StartseiteRegionalNeubrandenburgKletter-Kathedrale in Neubrandenburg

Einmalig in Mecklenburg-Vorpommern

Kletter-Kathedrale in Neubrandenburg

Neubrandenburg / Lesedauer: 4 min

Beim SV Turbine Neubrandenburg entsteht gerade eine Klettersport-Anlage von einer Dimension, die in Mecklenburg-Vorpommern ihresgleichen sucht. Es geht zwölf Meter hinauf.
Veröffentlicht:06.08.2020, 06:30

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„Boah ey! Das ist gigantisch!“ – So in etwa seien seine Reaktionen ausgefallen, als er zum ersten Mal diese Halle betreten habe, erzählte Oliver Schutt. Schlichtweg überwältigt war der Klettersport-Abteilungsleiter des SV Turbine Neubrandenburg. „Wer das Gebäude von außen ansieht, ist ja schon beeindruckt. Wenn man innen steht, kommt es einem noch ein gutes Stück gewaltiger vor.“

Zwölf Meter Deckenhöhe! In Neubrandenburg entsteht gerade eine Klettersport-Anlage von einer Dimension, die in Mecklenburg-Vorpommern ihresgleichen sucht. Schutt: „In dieser Größenordnung ist sie einzigartig in unserem Bundesland, ein Alleinstellungsmerkmal. Auch Rostock und Schwerin kommen da nicht ran. Für uns Kletterer hier bedeutet das einen enormen Fortschritt.“

Der 29-Jährige erwartet, dass die Zahl der Klettersport-Enthusiasten im Verein von 120 auf 200 steigt. Für den Nachwuchs seien schon jetzt Wartelisten vonnöten. Es brummt, zumal die Sportart 2021 in Tokio ihre olympische Premiere haben wird.

Klettern mit und ohne Sicherungsseil

Keine Frage, die Turbine-Leute bieten mit ihrem „Haus II“ inmitten des Neubrandenburger Sportzentrums am Jahnstadion etwas Spezielles. „Der Bau läuft planmäßig, es gibt sogar einen zeitlichen Vorsprung. Wenn es so weitergeht, wird der Innenausbau im kommenden Frühjahr abgeschlossen und wir können dann das Haus eröffnen“, sagte Vereinschef Jörg Knospe kürzlich beim „Tag der offenen Baustelle“. Die Mitglieder erhielten die Gelegenheit, dem Rohbau des zweiten vereinseigenen Hauses einen Besuch abzustatten und somit ein Gefühl für die neue Sportstätte „Am Badeweg“ zu entwickeln. Das Angebot wurde rege genutzt. Meistens die erste Reaktion: große Augen.

Der Hingucker ist zweifelsfrei die künftige „Kletter-Kathedrale“, wo die Vielfalt der Sportart zum Tragen kommen soll. Die riesige Kletterwand, die um eine Raumecke geht und oben eine Auskragung bis zu drei Metern erhält, bietet dann – mit Seilen gesicherte – Touren „von ganz leicht bis anspruchsvoll“, wie es Oliver Schutt formulierte. „Unten wird ein Fallschutzboden den Sicherheitsfaktor erhöhen.“

Auf der Gegenseite: Boulder-Wände auf zwei Ebenen. Boulder? Der Fachmann erklärte: „Das ist Klettern ohne Seil, man kann das also alleine machen. Eine attraktive Angelegenheit. Der letzte Griff befindet sich auf Höhe von 4,50 Metern.“ Die Partie ende, indem man abspringe oder sich fallen lasse – und auf einer 30 Zentimeter dicken und weichen Schutzmatte lande. Ein Athletikbereich für Kraftübungen solle auch Nicht-Kletterer, etwa Leichtathleten, in die Halle locken. Deckenstrahl-Heizung, LED-Ausleuchtung, um störende Schatten zu vermeiden, eine Anlage für Musik, elektronische Medien, Internet, WLAN – es ist an vieles gedacht.

Panoramafenster gibt Blick auf die Kletterwand frei

Der Clou: Das Haus wird zudem über einen großen Sportraum für das Training in den weiteren Abteilungen verfügen, vom dem aus ein Panoramafenster einen tollen Blick auf das Klettertreiben gewährt. „Beim Spinning den Kletterern auf halber Wandhöhe zuschauen – das ist es doch!“, lächelte Oliver Schutt, der vor vier Jahren die Abteilungsleitung übernahm und seit zwei Jahren dem Vereinsvorstand angehört. „2013 war es, meine Freundin und ich suchten damals einen Ausgleichssport zum Job. Da gab es beim Turbine-Haus I in der Neubrandenburger Südstadt schon indoor die Kletterwand und außen den achteinhalb Meter hohen Kunstfelsen zum Erklimmen. Das fanden wir interessant. Eins kam zum andern“, so Schutt. „Die Freundin ist mittlerweile weg, doch ich bin Kletterer geblieben.“

Unter den Turbine-Trainingsgruppen gibt es eine leistungsorientierte, die auch bei Meisterschaften startet und auf Reisen geht, so ins Elbsandsteingebirge oder in das „Mekka des Kletterns“, den Frankenjura. „Vor allem bemühen wir uns aber um den Breitensport“, stellt Schutt klar. Mit den gewachsenen Möglichkeiten in der neuen Halle möchte man sich zudem anderen Bereichen öffnen. „Zum Beispiel streben wir Kontakt mit Schulen an und eine Kooperation mit dem Dietrich-Bonhoeffer-Klinikum. Stichwort: Therapeutisches Klettern.“