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Leben im Hotel

Nach unheimlicher Brandserie herrscht noch lange keine Normalität

Neubrandenburg / Lesedauer: 3 min

Knapp zwei Monate nach der Brandserie in Neubrandenburg können die Mieter des Hauses noch immer nicht zurück in ihre Wohnung. Es gibt neue Kritik am Vermieter.
Veröffentlicht:15.05.2022, 13:50

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Der dritte Kellerbrand in der Koszaliner Straße 1 bis 7 war zugleich der schlimmste. Versorgungsleitungen des denkmalgeschützten WBS-70-Blocks wurden zerstört, die Neubrandenburger Wohnungsgesellschaft (Neuwoges) beziffert den Schaden mittlerweile auf eine Höhe von 200.000 Euro.

Katrin H. und ihre beiden Söhne können wie viele Mieter noch immer nicht in die eigene Wohnung zurück. Die Handwerker arbeiten im Keller daran, dass Strom und Wasser wieder funktionieren. Bis dahin ist die Familie in einem Hotel untergebracht. Damit geht es ihnen noch besser als anderen Mietern: Katrin H. weiß von einer 50 Jahre alten Frau, deren eigene vier Wände nicht mehr bewohnbar sind. Nach 50 Jahren habe sie aus dem Block heraus gemusst, die Neuwoges habe sie aber in einer neuen Wohnung untergebracht.

Im Aufgang Nummer 5 konnten die Mieter bereits am 8. April wieder die Wohnungen beziehen, teilt die Neuwoges auf Anfrage mit. So schnell ging es im Aufgang Nr. 7 nicht. „Die Verzögerungen im Wohnhaus Koszaliner Straße 7 sind auf diverse Engpässe bei den mit der Umsetzung beauftragten Unternehmen und auf einen durch die Brände verursachten umfangreicheren Aufwand der zu leistenden Arbeiten zurückzuführen“, erläutert die Neuwoges.

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Leben am Limit

„Man ist dennoch am Limit“, sagt Katrin H., die darum bat, nicht den vollständigen Nachnamen zu nennen. Die Neuwoges unterstütze die Mieter finanziell mit bis zu 150 Euro pro Tag in einer Ersatzunterkunft. Geld, das pro Wohneinheit bereitsteht, nicht aber pro Mieter. Die Kurzzeitobdachlosen mussten das Hotelzimmer selbst finden. Für drei Personen und einen Hund sei das mit dem Budget kaum möglich gewesen, berichtet Kathrin H.

Eine angebotene Ferienwohnung in Stavenhagen konnten sie nicht nehmen, da die Oststädterin auch noch ihren Vater pflegt. So sei der ältere Sohn bei dessen Vater untergekommen, der jüngere und seine Mutter gestalten seit Wochen ihren Alltag aus dem Hotelzimmer heraus. Fürs Wäsche waschen geht es zur Familie oder – abgestimmt mit dem Chef – auch mal zur Arbeit. Besonders die Essensversorgung und die Fahrerei gingen ins Geld, berichtet die Neubrandenburgerin, die zwischendurch sogar bei der Stadt Hilfe ersuchte. Sie wolle nicht meckern, sondern nur darauf aufmerksam machen, wie es ihr und anderen Mietern gehe. Viele würden denken, dass in der Straße nach der unheimlichen Brandserie wieder Normalität eingekehrt sei.

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Hundertprozentige Mietminderung

Immerhin: Wie die Neuwoges mitteilte und es Katrin H. auch schriftlich vorliegen hat, erhalten die Mieter eine hundertprozentige Mietminderung vom 22. März bis Ende Mai. Die Mieter gehen mit ihren Ausgaben jedoch in Vorkasse. Bislang gilt die Hoffnung, dass bis zum 30. Mai die Reparaturen wieder abgeschlossen sind, so die Neuwoges. Dann gebe es noch Restarbeiten im Keller, laut Kathrin H. wurde ihr auch dafür eine kleine Mietminderung gewährt. Doch für die Mutter zweier Söhne ist das wichtigste, endlich wieder in die eigenen vier Wände zurückkehren zu können.

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