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Wettrennen um Bauherren

Macht der Speckgürtel Neubrandenburg die Einwohner streitig?

Neubrandenburg / Lesedauer: 2 min

Wenn Neubrandenburgs Nachbarn über neue Flächen für Häuslebauer reden, wittert das Rathaus Verrat. Die Verantwortlichen sehen das ganze sehr kritisch.
Veröffentlicht:05.03.2019, 06:18

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Der oberste Stadtplaner im Neubrandenburger Rathaus macht aus seiner ablehnenden Haltung erst gar keinen Hehl. „Sehr kritisch“, sehe er die Ausweisung neuer Wohngebiete im „Speckgürtel“ der Kreisstadt, sagte Frank Renner – als er im Stadtentwicklungsausschuss von Stadtvertretern dazu befragt wird.

Hintergrund der Anfrage: Die Gemeinde Wulkenzin spielt mit dem Gedanken, in Neuendorf neues Bauland anzubieten. Bis zu 50 Häuser könnten entstehen, mit bis zu 150 Zuziehenden rechnet dort die Verwaltung. Allerhand für die Gemeinde. Woher die kommen könnten, scheint auch klar: Angesichts der hohen Nachfrage nach Baugrundstücken in Neubrandenburg setzt man auf junge Familien aus der Kreisstadt.

Anhaltend hohe Nachfrage nach Baugrundstücken

Angesichts des ehrgeizigen Neubrandenburger Ziels, entgegen dem Trend die Einwohnerzahl wieder zu erhöhen, ein falsches Signal aus Sicht der Stadt. Denn in Neubrandenburg sind die Verantwortlichen gerade dabei, die großen Fehler aus dem 1990er-Jahren nicht zu wiederholen, als sich Tausende Neubrandenburger im „Speckgürtel“ der Kreisstadt ihre Häuschen bauten. In der Stadt waren Grundstücke Mangelware oder vielen zu teuer.

Gemeinden wie Neverin, Ihlenfeld, Burg Stargard oder auch Wulkenzin konnten die Zahl ihrer Einwohner seinerzeit in kurzer Zeit vervielfachen. Das gilt es aus Neubrandenburger Sicht im Jahr 2019 zu verhindern. Das Anbieten von freien Grundstücken „über den Eigenbedarf hinaus“ gilt es zu verhindern, so Stadtplaner Renner weiter.

Angesichts der anhaltend hohen Nachfrage nach Grundstücken versucht man in Neubrandenburg gerade, möglichst alle in Frage kommenden Areale herzurichten und anzubieten. „Wir haben Probleme bei der Vergabe“, so der Stadtplaner. An der strategischen Vorbereitung eines neuen großen Wohnungsbaustandortes führte kein Weg mehr vorbei – deshalb schlug die Stadtverwaltung schon im Herbst vor, in der Nachbarschaft des Malerviertels 25 Hektar des Hollerbusch heißenden Areals in Bauland umzuwandeln. Ab 2022 könnten hier die ersten Häuser gebaut werden.

Hansestadt Rostock klagte gegen Gemeinden

Da passt wenig ins Konzept, sich potenzielle Bauherren von Nachbargemeinden abwerben zu lassen. Die Hansestadt Rostock, vor die gleichen Probleme gestellt, hat in den vergangenen Jahren acht Bauvorhaben in ihren Randgemeinden die Zustimmung versagt.

In zwei Fällen hat die Stadtverwaltung sogar Klage vor dem Verwaltungsgericht gegen Gemeinden eingereicht, die an ihren Plänen zur Erschließung neuer Baugebiete festhalten – ohne Ausgleichszahlungen an die Hansestadt leisten zu wollen. Der Grund für die Klage: Die Einwohner des Umlandes würden viele Einrichtungen der Stadt nutzen, die Kosten dafür tragen aber nur die Rostocker Steuerzahler.