StartseiteRegionalNeubrandenburgGitter versperrt schönste Aussicht der Stadt

HKB-Turm wird zum "Gefängnis"

Gitter versperrt schönste Aussicht der Stadt

Neubrandenburg / Lesedauer: 3 min

Wer ein Postkartenmotiv von Neubrandenburg fotografieren will, kann sich den Aufstieg zur Aussichtsplattform des HKB-Turms sparen. Denn ein Netz vermiest das Panorama. Die Neuwoges begründet dies mit der Sicherheit der Passanten.
Veröffentlicht:07.01.2015, 16:52
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„Ich war schon auf so vielen Türmen. Aber so einen Käfig habe ich noch nicht vorgefunden“, sagt Gertraud Reimannn verärgert. Die pensionierte Landschaftsarchitektin führt als Reiseleiterin viele Touristen durch Neubrandenburg. Klar, auf die Aussichtsplattform des sanierten HKB-Turms geht sie mit den Gästen auch und kommt dann in Erklärungsnot. Denn ein engmaschiges Netz aus grauem Edelstahl versperrt die Sicht. „Die schöne Stadtaussicht vom HKB-Turm ist nun hinter Gittern. Bei aller Mühe gelingt es nicht, ein schönes Foto von oben zu machen“, hat Gertraud Reimann selbst festgestellt.

Das Netz sei hauptsächlich angebracht worden, um das Herunterwerfen von Gegenständen zu verhindern, sagt Neuwoges-Chef Frank Benischke auf Nordkurier-Nachfrage. In der Vergangenheit sei es zu solchen Vorfällen gekommen. Dies kann auch die Polizei nach intensiverer Recherche bestätigen. Als Gefahrenquelle werde die Plattform von der Polizei allerdings nicht eingeschätzt, denn eine Häufung solcher Fälle gebe es nicht.

Ein Wachmann als Alternative

Gertraud Reimann findet den Käfigcharakter bei allen Sicherheitsbedenken unzumutbar und verweist auf die Konzertkirche, wo man auch ohne Netz auskomme. Für Frank Benischke ist die Sache alternativlos. „Menschenleben und Gesundheit gehen vor schöne Aussicht“, sagt Benischke und fügt hinzu, dass bei anderen Aussichtstürmen unten einfach weniger Fußgänger herumlaufen würden als beim HKB. Als einzige Alternative zum Netz sieht Benischke einen Wachmann, der während der Öffnungszeit der Plattform dort stehen würde und aufpasst, dass niemand etwas herunter wirft. „Das wiederum wäre mit der derzeit kostenfreien Aussichtsplattform nicht vereinbar gewesen“, sagt Benischke.

Schutz und gute Sicht, das könnte man mit einer Vollverglasung haben. Dies sei allerdings mit den Auflagen des Denkmalschutzes nicht vereinbar, so Benischke weiter. Denn eine Verglasung der Terrasse dürfe von der Straße aus nicht zu sehen sein. Darum seien die jetzigen Scheiben auch so niedrig und leicht nach außen geneigt.

Geöffnet ist die Plattform nur zwischen 10 und 16 Uhr, im Sommer dann bis 18 Uhr. Den Sonnenuntergang über der Stadt wird man also selten sehen können. „Die Öffnungszeiten sind bereits wegen der künftigen abendlichen Nutzung der Terrasse durch die Gastronomie so gewählt worden“, sagt Benischke. Die Details zu diesen Planungen müsse er mit den Gastronomen allerdings noch besprechen.