Die Stadt Neubrandenburg empfängt ihre Einwohner und Besucher künftig mit einem „fünften Tor“. Nach langer Planung und neunmonatigen Bauarbeiten wurde am Freitag das „neue Bahnhofstor” offiziell eröffnet. Dabei handelt es sich aber nicht wirklich um ein Tor, sondern um eine Neugestaltung des Walls im Bereich der Stadtmauer vor dem Bahnhof.
Und die gefällt längst nicht jedem. Seit Tagen wird in der Stadt über die 21 etwa 6 Meter hohen modernen Stahl-Stelen gelästert. Sie sollen – so das künstlerische Konzept – die Form der historischen Stadtmauer aufnehmen. Diese wurde an jener Stelle während des Bahnhofbaus im 19. Jahrhundert aufgebrochen.
„Entsetzten” und „Befremden”
Von einer „schönen Bescherung“ zum Nikolaustag sprach der Regionalverband Mecklenburg-Strelitz des Vereins Stadtbild Deutschland. „Die schroffen, rostigen, kalten Metallelemente wirken in ihrer Massivität und Anordnung befremdlich und bedrückend“, hieß es in einer Stellungnahme. „Mit rostendem Stahl, etwa sechs Meter hoch und Beton werden zeitgenössische Stereotypen bemüht, welche sich in maximaler Disharmonie zur historischen Stadt befinden.“
Böse Vorahnung für weitere Bauprojekte
Die Umsetzung der Pläne für das Bahnhofstor lassen den Verein nichts Gutes ahnen für den geplanten Neubau eines Hotels in der Poststraße. Die bisher bekannten Entwürfe lassen „Kontinuität der banalen Nachkriegsmoderne befürchten“, hieß es. Auch Besucher der Eröffnung waren teils mehr als skeptisch: „Wir sind erschüttert und entsetzt“, sagte zwei Neubrandenburger beim Anblick der Stelen.
Bürgermeister lässt die Kritik abtropfen
Neubrandenburgs Oberbürgermeister Silvio Witt (parteilos) wendete die Kritik der vergangenen Tage bei der feierlichen Übergabe am Freitag ins Positive. Selten habe ein Bauwerk die Menschen schon vor seiner Einweihung so sehr bewegt wie das neue Bahnhofstor, so Witt. „Davon lebt die Stadtgesellschaft.“
Im Zuge der Bauarbeiten wurde für rund 1,4 Millionen Euro, davon Städtebaufördermittel in Höhe von 763 000 Euro, der Mudder-Schulten-Brunnen umgesetzt und in Nähe des Franziskanerklosters wieder aufgestellt, wo er nach Jahren im Frühling auch wieder sprudeln soll. Die Fläche um das Reuter-Denkmal wurde ebenfalls erneuert und das Denkmal bekam eine neue Umrandung.