kirche versammelt, statt wie in den vergangenen Jahren üblich in der kleinen Winterkirche. Anders hätten die Abstände nicht eingehalten werden können, erklärte Pastor Michael Giebel im Voraus.

Etwas, was immer wieder getan wird, egal ob öffentlich etwa beim Fußball oder in der Politik, oder im Stillen für einen selbst, hob Pastorin Isabell Giebel in ihrer Andacht hervor. So sei es wichtig, immer wieder zurück zu blicken, für das eigene Leben Zwischenbilanz zu ziehen und daraus zu lernen. „Jedes Jahr ziehen wir schreckliche Bilanz“, sagte sie über den Tag, an dem der vielen Opfer von Krieg und Gewalt gedacht wird.

„Jeden Gedanken an Rache verbannen”

Einen weiteren Jahrestag wollte die Pastorin ebenfalls in Erinnerung rufen. Am 14. November vor 80 Jahren wurde die englische Stadt Coventry durch einen Luftangriff der Deutschen zerstört. Domprobst Richard Howard schlug damals bei einer Andacht in den Ruinen der Kirche einen besonderen Ton an: „Wir verbannen jeden Gedanken an Rache.“ Versöhnung und Frieden, im Großen wie im Kleinen.

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