StartseiteRegionalNeubrandenburgMehr Kontrollen gegen Jugend-Partys in Neubrandenburg

Lärm-Belästigung

Mehr Kontrollen gegen Jugend-Partys in Neubrandenburg

Neubrandenburg / Lesedauer: 3 min

Mit mehr Personal und einem neuen Schicht-System reagiert das Ordnungsamt auf Beschwerden gegen lärmende Jugendliche. Ob das etwas am Grundproblem ändert?
Veröffentlicht:23.05.2022, 05:57

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Mehr Angebote für Jugendliche und strengere Kontrollen. Mit diesem simplen Rezept will die Stadt Neubrandenburg reagieren, weil sich Beschwerden über Lärm und andere Störungen von Jugendlichen im Kulturpark, am Belvedere und am Brodaer Strand häufen. Man könnte auch sagen: Zuckerbrot und Peitsche.

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Kontrollen bis in die Nacht

Die symbolische Peitsche ist in diesem Fall das Ordnungsamt. Mit sechs neuen Mitarbeitern hat sich das Personal auf nun 18 Mitarbeiter erhöht. Genug, um ein echtes Dreischicht-System einzuführen. Damit kann das Ordnungsamt auch ohne Überstunden bis Mitternacht kontrollieren. Denn Probleme mit Ruhestörungen und zu viel Müll vonseiten der Jugendlichen gibt es schon seit geraumer Zeit.

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Bürgermeister pocht auf Nachtruhe

Die öffentliche Meinung bei dem Thema scheint geteilt: Einerseits hätten die Jugendlichen zu wenig Möglichkeiten, in der Stadt etwas zu erleben. Durch Corona fiel fast alles aus, der Kulturpark, der Strand und das Belvedere boten eine Zuflucht. Und Musik brachten die Jugendlichen selber mit. Argumente, die Neubrandenburgs Oberbürgermeister Silvio Witt aber nicht stehen lassen will. „Übermäßiger Lärm nach 22 Uhr ist einfach verboten“, betont er. Witt bringt die Jugendlichen auch mit Sachbeschädigungen an den Spielplätzen im Kulturpark in Verbindung, die zugenommen hätten.

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Auch die Kritik, dass alternative Angebote für junge Leute in der Stadt fehlten, will der Bürgermeister nicht stehen lassen. Die Stadt habe extra eine neue Stelle geschaffen, die sich mit Jugendbeteiligung befasse. Dass man damit nicht alle Jugendlichen erreichen könne, sei ihm aber auch klar, so Witt. Trotzdem glaubt er, dass sich mit den gelockerten Corona-Maßnahmen vielleicht auch das Verhalten der Jugendlichen ändern werde. Wobei Jugendliche vielleicht der falsche Begriff sei, so Witt. Oft seien die Störer jünger als 16 Jahre.

Probleme mit Kindern und Halbstarken

Das kann auch Marco Voss, der Betreiber der Aloha-Bar am Brodaer Strand berichten. „Mit den Älteren haben wir weniger Probleme, mit denen kann man reden, die lassen sich was sagen“, berichtet Voss von seinen Erfahrungen. Die Jüngeren hingegen würden oft nur frech antworten, wohl wissend, dass sie noch nicht strafmündig sind und wenig zu befürchten haben.

Doch sobald Voss seine Bar betreibt, merkt er auch, dass es ruhiger wird am Strand. Er selbst habe überhaupt keine Probleme mit Vandalismus oder übermäßigem Lärm, da sei sein Laden am Strand eine Art Regulator. Dementsprechend glaubt er, dass es auch in Zukunft wieder ruhiger wird, wenn er zum Herrentag am 26. Mai das erste Mal im Jahr seine Bar aufmacht.

Techno-Partys sind geplant

Etwas später, nämlich Mitte Juni, starten dann auch wieder die Techno-Partys, die von Ingo Herbst organisiert werden. Hier hofft Herbst, dass mit der Wiederbelebung der beliebten Partys auch die Jugendlichen etwas ruhiger werden. „Es ist besser, wenn die Kids kontrolliert Party machen. Wir bieten einen Ansprechpartner, achten auf die Lautstärke und hinterlassen das Gelände sauber – das gibt es bei den Privatpartys nicht“, stellt Herbst klar. Deshalb bittet er bei den Anwohnern am Belvedere um Verständnis. Denn zuletzt entlud sich der Ärger über die laute Musik auch bei ihm. Herbst versichert jedoch, dass keine Lärmbelästigung vorliegt. Er habe die Lautstärke von Gutachtern messen lassen, die keinen Verstoß feststellen konnten.

Im Rathaus hofft man indessen, mit den wieder beginnenden Party-Angeboten lassen auch die illegalen Feiern wieder nach, die Müll und Ruhestörungen nach sich ziehen.