Eine Stadt in Bewegung
Kampfkunst schützt vor Alterswehwechen
Neubrandenburg / Lesedauer: 3 min
Wem fällt bei Karate nicht gleich der Kämpfer ein, der mit der Handkante einen Stapel Ziegel oder Holz zerschlägt? In Filmen werden aktionsreiche Kämpfe mit Schlägen, Fußtritten oder Blocktechniken gezeigt. „Das hat wenig mit unserem Sport zu tun“ , sagt Jörg Abel. Er trainiert im Takeda-Kampfsportzentrum am Augustabad. Bei Film und Fernsehen sei alles tausendmal geübt und effektvoll inszeniert. Um ein richtig guter Karateka zu werden, braucht es zuallererst mal Geduld.
Nach und nach wird im Training körperliche Kondition, Beweglichkeit und Schnelligkeit verbessert. „Man fängt ganz langsam mit Grundtechniken wie einer rechts-links Koordination an.“ Der Neubrandenburger Feuerwehrmann erinnert sich an seine Anfänge vor zehn Jahren. Freunde hatten ihm den Tipp gegeben, mal zum Probetraining zu gehen. „Ich sah damals nur ein paar Leute in weiß und alles wirkte sehr schwierig“, sagt der heute 51-Jährige. Er ist geblieben und immer besser geworden. Gerade hat er seine Prüfung für den ersten Meistergrad absolviert.
Karate mehr ist als sich wehren
Der Bargensdorfer Edgar Juranek war mit ihm in Berlin. Der 55-Jährige arbeitet als Kfz-Mechaniker und auch er darf den Schwarzen Gürtel als Zeichen für den ersten Meistergrad tragen. „Mich haben vor zehn Jahren Bekannte mitgenommen“, berichtet Edgar Juranek. Dann kannst du dich wehren, habe er damals gedacht. Heute weiß er, dass Karate mehr ist als sich wehren. Die Kampfkunst hält ihn fit für den Alltag und schützt vor Alterswehwehchen. „Früher hatte ich regelmäßig Rückenschmerzen, das ist vorbei.“
Bei der „Meisterprüfung“ bewerteten die Prüfungskommission die Ausführungen der Techniken, die Haltung, aber ebenso den gezeigten Kampfgeist, die Konzentration und den Willen. Die einzelnen Technikfolgen, die zu zeigen waren, wurden erst kurz vor der Prüfung vorgegeben.
Den beiden „Oldies“ werden die Schwarzgurte in einer ganz speziellen Zeremonie im Takeda-Kampfsportzentrum überreicht. Der Verein ist unheimlich stolz, dass sie es mit über 50 geschafft haben. Karate ist ein Sport für jedes Alter. Da sind sich alle bei Takeda einig.
"Bei uns trainieren Menschen jeden Alters zusammen"
„Dass man nicht mehr wie ein 15-Jähriger umher springt, das verlangt keiner“, sagt Trainer und Vorsitzender des Vereins, Marco Hillmann. „Man darf aber vor dem Alter nicht zurückschrecken und sich gehen lassen.“ Gerade Rücken- und Gelenkschmerzen seien zu einer Volkskrankheit geworden und hauptsächlich nur, weil sich viele einfach kaum noch bewegen. „Bei uns trainieren Menschen jeden Alters zusammen.“ Man soll sich einfach trauen, mal zu einem Probetraining zu kommen. Wer den Sport erleben möchte, der sollte am Sonnabend in der Innenstadt bei Takeda während des Sportfestes „Seenplatte bewegt sich“ vorbei schauen. Die Kampfsportler werden dort ihren Sport vorstellen und Interessierte können auch einiges ausprobieren.