StartseiteRegionalNeubrandenburgGibt es bald eine Spender-Niere für die gute Seele des FCN?

Nach über zehn Jahren

Gibt es bald eine Spender-Niere für die gute Seele des FCN?

Neubrandenburg / Lesedauer: 4 min

Torsten Beetke gilt, gemeinsam mit seiner Frau, als gute Seele beim 1. FC Neubrandenburg 04. Nun legte der „Mr. Zuverlässig“ sein Fußball-Ehrenamt nieder – aus einem triftigen Grund.
Veröffentlicht:03.09.2022, 14:05

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Bei seiner Verabschiedung im Neu.SW-Stadion wirkte er wie immer: ruhig und freundlich, gefasst. So kennen die Fußball-Freunde Torsten Beetke. Gemeinsam mit seiner Frau Yvonne gilt er als die sogenannte gute Seele beim 1. FC Neubrandenburg 04. Als Club-Präsident Torsten Hanke nun dem „Mr. Zuverlässig“ vor dem Anpfiff der Partie der Vier-Tore-Städter Verbandsliga-Fußballer gegen den FC Anker Wismar für das Engagement in den vergangenen anderthalb Jahrzehnten dankte, setzte ein großer Applaus von den Zuschauern ein. Später – hinter den Kulissen – gab es von der Familie und den Ordner-Kollegen eine stilechte Fußball-Torte.

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Ordnungsdienst bei den Spielen, Versorgung, Nachwuchs-Trainer, das sprichwörtliche „Mädchen für alles“ – ohne Ehrenamtler wie Torsten Beetke kann der Ball nicht rollen. Einer, der sich kümmert. Dass für ihn damit vorerst Schluss ist, hat einen triftigen Grund: „Es kann jeden Tag losgehen. Ich stehe in der Liste oben“, sagte der 52-Jährige und meinte das Ranking für eine Spender-Niere. Seit 2010 hat er das schwere Los eines Dialyse-Patienten zu tragen. Jetzt sieht es so aus, als sollte es Erleichterung für ihn geben. „Ich möchte die Sache nicht gefährden, indem ich mir noch irgendwas an Infekten oder Ähnlichem einfange. Darum ziehe ich mich erst einmal vom Fußball, bei dem ja immer viele Leute zusammenkommen, zurück“, erklärte Torsten Beetke, warum Vorsicht angeraten ist.

Chance auf Spender-Organ schon zwei Mal verpasst

Drei Mal pro Woche, jeweils für fünf Stunden, hängt Beetke an den Dialyse-Schläuchen. Blutwäsche heißt das überlebenswichtige Verfahren in der Umgangssprache. Es hilft Torsten Beetke weiterzukommen, bedeutet freilich zugleich eine enorme Anstrengung. Das zehrt. Yvonne Beetke, seit 30 Jahren mit ihrem Torsten verheiratet, weiß, dass es entscheidend für ihn ist, aktuell „keine weiteren Baustellen“ zu haben: „Wer nach langer Wartezeit mit einer Spender-Niere an der Reihe ist und dann für die Operation ausfällt, weil gesundheitlich gerade noch etwas anderes nicht in Ordnung ist, der rutscht in der Liste wieder runter.“

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Was Torsten Beetke tatsächlich und unglücklicherweise schon passiert ist. Einmal hatte er einen Rippenbruch erlitten, dann eine Schulterverletzung. Er hatte Pech, mit einer neuen Niere für ihn wurde es nichts. „Das bedeutete Stress für uns alle, die gesamte Familie und unsere Freunde bangen ja mit. Weil Torsten eine seltene Blutgruppe hat, ist es bei ihm auch noch komplizierter als in anderen Fällen“, so Yvonne Beetke.

Sie bleibt übrigens dem Fußball-Geschehen erhalten: „Ohne würde mir was fehlen.“ Dass der Sport im Leben des Ehepaars einmal eine so einnehmende Rolle spielen würde, war bis Anfang 2008 nicht abzusehen. Zu diesem Zeitpunkt verließ der Übungsleiter einer E-Junioren-Truppe den 1.  FC Neubrandenburg  04. Da eine der beiden Beetke-Töchter just zu jenem Team zählte, wurden die Eltern gebeten, die sportliche Leitung „übergangsweise“ zu übernehmen. Sie sagten zu – und eins kam zum anderen.

Von Landes- und Kreisverband geehrt

Vor allem bei der Förderung der Kleinsten, der Fußball-Bambini, machte sich das Duo verdient. Mit dem Spowa-Cup, dann Sparkassen-Cup, gingen die Beetkes in die Vier-Tore-Städter Wohngebiete, um Vier- bis Siebenjährigen ihren Lieblingssport nahezubringen. Hunderten, nicht selten wuseligen Lütten haben sie im Laufe der Zeit die ersten Buchstaben des Fußball-Alphabets beigebracht. Bisweilen die reinste Nervensache, aber auch eine Menge Spaß. Viele von diesen Kindern sind beim Fußball geblieben.

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Das ist auch über Neubrandenburg hinaus nicht unbemerkt geblieben. So stand das Ehepaar vor gut dreieinhalb Jahren beim Neujahrsempfang des Landesfußballverbands Mecklenburg-Vorpommern, der im Ballsaal der Yachthafenresidenz Hohe Düne vor Rostock veranstaltet wurde, im Rampenlicht. Yvonne und Torsten Beetke erhielten seinerzeit den Robinson-Sonderpreis. Und Anfang 2020 wurden die beiden mit der Ehrennadel in Silber vom Kreisfußballverband Mecklenburgische Seenplatte ausgezeichnet.