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Modellstadt Neubrandenburg – Telekom zieht positives Fazit

Neubrandenburg / Lesedauer: 3 min

Ein gutes Jahr lang testete die Deutsche Telekom den Mobilfunkstandard Open RAN in einem Pilotprojekt in Neubrandenburg. Jetzt wurde eine erste Bilanz gezogen.
Veröffentlicht:10.05.2022, 17:14

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Eine Mobilfunk-Technik, die fast ein Jahr lang in einem bundesweiten Pilotprojekt in Neubrandenburg getestet worden ist, könnte womöglich 2023 zu einem größeren Einsatz kommen. Das stellte ein Manager des federführenden Konzerns Deutsche Telekom jüngst bei einem Kongress in Berlin in Aussicht. Demnach wird mit einer breit einsetzbaren Open-RAN-Lösung in der zweiten Hälfte des kommenden Jahres gerechnet.

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Wie das Tech-Portal heise.de berichtet, habe Petr Ledl, Leiter des Labors für Netzwerkversuche und Integration bei der Deutschen Telekom, ein überwiegend positives Fazit eines ersten Probelaufs mit dem offenen Mobilfunkstandard Open RAN in Neubrandenburg gezogen. Der Konzern habe eine Pilotphase in der sogenannten O-RAN-City Neubrandenburg inklusive eines betreuten Tests mit interessierten Teilnehmern abgeschlossen, habe der Techniker auf dem Kongress Open RAN World erklärt.

Projekt mit 10,5 Millionen Euro gefördert

Bei Open RAN (Radio Access Network, Funkzugangsnetz) gehe es um die Einführung offener Schnittstellen und damit um die Öffnung des Marktes für mehr Hersteller für die Komponenten von Mobilfunk-Antennennetzen. Hierbei handele es sich laut Telekom „um einen globalen Trend zur Erhöhung der Resilienz der Lieferketten, für mehr Kontrolle durch die Netzbetreiber und bessere Effizienz bei künftigen Mobilfunknetzen.

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Neubrandenburg sei als Modellstadt ausgewählt worden, weil eine Reihe von Voraussetzungen erfüllt waren wie die Verfügbarkeit, Typ und Anbindung von Mobilfunk-Standorten, die aktuelle Nutzung von Frequenzbändern und die Größe der Kommune. Grundsätzlich werde Open RAN derzeit vor allem im ländlichen Raum getestet, wo aufgrund geringerer Nutzerdichte keine leistungsstarken Lösungen benötigt werden. Das Projekt O-RAN-Town Neubrandenburg wurde vom Bundesministerium für Verkehr und Digitale Infrastruktur mit 10,5 Millionen Euro gefördert. Vodafone errichtet in Plauen mit „Protopolis“ ein ähnliches Projekt, hier fließen Fördermittel in Höhe von rund 1,5 Millionen Euro.

Keine Angaben zur Performance

Bei dem Test habe sich zudem herausgestellt, dass die Beteiligten „bis zu 99 Prozent” auf Open-Source-Komponenten setzen konnten, also auf Software-Komponenten, die von Dritten eingesehen, geändert und genutzt werden können. Die Telekommunikationsbranche erhofft sich von den offenen Systemen mehr Flexibilität und geringere Kosten.

Dem IT-News-Portal golem.de sagte eine Telekom-Sprecherin, dass nach dem Feldtest in Neubrandenburg ab 2023 „einsatztaugliche Systeme” erwartet werden. Die Telekom habe demnach erste Open-RAN-Stationen des US-Herstellers Mavenir in Neubrandenburg ausprobiert, die aber noch nicht für Kunden nutzbar waren. „Nur einige ausgewählte Testpersonen mit einer speziellen SIM-Karte konnten sich in das Netz einbuchen”, sagte die Telekom-Sprecherin. Zur Performance macht die Telekom keine Angaben.

Open RAN ist jedoch nicht unumstritten. Die renommierte und auf Technologie-Themen spezialisierte Unternehmensberatung Bearingpoint nennt den Hype um den offenen Mobilfunkstandard „aufgrund der nicht zu unterschätzenden Nachteile und hohen Risiken sowie der vergleichsweise weniger bedeutsamen Vorteile sehr fragwürdig.” Es gebe keinen klaren Hinweis darauf, dass die Technologie Deutschland oder gar Europa im Mobilfunk besserstellen wird. „Schnelle und leistungsfähige 5G-Netze können durch Open RAN (noch) nicht erreicht werden. Vor diesem Hintergrund ist der flächendeckende Open-RAN-Ausbau für Deutschland eine Fehlinvestition.”