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Masken-Regel dämpft Freude über Lockerung beim Shoppen

Neubrandenburg / Lesedauer: 3 min

Der erste Tag ohne 2G-Beschränkung wurde in der Neubrandenburger Innenstadt eher verhalten aufgenommen. Die verschärfte Maskenpflicht sorgte für Kritik.
Veröffentlicht:13.02.2022, 14:02

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Der ganz große Ansturm blieb in der Neubrandenburger Innenstadt aus, aber den hatten wohl auch die wenigsten erwartet. „Der Boulevard ist auf jeden Fall voller und die Menschen genießen es, sich wieder einfach mal umsehen zu können“, hieß es etwa aus dem Modehaus Rühs. Ein Eindruck, der sich am Sonnabend in mehreren Läden bestätigte. Erstmals seit die Corona-Ampel Mitte November im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte auf „orange“ sprang, braucht es im Einzelhandel keinen Nachweis mehr, ob die Kunden geimpft oder genesen sind.

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Regeln als Lockdown empfunden

Mecklenburg-Vorpommern hat die Zugangsbeschränkung aufgehoben. Da sie nur noch wenig Sinn mache, wenn andere Bundesländer die Regeln lockern, wie es aus Schwerin hieß. Das Ende des „faktischen Lockdowns“, wie die Regelung häufig von Gewerbetreibenden beschrieben wurde.

Ärger: OP-Maske reicht nicht

Wie die Maßnahmen wirken auch viele Kunden lockerer. Doch nicht alle. „Stinksauer“ sei er, sagt ein Mann, der kurz vor Ladenschluss durch die Turmstraße geht. Er sei geimpft, geboostert und komme nun trotzdem nicht rein. So mache das ganze Impfen auch keinen Sinn mehr, ärgert er sich und verwendet noch ein paar unflätigere Worte. Liebevoll nimmt ihn seine Partnerin an den Arm und erklärt: „Er ist gerade nicht in ein Geschäft reingekommen.“ Der Grund: Er hatte nur eine OP-Maske dabei. Noch am Tag zuvor hätte das genügt, nun ist die FFP2-Maske Pflicht.

Hinweis auf höheren Schutz

Die verschärfte Maskenpflicht ist das „Lösegeld“, das die Landesregierung verlangt, damit die Händler nicht mehr nach dem Impfstatus fragen müssen. Zumindest kommt es einigen von ihnen so vor. Das Gesundheitsministerium in Schwerin verweist auf den höheren Schutz, den die FFP2-Masken bieten, die unter anderem auch Aerosole filtern. In Apotheken, Lebensmittelläden, bei Optikern und Hörakustikern, allen Bereichen der Grundversorgung, reicht jedoch weiter die OP-Maske. Und es wird noch komplizierter: Das Personal im Einzelhandel und Kinder bis zum Alter von 18 Jahren müssen ebenfalls keine FFP2-Masken tragen. Kinder unter sieben Jahren können komplett auf die Masken verzichten.

„Ich verstehe dieses Handeln nicht“, kommentiert Günter Rühs, der Inhaber des gleichnamigen Modehauses. Der langjährige Neubrandenburger Stadtpräsident saß für die CDU einst selbst fünf Jahre im Landtag, war für seine Fraktion dort Sprecher für Arbeitsmarkt- und Gesundheitspolitik. Er wisse daher, wie die Gespräche in Schwerin laufen, sagt er. Umso fragwürdiger sei für ihn das Ergebnis.

„Beschwerden bitte an die Staatskanzlei“

Doch er nimmt es mit Humor.  „Beschwerden bitte an: Staatskanzlei M-V – Frau Schwesig –“  liest seine Kundschaft gleich im Eingangsbereich neben den nun geltenden Regeln. Damit nicht die eigenen Mitarbeiter in Diskussionen gezogen werden. „Es braucht mal eine klare Ansage“, kommentiert Rühs das aktuelle Masken-Wirrwarr. Berlin oder Sachsen hatten die FFP2-Maske längst überall verpflichtend eingeführt. Eine solche Konsequenz wagte das Kabinett in Schwerin nicht. Es „sollte die für den Einzelhandel in der Grundversorgung bestehende Regelung nicht verschärft werden“, teilte das Gesundheitsministerium auf Anfrage mit.

Kosten für teurere FFP2-Masken im Blick

Die FFP2-Masken sind allerdings nicht nur sicherer, sondern auch teurer als ihre meist blassblauen OP-Pendants. Die Landesregierung hatte daher angekündigt, für sogenannte sozial Schwächere die Masken kostenlos zur Verfügung zu stellen. Wie, wann und wo das geschehen soll, scheint aber noch keine ausgemachte Sache. Gespräche mit der kommunalen Ebene waren angekündigt, das Innenministerium von Christian Pegel (SPD) wurde mit der Organisation beauftragt. Zumindest mit der Verwaltung in Neubrandenburg sind diesbezüglich aber wohl noch keine wirklichen Gespräche geführt worden, wie eine Antwort aus dem Rathaus von Freitag nahelegt.