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Vereinzeltes Gelächter

"Gelbwesten" schaffen es in den Kreistag

Neubrandenburg / Lesedauer: 2 min

Ein paar Lacher gab es schon, als der Kreistagsabgeordnete Andreas Rösler mit gelber Weste bei der Kreistagssitzung erschien. Der Nordkurier fragte nach, was er mit der ungewöhnlichen Gaderobe ausdrücken wollte.
Veröffentlicht:11.12.2018, 17:34

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Es begann mit der Ablehnung gegen die Benzinpreiserhöhung und weitete sich aus zu landesweiten Protesten gegen die Politik des französischen Präsidenten Emmanuel Macron. Rund 125.000 Menschen waren zuletzt auf den Straßen Frankreichs zu sehen – und nun auch einer im Kreistag der Mecklenburgischen Seenplatte. Andreas Rösler (AfD) wählte für seine Garderobe neben Hemd und Jackett auch die gelbe Warnweste, die als Gewand der Protestler zuletzt weltweit in den Medien zu sehen war. Von seinem vietnamesischen ehemaligen Geschäftsnachbarn habe er das gute Stück geschenkt bekommen. „Mir geht es darum, darauf aufmerksam zu machen, dass die finanziellen Belastungen der Bürger unerträglich sind und sich Leistung nicht mehr lohnt”, sagte er auf Nordkurier-Nachfrage.

Ihm imponiere vor allem die Form des Protestes, bei dem die Bevölkerung auf die Straße gehe, um auf diese Missstände aufmerksam zu machen. Der selbstständige Fachinformatiker hat auch eine Vermutung, wieso Vergleichbares nicht auch in Deutschland geschieht. „Es wird hier immer propagiert, dass es uns nicht schlecht geht. Aber wir erleben nur einen gefühlten Wohlstand.” Seine Solidarität mit der Bewegung sei daher auch eher etwas Grundsätzliches, er begrüße nicht automatisch jede politische Forderung, die von ihr ausgeht. Viele ihrer Ideen – wenn auch nicht alle – teilt die Bewegung auch mit den Sozialisten Frankreichs oder auch mit der Partei Die Linke in Deutschland. Eine Rückkehr der Reichensteuer zum Beispiel.

Konservativ bedeute auch sozial sein

„Es sind weniger linke Ideen und mehr soziale Ideen. Und für mich bedeutet konservativ sein auch sozial zu sein. So ist etwa eine funktionierende Familie etwas ursprünglich Soziales”, wischt Rösler Unvereinbarkeiten zwischen AfD-Parteiprogramm und den Wünschen der Gelbwesten weg. Und gleich mehrfach erwähnt der Mann, der auch in der Stadtvertretung Burg Stargards sitzt, dass eigentlich alle Kreistagsabgeordneten die gelbe Westen hätten tragen müssen. Immerhin klage der Kreistag wie auch die Gelbwesten darüber, dass zu wenig Geld für Infrastruktur da sei.

Seine Kreistagskollegen quittierten die ungewöhnliche Bekleidung eher mit einem müden Lächeln oder einzelnen Lachern. Denn was auch zur Geschichte der Gelbwesten gehört, ist, dass es rund um die Proteste auch zu Gewaltausschreitungen und Plünderungen einiger kommt. Zuletzt wurden 1700 Menschen festgenommen. Damit will Rösler jedoch nicht in Verbindung gebracht werden. Es sei auszuschließen, dass er die Gewalt gutheiße, sagte er nachdrücklich.