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Kein Scherz

Neubrandenburg denkt über Bade-Gebühr nach

Neubrandenburg / Lesedauer: 2 min

Was jahrelang in Neubrandenburg als Tabu galt, wird jetzt offensichtlich ernsthaft zum Thema: Wer hier in der Stadt baden gehen will, muss vielleicht bald dafür bezahlen.
Veröffentlicht:26.04.2018, 06:03

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Eine kalte Dusche für die Neubrandenburger. Denn was in anderen Städten längst gang und gäbe ist, soll vielleicht bald auch in der Kreisstadt die Regel sein: Eintritt zahlen an den städtischen Strandbädern, um sich im Wasser zu erfrischen. In der Stadtverwaltung wird über „andere Formen der Bewirtschaftung der Badestellen“ nachgedacht, so eine Sprecherin des Rathauses am Mittwoch auf Nordkurier-Nachfrage. Das schließe die künftige Erhebung von Eintrittsgeld an den Ufern nicht aus.

Hintergrund des möglichen Tabu-Bruchs: Die Kosten für die Unterhaltung der drei Strandbäder Augustabad, Broda und am Reitbahnsee wachsen der Stadt über den Kopf. Rund 180  000  Euro müssen – einschließlich aller Kosten für die Rettungsschwimmer – dafür jedes Jahr auf den Tisch gelegt werden. Dazu kommen Ausgaben für Reparaturen wie jetzt wieder am Augustabad, wo der See regelmäßig Teile der Uferkante „frisst“. Die Ankündigung aus der Stadtverwaltung kommt nicht völlig aus heiterem Himmel. Am Nordkurier-Telefon hatten in den vergangenen Tagen einige Leser nach drakonischen Maßnahmen verlangt, um der wachsenden Müllproblematik an den Seeufern besser Herr zu werden. Eine der Forderungen von Neubrandenburgern lautete: Um den See und die Natur besser zu schützen, einen Zaun um die Strände setzen und für den Eintritt Geld verlangen.

Vor zwei Jahren noch undenkbar

Der Gedanke daran war noch vor wenigen Jahren in Neubrandenburg undenkbar – im Gegensatz zu anderen Kommunen. Oberbürgermeister Silvio Witt sagte vor gut zwei Jahren: „Die öffentlichen Badestellen am Tollensesee bleiben gebührenfrei zugänglich.“ Entsprechenden Ideen erteilte Neubrandenburgs Verwaltungschef damals eine klare Absage. „Zäune und Gebühren halten wir nicht für die geeigneten Mittel, unsere Stadt zu profilieren.“

Bevor die Idee um Strandgebühren allerdings auch Realität wird, müssen die Stadtvertreter dem zustimmen. Und zumindest die Fraktionschefin der CDU im Neubrandenburger Parlament, Diana Kuhk, erteilte dem Modell eine klare Absage: „Davon halte ich gar nichts“, so die Neubrandenburgerin. Strand und Seen seien für alle da, die Verhinderung der Müllberge sei eine ganz andere Sache. Ihr Kollege Roman Oppermann aus der SPD-Fraktion kann sich Gebühren wenigstens am Augustabad gut vorstellen. Mit der Infrastruktur dort erfülle die „Badestelle“ längst die Kriterien eines Freibades. „Und dafür muss woanders gutes Geld bezahlt werden“, so Oppermann. Nachdenken darüber dürfe nicht verboten sein.