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Prozessbeginn

Neubrandenburger wegen Mord in Winsen angeklagt

Neubrandenburg / Lesedauer: 3 min

Ein 47-Jähriger aus Neubrandenburg muss sich für den Tod seiner Ehefrau verantworten. Er soll vor den Augen der gemeinsamen Kinder auf sie eingestochen haben.
Veröffentlicht:22.11.2018, 15:22

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Das Aktenzeichen des Landgerichts Lüneburg liest sich so banal wie jedes andere auch. 27 Ks 13/18. Ein paar Buchstaben und Zahlen. Angeklagt ist ein 47 Jahre alter Mann aus Neubrandenburg, dem vorgeworfen wird, im niedersächsischen Winsen an der Luhe seine von ihm getrennt lebende Ehefrau getötet zu haben. 27 Ks 13/18 ist die Signatur eines Prozesses, der vor der 4. Großen Strafkammer am Donnerstag startete und mittlerweile in der Bundesrepublik zum Alltag gehört. Die polizeiliche Kriminalstatistik spricht lapidar von häuslicher Gewalt. Allein im Jahr 2017 wurden 147 Frauen von ihren Partnern getötet, so die jüngste Statistik, die das Bundeskriminalamt (BKA) zu Beginn der Woche vorstellte.

Ein Raunen ging durch die Zuschauerreihen, die hinter der Panzerglasscheibe im Schwurgerichtssaal saßen, als um kurz vor neun Uhr die Verbindungstür, die Richtung Gefängnis führt, auf einmal offenstand. Zwei Wachtmeister führten den Angeklagten mit dicken Handschellen um die Gelenke in das ehemalige Schloss am Markplatz der Hansestadt, das heute im Besitz der Justiz ist. Volker K. besprach letzte Details mit seinen beiden Verteidigern. Das Gericht unter Vorsitz von Richter Ulrich Subatzus nahm wenig später die Personalien auf. In ruhigem Tonfall sagte der Tatverdächtige: „Verwitwet, zwei Kinder neun und dreizehn Jahre alt.“

Anschließend verlas Staatsanwalt Joachim Kaub die Anklageschrift. Nachdem ihm die Ehefrau am Nachmittag des 27. Mai mitteilte, einen anderen Mann zu lieben und dass die Besuche der Kinder nur noch in Begleitung stattfinden sollen, fuhr der Neubrandenburger in die Reihenhaussiedung am Stadtrand von Winsen. Der 47-Jährige betrat an diesem schönen warmen Frühlingssonntag gegen 19.30  Uhr die Wohnung durch die unverschlossene Gartentür, griff sich in der Küche ein Messer. Klingenlänge 14 Zentimeter. Lautlos im Kriechgang schlich K. in das erste Obergeschoss. Aus einem der Zimmer drang die Stimme seiner Frau, sie telefonierte. Der Tatverdächtige öffnete die angelehnte Tür und stach unvermittelt auf seine acht Jahre jüngere Gattin ein. Der Gesprächspartner am anderen Ende der Leitung bekam die schrecklichen Schreie durch den Hörer mit.

Kinder musssten das Drama mit ansehen

Doreen K. trafen acht Stiche in den Oberkörper und verletzten wichtige Blutgefäße und das Herz. Trotz einer umfassenden Versorgung am Tatort und Operation in einem Hamburger Krankenhaus verstarb die Büroangestellte wenige Stunden nach der Attacke. Der Staatsanwalt sprach von einem heimtückischen Mord. Die Kinder mussten das blutige Familiendrama mit ansehen.

Die Anzeichen deuteten am Donnerstag auf einen quälend langen Indizienprozess hin. Verteidiger Dr. Jonas Hennig erklärte, zunächst die gerichtliche Besetzung zu prüfen. Die änderte sich kurzfristig, da der ursprünglich vorgesehene Richter derzeit im Krankenhaus liegt. „Wir gehen davon aus, dass kein Mordmerkmal erfüllt ist“, führte der Anwalt aus. Sein Mandant mache „wegen medialer Vorverurteilung“ zunächst von seinem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch. Am kommenden Mittwoch (28. November) geht die Verhandlung weiter. Wann die ersten Zeugen vor dem Schwurgericht aussagen ist noch unklar. Dem Beschuldigten droht eine lebenslange Freiheitsstrafe.