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Neues Heizungssystem

Mieterin friert in eigener Wohnung

Neubrandenburg / Lesedauer: 2 min

Bewohner können nur noch bedingt Einfluss auf ihre Wohlfühltemperaturen nehmen. Die Wohnungsgesellschaft verteidigt das neue System, mit dem viel weniger Kohlendioxid in die Umwelt gelangt. Einer Rentnerin graut aber vor den kalten Abenden.
Veröffentlicht:12.04.2018, 06:08

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Die Gegensätze könnten kaum größer sein. Während eine Mieterin der Neubrandenburger Wohnungsgesellschaft Neuwoges die geringere Wohnqualität in ihren vier Wänden wegen ständiger Unterkühlung beklagt, lobt das Unternehmen die neue Technologie zur Steuerung der Heizungsanlagen. Die Funktionaliät der Anlage als auch die der Heizkörper seien uneingeschränkt gegeben, so ein Neuwoges-Sprecher. Dies hätten sämtliche Prüfungen ergeben.

Von wegen, wehrt sich die Mieterin, die ihre Nachbarn hinter sich weiß. „Unsere Regler an den Heizkörpern wurden zu Attrappen degradiert“, sagt die Seniorin und verweist darauf, in ihrer Wohnung auch während der kalten Tage ständig weniger als 20 Grad Celsius zu messen. Das sei ihr zu kalt – und sie möchte selbst darüber befinden, wie warm es in ihrer Wohnung zu sein hat.

Darüber entscheiden aber – so ihr Eindruck – die Mieter, bei denen das neue Heizungs-Regulierungssystem schon eingebaut ist, nicht mehr selbst. Das Ganze sei ein Versuchsobjekt der Neuwoges, schimpft die Neubrandenburgerin, bei dem die Heizung der Wohnungen vom Wetterbericht abhängig gemacht werden und bei 10 oder 11 Grad Celsius die Wärmezufuhr abgestellt werde.

Neue Technologie richtet sich an Witterungsverhältnissen

In 1556 Wohnungen hat die Neuwoges diese eGain-Technologie zur Steuerung der Heizungsanlagen schon eingebaut. Die neue Technologie soll aus verschiedenen Daten ein optimales gebäudespezifisches Regelungsprofil entwickeln. Dazu werden unter anderem auch Messfühler in ausgewählten Wohnungen des Gebäudes angebracht. Diese Messwertgeber zeichnen kontinuierlich die Temperatur und die relative Luftfeuchtigkeit in der jeweiligen Wohnung auf.

Die ermittelten Werte werden an die eGain Energiedienstleistung in Berlin weitergeleitet. Gemeinsam mit den zu erwartenden Witterungsverhältnissen sowie weiteren Gebäudedaten, zum Beispiel Bausubstanz und geografische Gegebenheiten, werden die Regelungsprofile entwickelt, die eine effiziente und umweltverträglichere Steuerung der Heizungsanlagen ermöglichen sollen, so der Neuwoges-Sprecher.

Allerdings funktioniere das nur, wenn die Mieter „nicht ständig den Thermostatkopf ihrer Heizkörper bedienen“. Nur einmal soll der auf angenehme Temperatur eingestellt sein – danach können davon die Hände gelassen werden.

Angebot zur Erklärung der Funktionsweise

Die Erklärung will die klagende Mieterin nicht akzeptieren. Die Hausbewohner, teilt sie auch im Namen ihrer Nachbarn mit, seien „zutiefst frustriert und empört über die totale Ignoranz des Heizungsproblems. Ich fühle mich gegängelt, fremdbestimmt und der Möglichkeit enthoben, meine Wohnqualität zu beeinflussen“.

Verhärtete Fronten. Der Neuwoges-Sprecher kündigte aber an, der Mieterin die Funktionsweise der Heizungsregulierung zu erklären – und wie sie sich künftig am besten verhalten soll. Dann werde, lautet das Versprechen, auch diese Neubrandenburgerin „ihre persönliche Wohlfühltemperatur erreichen“.